Als übergesetzter Chor ließ der evangelische Kirchenchor Tumlingen-Hörschweiler das "Tochter Zion" erklingen. Fotos: Maier Foto: Schwarzwälder-Bote

Religion: Pfarrer Arnold: "Geht es wirklich gerecht zu in unserer Welt?" / Antworten bei Adventsfeier der evangelischen Christen

Christliche Antworten aus der Bibel und aus Kirchenliedern auf den menschlichen Frust des Jahres gab es bei der Adventsfeier der Evangelischen Kirchengemeinde Waldachtal. Pfarrer Markus Arnold beleuchtete das brennende Thema: "Geht es wirklich gerecht zu in unserer Welt?"

Waldachtal-Tumlingen. In die Zeit um 1630, als in Europa der 30-jährige Krieg tobte, in Städten bis zu 90 Prozent der Menschen starben und Europa im Chaos versank, blendete Pfarrer Markus Arnold in seiner Ansprache zurück. Der evangelische Pfarrer von Königsberg, Georg Weissel (1590 bis 1635), habe "Macht hoch die Tür" gedichtet, das heute als Nummer eins im evangelischen Gesangbuch steht. Das 1623 verfasste Adventslied auf den 24. Psalm fehlt heute in keinem christlichen Gesangbuch.

Wie eine Person, die im dicken November-Nebel auftauche, so Arnold, sei in der Zeit des Untergangs des Volkes (Prophet Jeremia), eine neue Zeit durch den hellen Lichtschein Gottes für alle Völker, die in der Finsternis leben, angekündigt worden. "Jesus bringt Heil und Leben. Mit diesem König bricht die große Freudenzeit der Menschheit an." Alle Völker der Welt sehnten sich nach Recht und Gerechtigkeit. "Nur wenige Prozent der Bevölkerung, vor allem in den Industriestaaten, besitzen über 90 Prozent des weltweiten Finanzvermögens. Geht es da wirklich gerecht zu in unserer Welt?" Und: "Menschen aus allen Teilen der Welt fliehen nach Europa, weil sie in ihren Heimatländern nicht mehr leben können, keine Perspektive mehr haben." Waldachtals Pfarrer: "Die Fragen nach Recht und Gerechtigkeit werden immer lauter und immer drängender. Man kann sie nicht mehr wegschieben." Einfache populistische Antworten genügten nicht. Jesus schaue auf das Leid und das Elend. Er wisse um die Frustrationen im Jahr 2016 und den Hunger nach Frieden in unserer Welt. Kann es Frieden geben? Markus Arnold: "Ja, das ist die biblische Botschaft. Denn Gott selbst schafft diesen Frieden." Die Verheißung des Neuanfangs aus dem Alten Testament gebe Hoffnung auch nach 2500 Jahren.

"Machet die Tore weit, Hosianna", so öffnete der evangelische Kirchenchor Tumlingen-Hörschweiler unter Leitung von Chorleiterin Katharina Wilding in der Christuskirche das Fenster zum Advent. Erhebend intonierte der Chor, übergesetzt als Doppelchor zur Gemeinde, das "Tochter Zion" als interessante Variante. "Die Nacht ist vorgedrungen", deutete auf das Licht von Weihnachten. Musikalisch trugen auch das Blockflöten-Duo Denise Bohnet und Vanessa Brieskon als auch Organistin Margrit Baur an der Vleugels-Orgel zum Adventsgottesdienst bei.

Schnell ausverkauft war das von der Kirchengemeinde unter Regie von Waltraud Welle zubereitete Mittagessen: Salzbraten, Knödel, Blaukraut. Pfarrer Markus Arnold konstatierte: "Gutes Essen macht zufriedene Gesichter." Bei Kaffee und Kuchen im Gemeindehaus erzählte Kirchengemeinderätin Waltraud Welle in schwäbischem Dialekt die eigenwillige, aber sehr amüsante weihnachtliche Geschichte über das "Weggentaler Kripple", für das Sebastian Blau meisterhaft Verse verfasste, die nach Baden-Württemberg passen. Der Rottenburger Schriftsteller Josef Eberle (1901 bis 1986), der unter dem Pseudonym Sebastian Blau in schwäbischer Mundart publizierte, verlegte die Weihnachtsgeschichte von Bethlehem einfach in heimische Gefilde. Bilder von den Krippenfiguren untermalten das populäre Gedicht des Gründers und Verlegers der Stuttgarter Zeitung über die berühmte Krippe im Weggental, unweit der Domstadt gelegen. Zum Weihnachtsliedersingen im Saal des Gemeindehauses spielte der Posaunenchor Waldachtal unter Leitung von Hans Georg Bohnet: Von "Lobt Gott ihr Christen alle gleich" bis zu "Fröhliche Weihnacht überall". Bei der Adventsfeier im evangelischen Gemeindehaus wurden Bastelartikel angeboten.