Die Kur-Apotheke Lützenhardt im Wandel der Zeit: Nach 37 Jahren übergibt Manfred Tillwich die Geschäftsführung in jüngere Hände. Foto: Wagner Foto: Schwarzwälder-Bote

Versorgung: Der Lützenhardter Apotheker Tillwich übergibt die Geschäftsführung zum 1. April hin

Vor 37 Jahren eröffnete Manfred Tillwich kurz nach seiner Approbation zum Arzt die Kur-Apotheke in Lützenhardt. Der über das Waldachtal hinaus bekannte Apotheker mit Doktortitel kann heute auf ein sehr ereignisreiches und bewegtes Berufsleben zurückblicken. Im Alter von 67 Jahren will Tillwich nun seine Karriere als Apotheker beenden.

Waldachtal-Lützenhardt. Geboren im Jahr 1950 in Berlin, wuchs Manfred Tillwich zwei Jahre später in Sindelfingen auf. Die Eltern von Tillwich verschlug es zu jener Zeit aus beruflichen Gründen nach Baden-Württemberg. In Horb-Ahldorf ließ sich die Familie letztlich im Jahr 1960 nieder, wo Tillwichs Eltern einen neuen Standort für ihre eigene Firma fanden. Die Dr.Tillwich GmbH Werner Stehr hat bis heute ihren Sitz in Ahldorf und vertreibt unter anderem Präzisionsschmierstoffe, Uhrenöle und Tribologische Dienstleistungen. Auf dem Gymnasium in Horb lernte Tillwich während seiner Schulzeit Irmgard Steiner kennen, die er einige Jahre später heiratete.

Nach seinem Abitur studierte Tillwich zunächst ein Semester in der Chemie, wechselte jedoch letztendlich in die Fachrichtung der Pharmazie. In einem Härtefallverfahren sicherte sich Tillwich zudem einen Studienplatz in der Medizin, worauf er zunächst seinen Fokus richtete. Dennoch betrieb Tillwich für einige Semester ein paralleles Studium und sammelte in der Rosenapotheke in Altensteig erste Erfahrungen im Notfalldienst. Ein Studienkollege, der einige Jahre später eine Apotheke in Alpirsbach eröffnete, ermutigte Tillwich, ebenfalls eine eigene Apotheke zu eröffnen. Über das Telefonbuch versuchten die beiden Studenten zu jener Zeit, medizinisch unterversorgte Gebiete auszumachen. In Waldachtal-Lützenhardt wurde Tillwich nach seinem Abschluss in der Pharmazie schließlich fündig. Der damalige Bürgermeister Rudi Axt zeigte sich begeistert vom Vorhaben des jungen Apothekers und bestätigte den dringenden Bedarf einer Apotheke in der Region.

Banken nicht begeistert

Die Umsetzung gestaltete sich allerdings schwierig. Um den notwendigen Kredit für den Bau der Apotheke inklusive einer Arzt-Praxis und Parfümerie zu bekommen, klapperte Tillwich sämtliche Banken bis nach Stuttgart ab. Diese gaben sich meist wenig begeistert über den Traum des tatkräftigen Mannes. "Entweder schickten sie mir einen Lehrling oder ließen mich erst gar nicht auf einem Stuhl Platz nehmen", erinnert sich der Apotheker. Einzig die Volksbank in Horb hörte sich die Planungen des jungen Mannes genau an und willigte schließlich in ein Darlehen ein. Im Rhythmus von drei Monaten arbeiteten die Bauarbeiter im regelmäßigen Wechsel an der Errichtung der Apotheke und der Praxis, bis eines Nachts ein besorgter Bürger sich telefonisch beim Apotheker meldete. Dieser wies darauf hin, dass der Baukran sich zu neigen beginne und wenig Standfestigkeit zeige. Was Tillwich zu jener Zeit nicht wusste war, dass der frühere Verlauf der Waldach sich durch das Gelände der Apotheke zog und der Boden eine weichere Beschaffenheit aufwies wie zuvor vermutet.

Nach weiteren Investitionen verliefen die Bauarbeiten allerdings planmäßig, womit der Termin zur Eröffnung am 19. Mai 1980 eingehalten werden konnte. Drei Wochen zuvor hatte Tillwich sein medizinisches Studium erfolgreich abgeschlossen und richtete parallel seine Apotheke und Parfümerie ein, während mit Horst Richter ein Facharzt in die Arztpraxis einzog.

Anwohner stehen Schlange

Zur Eröffnung standen die Anwohner aus Waldachtal bereits eine halbe Stunde vor den Öffnungszeiten der Apotheke Schlange. "Ein Kunde hat sein Rezept vier Wochen lang aufgehoben, um es bei uns abzugeben", erinnert sich Tillwich. Mehr als 100 Kunden sorgten am Eröffnungstag für einen gelungenen Start der Kur-Apotheke. Nach der Geburt von Tochter Cornelia (1981) und Sohn Falko (1983) promovierte Tillwich im Jahr 1987 zum Doktor der Medizin. 1991 wurde Tillwichs zweiter Sohn Marius geboren, ein Jahr später eröffnete der Apotheker eine Filiale der Kur-Parfümerie in Dornstetten.

Seither führt Tillwich ein gemütliches Landleben in Waldachtal und begann sich im Ortschaftsrat sowie Gemeinderat politisch zu engagieren. Seit 1996 fungiert er zudem als Beirat des Landesapothekerverbandes Baden-Württemberg und beschreitet den ersten Vorsitz der Region Schwarzwald-Nord. In den Jahren 2008 und 2009 übernahm Tillwich zwei weitere Apotheken in Dornstetten und Schopfloch.

Vieles hat sich in den vergangenen 37 Jahren seiner Tätigkeit verändert. Die Räumlichkeiten der Kur-Apotheke Lützenhardt wurden im Laufe der Jahre mehrmals umgebaut und modernisiert, um den Wünschen und Bedürfnissen der Kunden gerecht zu werden. Auch vom einstigen hellen "Eichen-Dekor", das Tillwich in einem alten Prospekt der Apotheke zeigt, ist längst nichts mehr zu sehen. Vor zwei Jahren stellte der Apotheker noch als einer der ersten in der Umgebung ein computergesteuertes Lagersystem vor, das für einen schnelleren Ablauf beim Bedienen der Kunden sorgen soll.

Mittlerweile ist der Apotheker mit Doktortitel dreifacher Großvater und will nun die Leitung seiner drei Filialen zum 1. April in jüngere Hände übergeben. "Ich gebe diese Aufgabe gerne ab. Die Apotheke braucht junges Blut", verdeutlicht der 67-Jährige. Ganz will Tillwich sich allerdings nicht zurück ziehen: Vielmehr wird er der neuen Geschäftsführung weiterhin beratend und als Aushilfe zur Verfügung stehen. "Nach 37 Jahren bin ich dann zum ersten mal Angestellter", lacht der Apotheker. Ebenso hat Tillwich seinen Traum von der Medizin bis heute nicht aufgegeben. "Ich wollte immer Arzt sein", verdeutlicht Tillwich. Die Aufgaben und Verpflichtungen um den Bau und die Unterhaltung der Apotheke machten dies damals jedoch nicht möglich, weshalb sein eigentliches Ziel immer weiter in die Ferne rückte. Durch die Abgabe der Geschäftsführung dürfte Tillwich nun eher Zeit haben, sich mit dem Thema nochmals zu befassen.