Die Rückkehr der Hexen wurden von den Akteuren eindrucksvoll in Szene gesetzt (links). "Spüllomba" Thomas Fischer (links) beim "Ranzenanstich": Schon bald danach floss der Schnaps in Strömen aus des Ortsvorstehers Wanst. Fotos: Wagner Foto: Schwarzwälder-Bote

Fasnet: Schauriges Hexengericht klagt 13 junge Frauen an / Jetzt haben die Narren in Salzstetten das Sagen

"Ab heute haben wir das Sagen, und brauchen keinen Schultes fragen", kündigte Ober-Spüllomba Thomas Fischer aus der Narrenzunft Salzstetten die Fastnetszeit an. Rathauschef Wolfgang Fahrner musste wie in den Jahren zuvor den Rathausschlüssel an die Narren aushändigen.

Waldachtal-Salzstetten. Obendrein musste Fahrner sich noch "anstechen lassen". Vor seinem "Bäuchle" hing ein nicht minder kleines Schnapsfässchen, dass nach Narrenart direkt am Körper des armen Ortsvorstehers angestochen wurde. Mit einem Holzhammer, ganz wie auf der "Wiesn", trieb Fischer den Hahn durch das "Knopfloch" des Amtsträgers.

Ohne Gnade und nach einem unfairen Prozess dem Feuer übergeben

Wie in den Jahren zuvor (außer 2016, abgesagt wegen Schnee) waren auch an diesem Abend zahlreiche Schaulustige gekommen, um der jährlichen Zeremonie beizuwohnen. Fischer proklamierte in närrischen Ton: "Ob Kur-Etat oder Kinderhaus – man schmiss das Geld zum Fenster raus! Wer ist schuld an diesem Mist, dass Waldachtal nun pleite ist?"

Fischer handelte nach dem Motto: "Wer im Ort hat viel verbrochen, der wird an Fasnet angestochen." Doch Fahrner hat die Hundesteuer nicht erhöht: "Ob Dackel oder Bernhardiner – ein Hund ist was für Großverdiener", schimpfte Fischer weiter. Fischer behandelte den "Ladenschluss" der Feuerwehrabteilung ebenso wie die Schließung der Volksbank und des Schlachthauses. Doch beruhigte er die lieben Leut: "Salzstetten – so schön gelegen – hier wird es immer Sonne geben."

Ebenfalls Tradition ist der "Hexenprozess zu Salostetten", der unter schaurigen Lichteffekten und brennenden Feuern mehr als nur Gänsehautcharakter hat. Angeklagt darin sind 13 junge Frauen aus der Ortschaft, die unter strenger Bewachung und in aller Öffentlichkeit ihrer Vergehen (Pakt mit dem Teufel und Hexerei) angeklagt sind und ohne Gnade nach einem unfairen Prozess den prasselnden Feuern übergeben werden.

In diesem Moment wird die Zeit auf 1524 zurückgedreht und der Obervogt "Adelbert der Freie" von Salostetten (Roger Ganszki) verhängt die Strafe. Doch oh weh – in ihren letzten Worten verfluchen die zu Unrecht verurteilten Mädchen Ort und Beteiligte. Und nach genau 100 Jahren kehren sie zurück; jede einzelne von ihnen mit Rachegedanken erfüllt und treiben fortan stets am Verurteilungstag ihr Unwesen im Dorf.

Das Schauspiel der Narrenzunft von der Anklageverlesung bis hin zur Rückkehr der Hexen mit Tanz und Aufführung war derart gekonnt in Szene gesetzt, dass manchen Betrachtern Schauer über den Rücken liefen. Seit 1983 wird diese Tradition in Salzstetten gepflegt und die Leute danken es mit ihrem zahlreichen Erscheinen. Lichteffekte und Utensilien aus der Pyrotechnik rundeten das Narrentreiben perfekt ab und sorgten für schaurig, düstere Stimmung auf dem Rathausplatz.