In Bremen fühlt sich die Waldachtalerin Birgit Bergmann wohl. Foto: JFL Photography/fotolia Foto: Schwarzwälder-Bote

Interview: Vom Waldachtal an die Weser: Schwäbin sitzt im Parlament der Freien Hansestadt im Norden der Bundesrepublik

Waldachtal/Bremen. Vom beschaulichen Waldachtal in die Hansestadt Bremen: Birgit Bergmann, geborene Schmelzle, hat das geschafft. Inzwischen sitzt sie sogar im Parlament der Freien Hansestadt Bremen, der sogenannten "Bürgerschaft". Im Interview verrät sie, was sie gen Norden verschlagen hat und wie sie von dort aufs Waldachtal schaut.

Frau Bergmann, wie kommt man aus dem Waldachtal nach Bremen?

Durch Zufall. Mein Mann arbeitete bei Bosch und hat den Ruf für eine Professur nach Bremen bekommen. Dann habe ich die Fühler ausgestreckt und haben dann ebenfalls erst mal begonnen an der Universität Bremen zu arbeiten.

Was unterscheidet Waldachtal und Bremen?

Bremen hat ein sehr offenes Herz. Als ich am Anfang in die Hansestadt gekommen bin, hat mich das begeistert. Die Leute waren alle supernett und offen. Doch ich habe erst nach einer längeren Zeit gemerkt, wer mich wirklich nett findet. Der Übergang zum Du kam kaum. Das ist im Süden einfacher. Wenn ich wieder im Waldachtal bin, finde ich die Menschen auf den ersten Blick zurückhaltend, fast etwas unfreundlich. Bis ich sie dann wieder verstehe und weiß, wie ich sie nehmen muss.

Was ist schöner – Waldachtal oder Bremen?

Ich bin nach dem Abitur nach Freiburg gegangen, Wien, Sydney und Stuttgart. Ich habe die Großstadt vorgezogen. Bremen mag ich, doch das Waldachtal finde ich auch schön. Einmal im Jahr gehe ich in den Süden und sage mir: Berge müssen sein. Dazu besuche ich natürlich meine Familie im Landkreis Freudenstadt.

Gelernte Sozialpädagogin, Wirtschaftspsychologin und Unternehmensberaterin. Wie kommt man da in die Bürgerschaft?

Ich lebe seit 2009 in Bremen. Bürgerschaft, Rathaus und Handelskammer sind um einen Platz gruppiert. Dort, wo auch die Bremer Stadtmusikanten stehen. Auch die Arbeitnehmerkammer ist in der Nähe. Da kennt jeder jeden, und man sagt deshalb, Bremen ist ein Dorf mit Straßenbahn. Diese Nähe kann man auch Filz nennen. Ich habe das genau beobachtet. Mir sind viele Sachen aufgestoßen: Die Einseitigkeit, das gnadenlose Schuldenmachen ohne zu überlegen, wie man die Ausgaben refinanziert. Als Schwabe denkt man da völlig anders.

Und warum die CDU?

Es kam dann das Drängen von Freunden. Ich habe gedacht, ich probiere es mal. Gestört haben mich die Folgen von 70 Jahren linker Politik – die extreme Verschuldung. Bremen ist eine Kaufmannsstadt. Die Kaufleute sind über diese Politik auch nicht glücklich und ziehen sich zurück. Da bin ich 2014 in die CDU eingetreten und wurde im Mai 2015 in die Bürgerschaft gewählt.

Bleiben Sie in Bremen?

Der Bremer ist weltoffen. Die Willkommenskultur ist hier sehr ausgeprägt, fast jeder ist privat engagiert. Als gelernte Sozialpädagogin schlägt dafür mein Herz. Außerdem kann ich hier – weil es so schön flach ist – in die Bürgerschaft mit dem Fahrrad fahren. Das sind fünf Kilometer. In Stuttgart könnte ich das schon allein wegen der Berge nicht.  Die Fragen stellte Jürgen Lück.