Hobby: Familiäres Treffen der Freunde von Waldwagen und Schäferkarren / Übernachten im "eigenen Wohnzimmer"

Abenteuer und ein Hauch von Romantik war spürbar beim zweitägigen Wald- und Schäferwagen-Treffen bei der Kapfhalde-Forsthütte unweit von Salzstetten. Organisiert wurde es von Elmo Vater von den Freunden alter Fahrzeuge Waldachtal.

Waldachtal-Salzstetten. Jedes Treffen schreibt seine Geschichten. 23 Wald- und Schäferwagen bildeten eine Wagenburg wie einst die Siedler im Wilden Westen. Davon stellten allein die Waldachtaler Freunde alter Fahrzeuge 15 Stück. Und sieben steuerten die Schlepperfreunde aus Weiden bei.

Innerhalb der Wagenburg wurden Sitzgarnituren aufgestellt und ein Lagerfeuer entfacht. Lichterketten von Wagen zu Wagen illuminierten den Festplatz stimmungsvoll. Gemütlich zusammensitzen und die Kameradschaft pflegen stand im Vordergrund. Familiär ging es allemal zu: Vom Baby bis zum über 70-Jährigen waren mehrere Generationen vertreten. Waldwagen boten Waldarbeitern nicht nur Wetterschutz, sondern dienten auch als mobile Vesperstube. Darin bewahrten sie auch ihre Arbeitswerkzeuge auf. Neben den Holzmacherwagen fuhren in Salzstetten auch etliche Schäferkarren vor, die sich in der Form von den Waldwagen unterscheiden.

Elmo Vater aus Salzstetten und der frühere Mönchhofsägemühle-Besitzer Georg "Schorsch" Ziegler gelten als die Gründungsväter des nunmehr achten Treffens für Waldwagen und Schäferkarren. Elmo erinnerte an das erste Treffen 2010 bei seinem Bruder Michael in Cresbach beim Sportplatz: "Das Fest ist buchstäblich ins Wasser gefallen. Es hat zwei Tage geregnet." Heuer bilanzierte Elmo Vater: "Die Leute passen zusammen. Wir sind gleich gestrickt." Die Frauen backten Kuchen und machten Salate. Auch ein größeres Zelt wurde aufgeschlagen, indem Kühlschrank und Getränke untergebracht wurden. Obendrein hatten noch etliche ihren eigenen Grill dabei. Die Kinder bevorzugten es jedoch, ihr Stockbrot am offenen Lagerfeuer zu backen. "Zu vorgerückter Stunde kann es sein, dass wir auch singen", bemerkte der aus Isny stammende Georg "Schorsch" Heininger, der immer das Wappen seiner zweiten Heimat Glatten mitführt.

Zum Frühstück gibt es Rührei mit Speck

Begleitet wird er stets von seiner treuen Magyar Vizsla-Hündin Kira, einer ungarischen Vorsteher-Jagdhündin, welche in dem Schwarzwälder Bracke-Rüde "Anton", einem Wälderdackel aus Aach, einen unzertrennlichen Freund gefunden hat. Auch für ein gutes Frühstück wurde vorgesorgt: "Es gibt Rührei mit Speck zum Frühstück." Heininger erzählte, dass es nach dem Hype für historische Schlepper nur die logische Folge war, auch Anhängerwagen zum Übernachten bei Treffen zu bauen. "Innen hat jeder seine Privatsphäre." Jeder hat sich sein eigenes kleines Reich mit erstaunlichem Wohnkomfort geschaffen. So hat sich Werkzeugmacher Elmo Vater den Luxus eines Waschbeckens und Herdes geleistet. Der Koch- und Waschplatz leistet gute Dienste. "Jeder Wagen hat seinen eigenen Charme", meinte Gast Reiner Stikel aus Nagold anerkennend.

Oldtimer-Traktor-Liebhaber Walter Saier aus Grünmettstetten, hat in seinen fast zwei Tonnen schweren Wetter-Schutzwagen Baujahr 1959 eine moderne Rückfahrkamera eingebaut. Die Innenbeleuchtung wird von einer Batterie gespeist, die via Solartechnik geladen wird. Da Saier bei Ausfahrten meistens als Letzter fährt, hat er hinten an seinem Waldwagen einen Spruch zum Schmunzeln angebracht: "Stau ist nur hinten, vorne läufts prima!" Ein 120 Liter großes Mostfass dient als Wasserfass. Auch eine gasbetriebene Kühlbox darf nicht fehlen: "Ein bisschen Komfort haben wir schon, damit die Butter nicht davon läuft", erklärte der Oldtimerfreak aus Grünmettstetten, einer der Aktivposten bei den Freunden alter Fahrzeuge Waldachtal. Praktisch ist das Hoflicht mit Kerze. "Innen sei es im Sommer relativ kühl, weil das Fichteholz reguliert", sagte Walter Saier. "Es ist immer ein angenehmes Klima." Wenn es kühler sei werde eben der Holzofen angefeuert. Ralf Schöb, gebürtig aus Mengen und seit 2002 mit Familie wohnhaft in Horb-Altheim, hat seinen Familienwagen gleich mit zwei Schlafkojen ausgestattet. Die Kinder Timo und Felix freuten sich auf das Übernachtungsevent am Waldrand und sahen gebannt zu, als der Vater seine Drohne über dem Festplatz kreisen ließ. "Ohne Traktor könnte ich nicht leben", sagte Fendt-Schlepper-Fahrer Karl-Heinz Faßnacht (62), der zusammen mit seiner Frau Angelika, geborene Kreidler, aus dem nahen Obertalheim mit seinem schmucken Schäferwagen erstmals zu einem solchen Treffen fuhr: Im Schlepptau seine Enkel Jonathan (5) und Leonie (6), Traktoren verrückt wie der Opa. Das Mitglied der Freunde alter Fahrzeuge Waldachtal schätzte das "große Familientreffen". Der stolze Besitzer von drei Fendt-Traktoren plant 2018 mit seinem 57 PS Fendt über den Großklockner zu fahren.