Salzstetter sammeln an Pinnwänden Ideen für künftige Vorhaben im Ort. Foto: Maier Foto: Schwarzwälder-Bote

Kommunales: Mit Veranstaltung zur Bürgerbeteiligung ist eine Basis für zukünftige Ziele entstanden

Von Walter Maier

Ellenlang ist die Wunschliste für die Entwicklung der Gemeinde Waldachtal, die bei Bürgerbeteiligungen in den Ortschaften zusammengetragen wurde. Da kommt auf die Verwaltung, die Bürgermeisterin, und den Gemeinderat viel Arbeit zu, Prioritäten zu setzen und die Finanzierbarkeit abzuwägen.

Waldachtal. Wohnungsmangel ist in der 1785 Einwohner-Ortschaft Salzstetten augenblicklich das Thema, das in aller Munde ist. Auch in der Gesamtgemeinde Waldachtal häufen sich die Anfragen nach Mietwohnraum. Mehr Bauplätze sind erforderlich, um dem Bedarf Einheimischer nachzukommen und die Bevölkerungszahl wieder wachsen zu lassen. Jetzt ist das Bürgermeisteramt aktiv geworden. Wer Wohnraum zu vermieten hat, kann sich mit Hauptamtsleiter Marcus Türk, Telefon 07443/96 34 20, oder per E-Mail: tuerk@waldachtal.de, in Verbindung setzen.

"Ziel der Gemeinde ist es, für alle Altersgruppen attraktiv zu bleiben", betont Bürgermeisterin Annick Grassi, die für neue Ideen dankbar sei. Für die 5849 Einwohner zählende Kommune an der Waldach wird im Rahmen eines Bürgerbeteiligungsverfahrens ein Entwicklungskonzept erstellt, um den Antrag als Schwerpunktgemeinde stellen zu können und Fördermittel aus dem ELR-Programm des Landes für die nächsten fünf Jahre zu bekommen. Bei den Veranstaltungen zur Bürgerbeteiligung machten in Tumlingen 22 Einwohner mit, in Lützenhardt 32, in Cresbach 27, in Hörschweiler 42 und in Salzstetten sage und schreibe 176 Einwohner.

Die gewählten Volksvertreter in Gemeinde- und Ortschaftsräten sowie die Gemeindeverwaltung haben jetzt mehr als genug Wünsche und Ideen auf dem Tisch, um die Weichen für die kommenden Jahre und Jahrzehnte zu stellen. Nach dem Zusammenschluss von fünf Ortschaften zur Gemeinde Waldachtal im Jahr 1974 sei es nach mehr als 40 Jahren an der Zeit, bei allen gewichtigen Ortschaftsinteressen auch Gemeinsames auf den Weg zu bringen, was das Zusammenwachsen der Teilorte fördert: Potenzial sei vorhanden, angefangen von öffentlichen Einrichtungen bis zu mehr Zusammenarbeit der Vereine und Institutionen als auch der Kirchen. Dahin zielen Vorschläge wie: Zusammenlegung von Vereinen (Beispiel: Fußball) und Vereins-Veranstaltungen, das Zentrieren der Vereinsarbeit als auch ein Gesamt-Sommerferienprogramm für alle Waldachtal-Kinder. Die Idee für einen Waldachtal-Festplatz steht im Raum: Standort-Möglichkeiten sind Sportgelände, Parkplatz der Feuerwehr Waldachtal, alter Tumlinger Sportplatz, alter Sportplatz Salzstetten beim Saile-Hof. Für die Ausweisung eines Wander-, Gehwege- und Fahrradnetzes könnte ein Arbeitskreis tätig werden.

Auf dem Wunschzettel steht ein gemeinsamer Wochenmarkt für ganz Waldachtal. Ein umfassendes Energiekonzept für Waldachtal wäre zeitgemäß. Dorftreffs für die Allgemeinheit seien den Waldachtalern wichtig. Formuliert wurde, in Hörschweiler einen Treffpunkt "Dorfkaffee" für Jung und Alt im Rathaus einzurichten. Standorte für moderne Bestattungsmöglichkeiten wie einen Friedwald sollte auch in Waldachtal ermöglicht werden.

Abwärtsspirale der Ortskerne wird beklagt

Heiße Eisen sind die Zentralisierung der Verwaltung mit Auflösung der Ortschaftsverwaltungen, ein zentrales Rathaus und Gemeindezenttrum, das Zusammenführen der Feuerwehren (Salzstetten verfügt noch über eine Abteilungswehr). Hier gibt es aber auch große Bevölkerungsschichten, die sich für dezentrale Verwaltungen, sprich, den Erhalt der Ortschaftsverwaltungen und Bürgernähe durch Bürgerbüros aussprechen. Ein Ratschlag betrifft die Einführung einer Grundsteuer C.

