Scheiden tut weh: Bürgermeister Heinz Hornberger (links) freut sich ebenso wie seine Ehefrau Lola auf den verdienten Ruhestand nach 40 Jahren Amtszeit. Zu den ersten Gratulanten zählte Landrat Klaus Michael Rückert. Foto: Wagner

40 Jahre hat Schultheiß Geschicke der Gemeinde geleitet. Zur Verabschiedung gibt's keine großen Ehrenworte.

Waldachtal - Er wollte kein großes "Tamtam" und schon gar keine hochtrabenden Festreden: Waldachtals Bürgermeister Heinz Hornberger, der die Geschicke seiner Gemeinde 40 Jahre lang leitete, wollte leise und unauffällig in Ruhestand gehen. Doch ganz so einfach machten es ihm die Gemeinderäte und Landrat Klaus Michael Rückert nicht.

In seiner letzten Gemeinderatsitzung am vergangenen Dienstag im Haus des Gastes in Lützenhardt nahm Bürgermeister Heinz Hornberger seinen Abschied. Die zuvor anstehende Tagesordnung war überraschend schnell abgehandelt. Es dürfte wohl eine Premiere der besonderen Art gewesen sein, denn zum ersten Mal gab es aus der Mitte des Gremiums keine einzige Zwischenfrage zu den einzelnen Themen.

Selbst der Gemeindehaushalt 2013, vorgelegt und erläutert von Kämmerer Markus Staubitz, wurde schweigend zur Kenntnis genommen. Zu wichtig und bedeutsam war den Räten der letzte Punkt der Sitzung: Die Verabschiedung ihres Bürgermeisters.

Die zahlreichen Bürger, die das Haus des Gastes an diesem Abend aufsuchten, mussten nicht lange auf die offizielle Verabschiedung ihres Schultheiß warten. Es war Hornbergers Stellvertreter Franz Schweizer vergönnt, die Verabschiedung Hornbergers einzuleiten. "Du hast es uns ja verboten, Dich mit großen Ehrenworten zu verabschieden. Eine große, öffentliche Verabschiedung hast du dir ebenfalls nicht gewünscht", sagte Schweizer. Das Gremium habe diesem Wunsch Rechnung getragen: "Ein Bild sagt mehr als tausend Worte", kündigte Schweizer einen schönen Lichtbildvortrag über Hornbergers Amtszeit in Waldachtal an, der ebenfalls komplett ohne Worte auskommen würde.

Und so wurde es doch noch eine bewegende Geschichte über einen Bürgermeister, der mit großem Einsatz, Mut und Liebe im Dienst seiner Gemeinde wirkte. "Er geht leise", könnte der Titel des Vortrags ebenfalls gelautet haben. Die Regie führte im Film als auch im Wirken Hornbergers das wirkliche Leben. Landschafts- und Gebäudefotos aus allen Ortsteilen der Gemeinde paarten sich mit Meilensteinen, die der Rathauschef während seiner Dienstzeit setzte. Natürlich gehörten dazu auch die Grundschule in Waldachtal-Tumlingen, das Feuerwehrhaus in Lützenhardt sowie zuletzt die Realisierung des richtungsweisenden Kinderhauses im Himmelreich (Tumlingen). Selbstverständlich kann ein 15-minütiger Vortrag kein ganzes Leben eines Mannes nachzeichnen, der über 40 Jahre im Dienst seiner Gemeinde stand. Dennoch wurde damit verdeutlicht, dass mit Hornberger ein bedeutender Mann Waldachtals in Ruhestand geht.

Dies weiß und anerkennt auch Landrat Klaus Michael Rückert. "Bis gestern galt für mich Redeverbot", schmunzelte der Kreischef. "Das kam beinahe schon einer Ausladung gleich. Trotzdem habe ich mein Kommen angekündigt und sogar eine Ausnahmegenehmigung für ein paar Sätze erwirken können."

Die anschließende Laudatio sprengte zwar den Umfang jener Ausnahmegenehmigung, doch sie war durchaus der Bedeutung des Abschieds angemessen. Rückert beleuchtete Hornbergers Wirken treffend: "Du warst nun genau 14 737 Tage als Bürgermeister im Amt", sagte Rückert. Als jüngster Bürgermeister in Baden-Württemberg begann 1974 die 40 Jahre andauernde Karriere Hornbergers, dessen Durchhaltevermögen und Beliebtheit ihn nun zu einem der dienstältesten Bürgermeistern machte. Und beliebt muss er wohl gewesen sein, sonst wäre er sicher nicht viermal von seinen Bürgern wiedergewählt worden.

Dies bescheinigte ihm auch der Landrat, der seinen CDU-Parteifreund als geradlinigen und fairen, verlässlichen Partner bezeichnete. Mit Sachverstand und Fleiß habe Hornberger seiner Gemeinde gedient, wobei vor allem der Mensch und Bürger im Mittelpunkt des Wirkens gestanden habe. Rückert bezeichnete Hornberger als "Politisches Urgestein", das gleichzeitig als "Überzeugungstäter" fungiert und gewirkt habe. Die vielen poltischen Ämter wie etwa im Kreistag oder als Vorsitzender des Regionalverbandes Nordschwarzwald haben ihre Zeichen hinterlassen. Umso größer formulierte Rückert seinen Respekt vor der Erfüllung all dieser Aufgaben in Richtung Hornbergers. Rückert vergaß auch nicht, Hornbergers Ehefrau Lola für die langjährige, entbehrungsreiche Unterstützung ihres Mannes zu danken.

"Es bleiben nur noch drei Sachen übrig", kündigte Franz Schweizer im Anschluss an. Das Gremium um Schweizer weiß, dass Hornberger sportlich interessiert ist, deshalb gab es einen Gutschein für eine komplette Sportausrüstung, gespendet von privatem Geld der Räte. Von der Gemeindeverwaltung gab es mehrere Präsentkörbe, für Ehefrau Lola ein üppiges Blumenbukett. Hornbergers 40-jährige Dienstzeit würdigte Schweizer mit einem Kfz-Schild: "HOR-NY 40" war ein treffender Beitrag für die Leistung des Altbürgermeisters.

Gestern "besuchte" Hornberger noch einmal sein Büro im Rathaus Lützenhardt, um die Akten an seine Nachfolgerin Annick Grassi zu übergeben. Grassi wird am kommenden Dienstag, 18. November, von Franz Schweizer in einer außerordentlichen, öffentlichen Sitzung des Gemeinderats als neue Bürgermeisterin verpflichtet und vereidigt.