Das Heck eines der beiden Phantom-Jäger liegt auf einer Wiese am Ortsrand. Foto: Archiv Gemeinde Weilen

Absturz der beiden amerikanischen Phantom-Kampfjets jährt sich zum 40. Mal. Zeitzeugen erinnern sich.

Weilen unter den Rinnen - Nur knapp einer Katastrophe entgangen ist die kleine Schlichemgemeinde Weilen unter den Rinnen vor 40 Jahren. Ein Gedenkstein vor der Kirche erinnert daran, dass am 20. September 1977 zwei amerikanische Kampfjets über Weilen kollidiert und abgestürzt sind. Einer der Piloten überlebte den Absturz nicht.

Es war kurz vor sieben Uhr morgens, erinnern sich Augenzeugen. Der damals 13-jährige Helmut Fischinger, später Mitglied im Weilener Gemeinderat, erinnert sich an einen "furchtbaren Knall am Wochenberg". Er hatte auf den Schulbus gewartet, als das Unglück geschah.

Dichter Nebel

Durch den dichten Nebel an jenem Morgen sei wenig zu erkennen gewesen. man habe nur einen "riesigen Feuerball" gesehen, der dicht am Kirchturm vorbeischoss. Auch Martin Staiger, zu jenem Zeitpunkt ebenfalls 13 und auf dem Weg zum Schulbus, erinnerte sich an den lauten Knall. Als das Objekt über seinen Kopf hinweg geflogen und im nahegelegenen Märzengarten eingeschlagen sei, habe er befürchtet, dass ein Krieg ausbreche, und sich versteckt.

Die Erinnerungen des mittlerweile verstorbenen ehemalige Bürgermeisters Erwin Weinmann wurden in die Ortschronik aufgenommen: "6.50 Uhr: Aus Richtung Südwest höre ich das Geräusch von näher kommenden Düsenflugzeugen. Am Albtrauf ist dichter Nebel, Sichtweite zirka 150 Meter. Das Fluggeräusch verstärkt sich, und plötzlich erfolgen Detonationen. Der vor mir liegende Nebel färbt sich grellrot. Ich werfe mich auf die Erde. Aus Richtung Südwest nach Nordost schießt ein Feuerball zirka 150 Meter neben mir dicht am Kirchturm vorbei auf unser Dorf zu. In diesem Flammenmeer erkenne ich deutlich die Umrisse eines Düsenflugzeugs."

Während banger Sekunden drängt sich die Frage auf, ob die Maschine noch über die Gemeinde hinwegkommt, oder ob sie einen Teil des Dorfs mit seinen Einwohnern vernichten wird. Mehrere Explosionen und "erdbebenähnliche Erschütterungen" folgen. Dann wird es wieder ruhig. Splitter und Trümmerteile beschädigen Häuser und Autos. Das zweite Flugzeug ist beim Zusammenstoß nicht zerrissen worden, es zerschellt an einer Baumgruppe und brennt vollständig aus.

Fallschirm verheddert sich in Baum

Um einen der Piloten, der am Kinn verletzt ist, kümmert sich Bürgermeister Weinmann. Der Fallschirm des Amerikaners hatte sich knapp zwei Meter von ihm entfernt in einem Baum verfangen. Zwei weitere Fallschirme gehen weiter westlich nieder, einer davon, wie es in dem Bericht heißt, "mit hoher Geschwindigkeit". Noch immer fallen brennende Flugzeugteile zu Boden.

Die Ortsfeuerwehr ist bereits von Schülern alarmiert worden, hat den Brand im Gebäude Nummer 39 in der Hauptstraße nach kurzer Zeit unter Kontrolle. Bürgermeister Weinmann alarmiert weitere Rettungskräfte – darunter die Stützpunktfeuerwehr Schömberg – und die Polizei.

Es stellt sich heraus, dass die beiden Phantom-Düsenjäger von vier Piloten gesteuert worden waren. Im letzten Moment hatten sich drei von ihnen mit den Schleudersitzen aus den Cockpits katapultiert. Sie überlebten. Der 34-jährige Captain John-Mike Wertz starb im Cockpit seiner Maschine.

Es handelte sich dabei um zwei Aufklärungsjäger der amerikanischen Luftwaffe. Sie gehörten zu einer Staffel der Spangdahlem Air Base bei Trier und nahmen am NATO-Manöver "Reforger 77" teil. In Baumhöhe flogen sie auf die Gemeinde zu. Im Nebel streiften die Maschinen südlich von Weilen einen Wald, rissen mehrere Tannengipfel ab, stießen zusammen und stürzten ab.