In einem Beitritt zum Landschaftserhaltungsverband sehen einige Gemeinderäte hauptsächlich Nachteile

Von Eberhard Wagnerund Ingrid Letzgus

Waldachtal. Der eingetragene Landschaftserhaltungsverband (LEV), vertreten durch seinen Geschäftsführer Peter Heffner, stellte sich am Dienstag in der Gemeinderatssitzung vor. Nicht alle Gemeinderäte sind vom Konzept und der Notwendigkeit des Vereins überzeugt und stimmen einem Beitritt der Gemeinde zu.

In der Vergangenheit traten immer mehr Bürger mit ihren Problematiken bezüglich der Landschaftspflege an die Gemeindeverwaltung heran. Nicht immer war es dabei möglich, fachlich und sachlich richtige Antworten zu geben. Deshalb wurde vor einiger Zeit der Kontakt zum LEV aufgenommen, der im Juli 2013 im Landratsamt Freudenstadt gegründet wurde. Vorsitzender des Vereins ist Landrat Klaus Rückert. Etliche Gemeinden und Verbände sind inzwischen dem LEV beigetreten, wie etwa die Kreisstadt Horb, Schopfloch, Eutingen oder Freudenstadt. Ebenfalls zu den Mitgliedern zählen bereits der Kreisbauernverband Freudenstadt, der NABU Bezirksverband Gäu-Nordschwarzwald und der Bezirksimkerverein Freudenstadt.

Heffner stellte in der Sitzung den Verein ausführlich vor und erläuterte dessen Aufgaben und Ziele. Zweck des Vereins ist die Förderung des Naturschutzes und der Landschaftspflege. Die Kernaufgabe des LEV ist die Erhaltung und Entwicklung von Kulturlandschaften, die eine besondere Rolle für die biologische Vielfalt, die Offenhaltung der Landschaft und das Landschaftsbild haben. Die Umsetzung erfolgt unter anderem durch die Anwendung der Landschaftspflegerichtlinien in enger Kooperation mit den zuständigen Behörden und Flächenbewirtschaftern.

Damit leiste der LEV auch einen wichtigen Beitrag zur Erfüllung der "Natura 2000", führte Heffner weiter aus. Er erfülle Verpflichtungen des Landes, die neben dem Erhalt wertvoller Lebensräume wie den artenreichen Blumenwiesen oder Wacholderheiden auch bedrohte Arten wie den Rotmilan, den Feldhamster, die Spelt-Trespe oder den gelben Enzian umfassen. Die Landschaftserhaltungsverbände bieten eine umfassende, auf die Region und den Einzelfall bezogene kostenlose Beratung an und organisieren die anschließende praktische Umsetzung von Maßnahmen. So zum Beispiel auch zur Biotop- und Landschaftspflege, zum Erhalt von Streuobstwiesen oder der extensiven Landnutzung.

Dringender Handlungsbedarf wurde deutlich

Vor kurzem hatte eine Begehung mit Bürgermeisterin Annick Grassi, Cresbachs Ortsvorsteher Heinz-Otto Renz, LEV Geschäftsführer Heffner sowie dessen Kollegin Brigitte Bader stattgefunden. Bei dieser Exkursion wurde schnell deutlich, dass dringender Handlungsbedarf bestehe, wie Grassi in der Sitzung betonte. Auch Renz, der sich noch in der vorherigen Sitzung recht skeptisch bezüglich eines Beitritts zur LEV geäußert hatte, zeigte sich nun überzeugt und plädierte für einen Beitritt der Gemeinde in den Verein.

Genauso überzeugt – aber "vom Gegenteil" – ist Gemeinderat Friedrich Gerhard. Er lobte zwar "die wunderbar ausführliche und plastische Vorstellung" des Vereins durch Heffner, sah jedoch in keinster Weise irgendeinen Vorteil der Gemeinde im Beitritt in den LEV.

Überhaupt könne er die Aktivitäten des Vereins im Großen und Ganzen nicht nachvollziehen. Als großer Naturliebhaber und -schützer sah er die vom LEV aufgezeigten Maßnahmen als unnötig an und kritisierte diese sogar. Allein das Mulchen der Wiesen im Frühjahr, wenn die Fauna und Flora wieder zum Leben erwache, wirke sich schädigend aus. Er berief sich dabei auf eine Statistik, die besage, dass durch dieses Mulchen fast 60 bis 80 Prozent des Blattwerks und nahezu 80 Prozent der Tiere, die sich auf den Wiesen befänden, zerstört und getötet werden. Weitere Kritik übte er an dem Mitgliedsbeitrag von 800 Euro, den der Beitritt der Gemeinde Waldachtal die Steuerzahler kostet. Gerhard sieht die Lösung der Naturpflege eher in der aktiven Nachbarschaftshilfe und ehrenamtlichen, sachkundigen Helfern. Selbst wenn Eigentümer aus den unterschiedlichsten Gründen, zum Beispiel Krankheit oder Alter nicht mehr für die Pflege ihrer Grundstücke sorgen könnten, müsse es dennoch Alternativen geben, so Gerhards Meinung.

Bürgermeisterin Grassi sieht das anders. "Auch das Ehrenamt braucht eine Struktur und vor allem fachliche Unterstützung", sagte sie. Des Weiteren vertrat sie die Meinung, dass die Kosten für die Landschaftspflege ohne Beitritt zum Verein die Gemeinde eher noch teurer zu stehen käme.

Letztlich beschloss das Gremium doch den Beitritt zum LEV, allerdings mit drei Enthaltungen und zwei Gegenstimmen.