Großes Interesse bei den Christen in Waldachtal fand der ökumenische Gesprächsabend. Fotos: Maier Foto: Schwarzwälder-Bote

Religion: Katholische und evangelische Christen in Waldachtal sind sich näher gekommen

Einen spannenden Verlauf nahm der ökumenische Gesprächsabend "Typisch Kirche – was uns eint, was uns trennt". Position bezogen der evangelische Pfarrer Markus Arnold (36) und der katholische Pfarrer Anton Romer (65), während Bürgermeisterin Annick Grassi moderierte.

Waldachtal. Die Christen in Waldachtal mühen sich um die Einheit an der Basis. Davon zeugte auch, dass sich rund 60 evangelische und katholische Geschwister für dieses Thema interessierten und im evangelischen Gemeindehaus die Sichtweisen beider großer Kirchen erklären ließen.

Zum Papsttum, dem Knackpunkt einer angestrebten Einheit der Christen, meinte Pfarrer Arnold: "Mit den letzten drei Päpsten hat die katholische Kirche einen echten Glücksgriff getan." Die Bibel sei wieder in den Mittelpunkt gerückt worden. "Ich habe meinen Bischof Bedford-Strohm und gleichzeitig bin ich mein eigener Papst in Waldachtal", meinte der evangelische Pfarrer. Dagegen sagte der katholische Pfarrer Romer: "Petrus war der erste Papst und das wurde immer weiter gegeben. Früher waren das eher Weltfürsten als geistige Männer." Weiter sagte er: "Die Unfehlbarkeit des Papstes muss man geschichtlich betrachten. Heute würde man wohl nicht mehr so entscheiden." Genauso komme der oft kritisierte Prunk aus der Zeit heraus.

Was bedeuten Heilige?

Die Bedeutung von Heiligen? Romer: "Wir wollen alle heilig werden und zu Gott kommen". Romer räumte ein, dass es in der katholischen Kirche freilich eine gewisse Marienfrömmigkeit gebe. Die evangelische Kirche wähle den direkten Weg zu Gott, erläuterte Arnold. Hier brauche es niemanden dazwischen. Beten könne man jedoch füreinander, zum Beispiel für eine gute Mathearbeit. Trotzdem könne man von Heiligen etwas lernen, von ihrem Vorbildcharakter.

Die von Christus eingesetzten sieben Sakramente der katholischen Kirche will Romer als sichtbares Zeichen von Gottes Liebe verstanden wissen. Nach Luthers Auffassung sei die Ehe ein weltlich Ding und habe mit der Kirche nichts zu tun, nahm Arnold Stellung zu den nur "zweieinhalb Sakramenten" der evangelischen Kirche. Romer erläuterte auch den Brauch von Segnungen, vom Haus bis zum Fahrzeug, als Schutz vor Gefahren. Sakramentalien seien Segnungen. Hierzu werde der besondere Segen Gottes erbeten. "Entscheidend ist das Segnungsgebet." Die evangelische Kirche, so Arnold, sei da an Zeichen ärmer: "Nur Menschen werden gesegnet. Gottes Segen zusprechen ist möglich. Die Sache mit den Gegenständen unterscheidet uns wesentlich."

Wichtiger für Romer ist: "Der Heilige Geist wirkt in seiner Kirche, auch in den reformierten Kirchen, das glaube ich." An seiner Kirche schätzt Romer das Eucharistie-Verständnis, die Liturgie, die Sakramente und die Einheitsübersetzung der Bibel. Arnold erklärte: "Ich schätze die große Freiheit als evangelischer Pfarrer und die wir als evangelische Christen haben". Ihm gefallen die stärkere Fixierung auf die Bibel und das mündige Christsein. "Das ist in der evangelischen Kirche noch da, aber die katholische Kirche holt hier stark auf."

Markus Arnold schätzt, dass Katholiken erleben, was feiern bedeutet. Hier sei die evangelische Kirche "sehr karg". In Sachen Feierlichkeit könnte die evangelische Kirche nachlegen und auch die Lebendigkeit afrikanischer Kirchen erwägen. Sich selbst mehr mit der Bibel zu beschäftigen, das könnten katholische von den evangelischen Geschwistern lernen, meinte Romer. "Ich schätze die Bibelkenntnis der evangelischen Christen und das gute Miteinander zu Pfarrer Arnold und dem evangelischen Pfarrer in Pfalzgrafenweiler." Die Ökumene in Waldachtal finde großen Anklang. "Dass wir zwei (Arnold und Romer) es gut miteinander können, ich glaube, das merkt man", manifestierte Romer.

Die Zukunft der Ökumene

Wie geht es weiter mit der Ökumene in Waldachtal? Arnold sprach von Verletzungen in der Vergangenheit und appellierte, Gräben zuzuschütten und zur Versöhnung aufzubrechen. Aber: "Ich glaube nicht, dass wir wieder zu einer Kirche werden. Das geht schon kirchenrechtlich nicht, zum Beispiel wegen der Dogmen." Für Christen, egal welcher Kirche sie angehörten, sollte Jesus im Mittelpunkt stehen. "Als Christen müssen wir Antwort geben können denen, die überhaupt nichts mehr glauben. Im Abendmahl-Thema ist Bewegung drin." Das neue Ökumene-Schlagwort "Versöhnte Verschiedenheit" meine, man könne in der Form unterschiedlich sein, aber inhaltlich auf einer Spur.

Romer sieht "die Einheit in der Vielfalt". Und: "Als Christen wollen wir zusammenstehen auf Grundlage der gemeinsamen Bibel." Er trage die Hoffnung, dass man sich weiter annähern könne.

Bürgermeisterin Grassi fand: "Ökumenische Gottesdienste in Waldachtal klappen schon gut. Wir wollen Ökumene im Kleinen praktizieren." Beide Waldachtal-Pfarrer ergänzten sich sehr gut. Auch als Religionslehrer, dies betonte der katholische Diakon i.R. Wilhelm Pöndl, habe er gute Erfahrungen mit der Ökumene gemacht.