Sommerfest mit Asylbewerbern im Pfarrgarten in Salzstetten / Gutes Miteinander an Kaffee- und Spiele-Nachmittag

Von Walter Maier

Waldachtal-Salzstetten. Was für ein fröhliches Fest: In die Offensive gingen die Turnerfrauen der Sportfreunde Salzstetten. Spontan haben sie die 16 Asylbewerber aus Pakistan, die seit dem 29. Juli im katholischen Pfarrhaus in Salzstetten eine vorübergehende Bleibe gefunden haben, zu einem Sommerfest in den Pfarrhof eingeladen.

Es gab keinerlei Berührungsängste. Die Begegnungen trugen dazu bei, Ängste und Vorurteile in der Bevölkerung abzubauen.

Die Idee für den Begegnungsnachmittag hatte Ella Reitz, die mit ihrer Initiative bei den Freizeitsport-Kameradinnen ein gutes Echo gefunden hat. Ella Reitz sagte gegenüber unserer Zeitung: "Ich dachte, ich mache mal den Anfang. Unser Beispiel soll Schule machen für die anderen Vereine. Ich wollte einfach ein Zeichen setzen." Die 65-jährige hatte sich Gedanken gemacht, wie man etwas für die Asylbewerber tun kann.

Der Spaßfaktor beim gemeinsamen Spielen stellt sich schnell ein

Dazu hatte nämlich Pfarrer Anton Romer von der katholischen Gemeinde aufgerufen. Ella Reitz engagiert sich als aktives Mitglied und Schatzmeisterin des katholischen Frauenchores und organisiert seit einigen Jahren die Frauen-Wallfahrten in der katholischen Kirchengemeinde Sankt Agatha.

Im Pfarrhof wurden an einem schattigen Platz Tische und Bänke aufgestellt. Die Turnerfrauen kredenzten Kaffee und Tee sowie selbst gebackenen Kuchen. Anneliese Wehle stiftete den Kaffee. Kuchen-Spezialitäten schwäbischer Hausfrauen, von Schmand-Aprikose über Marmor-Gebäck bis zum Heidelbeerkuchen als auch Snacks backten Gerlinde Bürkle, Irmgard Erath, Edith Gebauer, Hedwig Kantorczyk, Brigitte "Conny" Klink, Gertrud Luger, Ruth Luger, Ella Reitz und Marianne Singer. Ihrem Ruf als Küchenfürstin wurde Cäcilia Hug ob ihres Engagements und Fleißes gerecht. Lola, die Ehefrau des früheren Waldachtaler Bürgermeisters Heinz Hornberger, überbrachte einen Obstkorb als Geschenk an die Pakistaner. Pfarrer Anton Romer und die Diakonsfamilie Pöndl konnten wegen anderer Verpflichtungen nicht dabei sein.

Ella Reitz organisierte Spiele wie Mensch ärgere dich nicht. Das Miteinander bei diesem Gesellschaftsspiel funktionierte und schnell stellte sich der Spaßfaktor ein. Nach gelungenen Spielzügen oder Rauswürfen ertönte schallendes Gelächter über den Pfarrhof. Bei sommerlichen Temperaturen fanden die jungen pakistanischen Asylbewerber und die Salzstetter Turnerfrauen einen guten Draht zueinander. Sprachliche Barrieren zwischen der pakistanischen Landessprache Urdu und Deutsch überbrückten alle Beteiligten durch freundliches Gestikulieren oder durch einige Englisch sprechende Protagonisten. Auch Federball-, Faustball- und Fußballspielen sorgte für Abwechslung. Das Animationsprogramm à la Conny Klink wirkte ansteckend für alle. Doch sie konnte auch ganz nachdenklich sein: "Man merkte schon, dass manche der Pakistaner Heimweh haben." Das konnte sie aus ihren Gesichtern herauslesen.

Mit gutem Beispiel voran ging Pfarrbüro-Sekretärin Marlies Störzer, die die Einladung an die Asylbewerber übermittelte. Überhaupt: Störzer hatte den jungen Männern aus Asien schon zuvor gezeigt, wie sie den Elektroherd zum Kochen nutzen und gab den Fremden zusammen mit Elisabeth Steimle zweimal einen Deutsch-Sprachkurs.

Seit Jahrzehnten treiben die Turnerfrauen, die 2016 ihr 50-jähriges Jubiläum feiern können, regelmäßig Freizeitsport mit Übungsleiterin Anja Kreidler. Sie managen sich selbst, allen voran durch Hannelore Kreidler und Ella Reitz sowie Sportverein-Beiratsmitglied Brigitte "Conny" Klink. Ella Reitz organisiert dieser Tage einen zweitägigen Turnerfrauen-Ausflug ins Wipptal.

Die 20 Turnerfrauen des Sportvereins sind mit gutem Beispiel vorangegangen. Werden andere Salzstetter und Waldachtaler Vereine folgen? Schon beim Weinfest der Brühlbach-Sportler Salzstetten machten sich die Asylbewerber beim Aufbau nützlich und bei Fußballspielen der Salzstetter Bezirksliga-Elf sind sie auch öfters anzutreffen.