Gestern sind junge Männer in das leer stehende katholische Pfarrhaus in Salzstetten eingezogen / Herzliche Begrüßung

Von Walter Maier

Waldachtal-Salzstetten. Gestern sind 16 Asylbewerber aus Pakistan in Salzstetten eingetroffen. Freundlich lächelnd stiegen die jungen Männer im Alter von 18 bis 33 Jahren aus dem Bus, der sie von dem Landes-Erstaufnahmelager Ellwangen in den Nordschwarzwald chauffierte. Die Neuankömmlinge finden im leer stehenden katholischen Pfarrhaus eine vorübergehende Bleibe.

Gleich nach ihrer Ankunft sind die Pakistaner in die ehemalige Diakonenwohnung eingezogen, wo früher die Familie Pöndl über drei Jahrzehnte lebte. Etwas erschrocken über die Zahl von 16 Asylbewerbern äußerte sich Pfarrer Romer, der aufgrund der Räumlichkeiten nur acht bis zehn Flüchtlinge erwartet hatte. Denn: "Wir haben in der Wohnung im Pfarrhaus nur eine Toilette und zwei Duschen sowie eine Waschmaschine."

Herzlich begrüßt wurden die Pakistaner von den Vertretern der kirchlichen und bürgerlichen Gemeinde. Der katholische Pfarrer Anton Romer sagte als Gastgeber: "Es ist ein Akt der Nächstenliebe, dass wir diese Menschen aufnehmen." Jedenfalls hatte er schwäbische Brezeln und Mineralwasser zur Begrüßung mitgebracht. Sein evangelischer Pfarrer-Kollege bekräftigte: "Wir arbeiten als bürgerliche und kirchliche Gemeinden miteinander." Er wolle die Gemeindemitglieder zur Mitarbeit aufrufen, halte aber weniger von Zwangsbeglückung. Erst mal, so Pfarrer Arnold, müsse man den Bedarf der Asylbewerber abchecken. Sportliche Betätigungen seien sicherlich auch möglich.

Bürgermeisterin Annick Grassi lobte die katholische und evangelische Kirchengemeinde: "Dass die Kirchen sich so engagieren, das finde ich gut. Wir dürfen uns der Verantwortung nicht entziehen. Wir als Gemeinde haben ein Interesse daran, die Flüchtlinge zu integrieren und Hilfe von der Gemeindeverwaltung anzubieten." Hauptamtsleiter Markus Trick, der für Anschlussunterbringung der Asylbewerber in der Gemeinde Waldachtal verantwortlich ist, teilte mit, dass in den Vorjahren schon 13 Asylbewerber zugeteilt worden seien und diese in verschiedenen gemeindeeigenen Wohnungen, so in der Forchenwaldstraße in Lützenhardt, untergebracht werden konnten.

Keine Verständigungsprobleme hatte Raju aus Sri Lanka, der im Auftrag des Landratsamtes Freudenstadt zusammen mit Patrick Lutz die Angekommenen zukünftig als Hausmeister in der Unterkunft betreuen wird. Raju spricht sowohl Hindi als auch Deutsch. Der zuständige Heimleiter Edgar Günter betreut mittlerweile 140 Asylbewerber, vorwiegend die in der Gemeinschaftsunterkunft in Dornstetten-Aach. "Gemäßigte Pakistani haben schon Aufenthaltsgenehmigungen für fünf Jahre bekommen", informierte Günter. Soll heißen: Die Chance, in Deutschland Asyl zu bekommen, ist bei diesem Herkunftsland nicht aussichtslos. Offiziell wollte sich in Salzstetten dazu aber niemand konkret äußern.

Die große Wohnung mit mehreren Räumen im alten Pfarrhaus in Salzstetten hat das Landratsamt gemietet. Jeder Pakistani bekam zunächst sein Taschengeld ausbezahlt, das er monatlich erhalten wird. Verpflegen werden sich die Asylbewerber selber. Im Pfarrhaus haben sie eine Kochgelegenheit.

Für die Caritas Schwarzwald-Gäu war deren Sozialbetreuer Pascal Haug vor Ort. Er kümmert sich um die Pakistaner, wenn sie beispielsweise krank werden und möchte jede Woche mal kommen.

Diakon i.R. Wilhelm Pöndl, der fast jeden Tag vor Ort sein wird, zeigte sich gerührt, als er die Pakistaner in seine ehemalige Dienstwohnung einziehen sah. Kaum nach ihrem Eintreffen waren die Pakistaner mit ihren Handys eifrig am Telefonieren. Unter vorgehaltener Hand flüsterte Pöndl, dass diese gut vernetzt seien. Andernorts sei es öfters vorgekommen, dass einige der Neuen schon bald anderswo bei pakistanischen Landsleuten hier in Deutschland untergekommen wären. "Es kann sein, dass welche plötzlich weg sind."

Dankenswerterweise, so Pfarrer Anton Romer, werde immer wieder nachgefragt, was an Gegenständen noch gebraucht wird. Romer erklärt: "So wie ich es einschätze, könnten einige Fahrräder und eventuell Vorhänge für die Fenster gebraucht werden", meint der Gemeindepfarrer. Wer etwas hat und abgeben möchte, kann sich an die katholischen Pfarrbüros in Salzstetten oder Lützenhardt, an Diakon i.R. Wilhelm Pöndl oder an Pfarrer Anton Romer wenden. "Vergelts Gott für alle Mithilfe, Offenheit und Wohlwollen", dankt Romer im Voraus für die Kirchengemeinde und Seelsorgeeinheit. Profitieren wird die katholische Kirchengemeinde durch Erfahrungen und die Zusammenarbeit mit dem Freundeskreis Asyl Pfalzgrafenweiler.