Alles zu seiner Zeit: Demnächst kommen die Außenanlagen des Wellendinger Kinderzentrums mit Kinderkrippe (linkes Bild) und Kindergarten (im rechten Bild ist das Areal des alten zu sehen) an die Reihe. Fotos: Pfannes Foto: Schwarzwälder-Bote

Was Holzspielgeräte für die Außenanlage auslösen: strenge Predigten und spannende Abstimmung

Wellendingen (apf). Den Kindergartenneubau unter die Lupe nehmen die Wellendinger Gemeinderäte bei einem Ortstermin und vergeben Aufträge für die Außenanlagen und diverse Spielgeräte.Was sich in obiger Zusammenfassung wie ein harmonischer Kindergeburtstag liest, verläuft mit so manchen Misstönen. Einerseits nutzen einige Gemeinderäte die Anwesenheit dreier Mitglieder (Jochen Möller, Andreas Klockow und Stefan Gsellinger) des Architekturbüros modul2a (Trossingen), um mit ihnen Tacheles zu reden, andererseits schaukelt sich die Entscheidung, ob Außenanlagenspielgeräte aus Holz oder aus Kunststoff sein sollen, zu einer "Glaubensfrage" (Bürgermeister Thomas Albrecht) innerhalb des Gemeinderats hoch. Sie mündet schließlich in eine Kampfabstimmung, in der die Verfechter von Kunststoff (Bürgerliste Wellendingen) mit sieben zu neun unterliegen.

Der Bürgerliste geht es um die Langlebigkeit der Gerätschaften und um geringe Wartungsarbeiten, wie Thomas Schauer noch kurz vor der Abstimmung zusammenfasst, nicht um eventuelle Preisunterschiede. Die nach Angabe von Hauptamtsleiterin Christine Link sowieso nicht gravierend seien. Die Bürgerliste hat sich vor einigen Tagen den Spielplatz unweit der Germanenstraße angeschaut und ist positiv überrascht vom guten Zustand der teilweise bunten Gerätschaften aus Kunststoff, die etwa sieben Jahre alt seien. Armin Klaiber fragt sich, wie Spielgeräte aus Holz in fünf Jahren wohl aussehen werden.

Andreas Klockow erklärt, dass Robinienholz, das härter als deutsche Eiche sei, verwendet werde. Die Garantie auf das Holz betrage zehn Jahre und fünf Jahre auf die Verarbeitung. Kindergartenleiterin Anna Villing findet, dass "Plastik nicht in diesen wunderschönen Kindergarten mit viel Holz" gehöre. Und Gemeinderat Thomas Albrecht wirbt intensiv für Holz und die naturnahe Gestaltung; schließlich gehe es um die Sinn-Bildung der Kinder. "Urmaterialien gehören den Kindern vermittelt."

Langlebigkeit kontra Sinn-Bildung

Als diese Schlacht geschlagen ist, ist es vor allem Mitgliedern der Bürgerliste ein Anliegen, mit "modul2a" zu kommunizieren. Die Präsentation einer aus ihrer Sicht dürftigen und kurzfristig vorgelegten Tischvorlage in der Sitzung vor zwei Wochen, in der es um Aufträge und Arbeiten im Wert von weit mehr als 200 000 Euro gehen sollte, hat für ein Reizklima gesorgt.

Vor allem die Vorlage für drei Holzhäuschen für insgesamt 36 557 Euro, versehen mit einem Bild, hat irritiert. Es wird gebeten, die Gemeinderäte rechtzeitig und umfassender zu informieren, damit diese sich Gedanken machen können (Alois Eisele). Und Armin Klaiber erwartet von der Verwaltung wenigstens einen Grundriss, um eine genauere Vorstellung zu erhalten. Architekt Jochen Möller teilt mit, dass dieses Projekt erst einmal storniert sei, dass man die vorgeschlagenen Häuschen aber auch nicht mit Angeboten aus dem Baumarkt vergleichen könne.

Um die zum Teil sehr strenge Tonlage zu mildern, verspricht der Bürgermeister, den Plan in der kommenden Sitzung am 10. April nachzureichen. Und Gemeinderat Thomas Albrecht merkt an, dass zwei Angebote immer besser seien.

Beschlüsse werden dann auch noch gefasst. Um die Außenanlagen soll sich "Gartenbau Schöppler (Meßkirch) kümmern (beinahe 144 000 Euro). Ebenfalls einstimmig erhält die gleiche Firma den Zuschlag für Außenanlagenspielgeräte nebst Sonnensegel (etwa 34 000 Euro). Und die Firma F&M Klaus Forster (Freisen) darf sich einstimmig um weitere Außenanlagenspielgeräte und Spielhäuser kümmern (34 215 Euro). Somit sind drei von vier Vergaben, die vor 14 Tagen storniert wurden, unter Dach und Fach.

Doch noch ist das Amen bei diesem Tagesordnungspunkt nicht gesprochen. Zwar gibt es schnell Konsens, dass eine Rundbank um einen Baum nicht sinnvoll sei und dafür zwei Fußballtore angeschafft werden sollen, doch die Frage nach dem Umzugstermin offenbaren noch einmal unterschiedliche Denkansätze.

Es wird nicht zur Glaubensfrage hochstilisiert, ob es in den Osterferien sein sollte, wie vorgegeben und von Verwaltung, Architekten und Kindergartenleitung vertreten, oder ob es nicht sinnvoller sei, den Umzug erst vorzunehmen, wenn alles fertig sei.

Weil die Kindergartenkinder nicht aus dem Schulgebäude tout de suite weichen müssen, wie Armin Klaiber auf Nachfrage erfährt, sollen die Arbeiten im Kindergarten erst vollendet werden, legt Bürgermeister Albrecht fest.