Stuttgart - Es mag wie eine Flucht aussehen. Am Dienstag wird Walter Röhrl zu einer Skitour aufbrechen. In der Stille der Berge fühlt sich der zweimalige Rallye-Weltmeister am wohlsten. Vor allem an Tagen wie diesem: Röhrl wird 70 Jahre alt.

Die Abgeschiedenheit hat Röhrl auch schon während seiner Zeit als Rennfahrer gesucht. Vor jeder Rallye zog sich der gebürtige Regensburger in den Bayerischen Wald oder die Salzburger Alpen zurück. Da bereitete er sich auf seine anstehenden Aufgaben vor. Dieses Ritual konnte niemand aufbrechen. Auch kein Teamchef. Diese Erfahrung musste Tony Fall, 1982 sein Boss bei Opel, machen. „Vier Tage vor der Rallye Monte Carlo hatte ich definitiv keine Zeit für Werbeaufnahmen“, sagt Röhrl. In der Folge herrschte Funkstille zwischen beiden. Bis Röhrl seinen Arbeitgeber wechselte.

Seine Prioritäten hatte Röhrl klar festgelegt: Zuerst kam der Sport, danach die Vermarktung. „Wenn ich der Meinung war, dass mir etwas in meinem Streben, der Beste zu sein, nicht genützt hat, dann habe ich Nein gesagt“, erzählt er. Auch wenn ihm etwas nicht passte, hielt er mit seiner Meinung nicht hinterm Berg. Zu seiner aktiven Zeit in den 1970er und 1980er Jahren war dies noch möglich, ohne dass große Konsequenzen drohten. Selbstkritisch sagt er: „Heute wäre meine Karriere undenkbar.“

Zwei Weltmeistertitel zur Krönung der Karriere

Es war eine einzigartige Karriere. 1980 und 1982 wurde er Weltmeister. Insgesamt siegte er bei 14 WM-Läufen. Was ihn aber bis heute am meisten mit Stolz erfüllt, sind seine vier Siege bei der Rallye Monte Carlo auf vier völlig unterschiedlichen Autos: einem Fiat 131, einem Opel Ascona, einem Lancia 037 und einem Audi Sport Quattro. „Die Monte zu gewinnen, das war mein Lebensziel“, verrät er. Diese Rallye, die damals als Sternfahrt aus mehreren Städten Europas begann und in der „Nacht der langen Messer“ gipfelte, war das Wimbledon der Rallyes.