Allgemein beklagt wird die Abwärtsspirale der Ortskerne, das Schließen von Hotels und Gaststätten, die mangelnde Einzelhandelsversorgung und das Fehlen eines Vollsortimenters, der seit Jahren erwartet wird. Der Edeka-Markt lässt immer noch auf sich warten. Manche können sich eine Wiederbelebung des Pilger- stüble in Heiligenbronn vorstellen. Offen ist seit geraumer Zeit die Schaffung von sanitären Anlagen bei der Wallfahrtskirche Heiligenbronn. Etliche wollen eine Vesperkirche in Waldachtal realisiert sehen.

Kritisiert wird der schlechte Zustand der Straßen in der Gemeinde Waldachtal. Ein schnelles Internet und eine gesicherte Breitbandversorgung seien vorrangige Aufgaben. Konkretisiert worden ist eine Überlegung, die Gäste-Information Waldachtal im Rahmen eines Kooperationsvertrages in das Reisebüro Schweizer zu integrieren.

Modernes Mehrgenerationen-Wohnen sollte auch in Waldachtal thematisiert werden. Darüber hinaus gelte es, daran zu arbeiten, Baulücken zu schließen und Lösungen für leer stehende Häuser zu finden. Nicht ausreichend seien nach Auffassung der Bürger die Gewerbeflächen. Hier sollten Anreize geschaffen werden. Und was ist mit einer Gasversorgung? Eine zeitgemäße LED-Straßenbeleuchtung bringe Kosteneinsparung.

Mehr Sitzbänke könnten ein erster Schritt sein

Eine breite Bevölkerungsschicht moniert Angebote für die Senioren: Betreutes Wohnen, Pflegeheim und altersgerechtes Wohnen. Letzteres konkret in der Nähe zum Kurgarten in Lützenhardt und auf dem Ochsen-Areal in Salzstetten. Für betreutes Wohnen sei der Sattelacker Hof eine greifbare Möglichkeit. Moniert wird das Fehlen von attraktiven Angeboten für Jugendliche. Vorstellbar sei ein Jugendzentrum oder Jugendtreff. Der Öffnung bestehender Jugendräume könnte alternativ eine Chance gegeben werden.

Eine attraktivere Gestaltung des Tumlinger Sees und des Hörschweiler Sandbühlsees käme Einheimischen und Touristen zugute. Merkbar mehr Sitzbänke an expliziten Plätzen in der Landschaft des Waldachtals seien ein erster Schritt. Zur Überlegung gegeben wird ein Schutz der Natur entlang der Waldach. Die "Grüne Lunge" im Himmelreich bedürfe einer größeren Wertschätzung. Neu ist ein Einfall für einen Erlebnis-Spielplatz im Himmelreich. In das schon vorhandene Biotop-Vernetzungskonzept – für das eine Klärung und Prioritätenliste angemahnt wurde – könne auch der Bereich entlang des Talwiesenwegs eingebunden werden. Die Anlegung von Themen-Wegen, wie beispielsweise Rosenweg, sei auch eine touristische Bereicherung. Pflege vertragen könnten Wellnesswald und Krabbenweg. Angeregt wurde ein Treffen von Freiwilligen zur Durchführung von Verschönerungsmaßnahmen. Patenschaften für die regelmäßige Kontrolle von Wanderwegschildern sind denkbar.

Ein Mehr an sportlichen Angeboten wie Schwimmen, Fitness und Radwege als auch eine Männergymnastik eröffne eine aktive Freizeitangestaltung. Nachholbedarf gebe es bei der Anlage öffentlicher Parkplätze. Cresbach wolle einen Fußweg zum Friedhof und mehr Parkraum dort. Günstig für Fußgänger wäre ein Zebrastreifen in Oberwaldach. Erneut aufgeschlagen habe die Suche des Motorsportvereins nach einem Trainingsplatz für den Kartsport binnen der Gemeindegrenzen. Kinder in Waldachtal wären froh über einen Bolzplatz. Umgestaltet werden könnte der Kurpark in Lützenhardt. In Hörschweiler gibt es die Idee, Wasser und Abwasser sowie Strom für die außerhalb gelegene Feuerwehrhütte zu installieren. Waldachtal könnte sich Neuzugezogenen bei jährlichen Dorfwanderungen vorstellen. Bessere Busverbindungen gerade auch für Schichtarbeiter und ÖPNV-Taktung, vielleicht auch über Kleinbusse inklusive Minibusse zwischen den Ortsteilen könne Verbesserungen im Nahverkehr bringen.