Mit der Polonaise wurde beim Eröffnungsball in Salzstetten ausgelassen gefeiert. Foto: Wagner Foto: Schwarzwälder-Bote

Fasnet: Beim Brauchtumsabend ist der Auftritt der Tuders der Höhepunkt / Bächles-Hexa sind eine echte Bereicherung

Von Eberhard Wagner und Ingrid Letzgus

Mit buntem Programm und schaurigen Hexentänzen feierte die Narrenzunft (NZ) Salzstetten den traditionellen Brauchtumsabend, zu dem auch wieder viele Zünfte aus Nah und Fern eingeladen waren. Ein Höhepunkt folgte dem nächsten und begeisterte die zahlreichen Gäste.

Waldachtal-Salzstetten. Den Auftakt des Programms gestaltete die Tanzgarde Salzstetten, gefolgt von den Schellennarren. Ein feuriger Showtanz der Garde sowie der traditionelle Schellentanz der Narrenzunft (NZ) Salzstetten begeisterte ebenso wie die Darbietung der Hirrlinger Schloßhexen und ihren "Brunnenschpuiern" (Schpuier – schwäbisches Wort für speien). Der Hexentanz der Laibedal Hexen aus Bad Imnau erntete ebenso große Anerkennung wie der "Mallorca"-Showtanz des Salzstetter Gesindes.

Ein bunter Abend mit dem Wunsch, den Brauchtum der schwäbisch-alemannischen Fasnet zu feiern. Bereichert wurde die Veranstaltung noch von Strobeshald-Hexen aus Kiebingen, den Gwitter-Hexen aus Ofterdingen, den Schietinger Schlehen- und Obstackerhexen, den Rottenburger Neckarzottel, den Gäu-Hexen Gäufelden und den Luziferturm-Hexen aus Horb. Ebenfalls unter den geladenen Gästen befand sich auch die Gruppe der Bächles-Hexa aus Waldachtal, die sich erst vor zwei Jahren formierte. Auslöser waren sieben junge Damen und Herren, deren Wunsch, sich einer eingetragenen Zunft anzuschließen, mit der Gründung einer eigenen Hexengruppe endete. Der Namen Bächles-Hexa wurde aufgrund der Waldach und ihren zahlreichen Nebenflüsschen gewählt.

Symbolisch für die Gewässer und das Wasser allgemein spiegeln sich die Farben auch in der Gewandung sowie der einfachen und doch sehr eindrucksvollen Maske wider. Durch die deutlich bleichen Akzente entsteht schnell der Eindruck einer Wasserleiche, was jedoch auch so gewünscht ist.

Sicher galt das Verbergen in Flüssen und Seen

In der Zeit der Hexenverfolgung und der darauffolgenden großen Inquisition, unter anderem ausgelöst durch die Bulle von Papst Innozenz VIII im Jahre 1484 und der Veröffentlichung des Malleus Maleficarum (der Hexenhammer) von Jakob Sprenger und Heinrich Institoris wurden viele Frauen gezwungen, ihr Heil in der Flucht zu suchen. Sicher galt sogar das Verbergen in Flüssen, Seen und Teichen. Sogar die Bäche wurden als Versteck genutzt, meist jedoch ohne Erfolg.

Dieses Schicksal greifen die Aktiven der Bächles Hexa auf und spiegeln dies in ihrem Aussehen wider. Ein weiterer Grund, warum ausgerechnet Waldachtal in den Namen der Hexen gesetzt wurde, liegt in der Tatsache, dass die passionierten Herrschaften alle ihren Wohnort beziehungsweise ihren Arbeitsplatz in der Gemeinde haben. Und ein weiterer wichtiger Faktor spielte bei der Gründung eine Rolle: "Wir wollten eine Gruppe, in der Männer als auch Frauen willkommen sind", erklärt die Gruppenchefin Tanja Heckmann. "Auch Familien mit Kindern sind für uns eine Bereicherung."

Für die musikalische Unterhaltung sorgte an diesem Abend das Duo "Die Lausbuba" aus Bondorf, die in Oktoberfestmanier die Gäste unterhielten. Von aktuellen Songs bis hin zu zünftigen Schunkelliedern verstand es das Duo den Nerv des Publikums zu treffen und auch noch den letzten Tanzmuffel zum "Schwofen" zu animieren.

Die Tudors sorgen für ausgelassene Stimmung

Kein Halten gab es dann beim traditionellen Höhepunkt, dem Auftritt der Tuders. Wie schon am Abend zuvor brachte die Gruppe das feierwütige Volk zum Toben. Faszinierend für viele Zuhörer der älteren Generation, die die Tuders noch als "Luschdige Tuters" in Erinnerung hat, welche zu Beginn ihrer Laufbahn im Jahre 1978 in bunten Clownskostümen der Fasnet in Salzstetten das Leben einhauchten. In jener Zeit noch mit Waschbrett, Rasseln und einzelnen Trompeten ausgerüstet, wurden die "Luschdigen Tuters" schnell zum Synonym für Spaß, Unterhaltung und Tradition. Rohes Sauerkraut und Heringe werden bei Umzügen von den heutigen Tuders nicht mehr an verdutzte Zuschauer verabreicht und das Repertoire hat sich ebenfalls dem Lauf der schnelllebigen Zeit angepasst, doch nach wie vor steht die musikalische Unterhaltung im Vordergrund. Wenn auch der ein oder andere mit Wehmut an die Zeit von "Rätätä, morgen hem mir Schädelweh", "Rucki-Zucki" und "Jo, mir sind mit dem Radl do" zurückdenkt, als die Fasnet noch keine reine Partyveranstaltung, sondern noch das Feiern von Brauchtum repräsentierte.