Pfarrer Gottfried Kircher spricht über Tradition und Veränderung. Foto: Vögele Foto: Schwarzwälder-Bote

Abendmahl: Evangelische Gemeinde in Vöhringen mit der Frage nach der (geistlichen) Heimat

Vöhringen. Mit einem Reformationsnachmittag beging die evangelische Kirchengemeinde das 500-jährige Jubiläum. Im Gemeindehaus wurde das Abendmahl gefeiert und das ganz bewusst mit einem Tisch in der Raummitte, Christus als Mitte symbolisierend. Bei Kaffee und Kuchen hatten die Gäste Zeit für ein gemütliches Schwätzle, während die Vorbereitungen für das Tagesthema "Die Reformation geht weiter – Eine Kirche auf dem Weg" liefen.

Pfarrer Gottfried Kircher stellte die Frage nach der Heimat in den Raum. Sitten, Gebräuche, Vertrautes, Erbe und dessen Pflege – verschiedene Facetten leuchteten auf, auch die der geistigen Heimat.

Etliche Traditionen wurden durch die Reformation zerstört. Die Kirche geriet in Bewegung. "Wie kann etwas, eine Kirche, in Bewegung kommen?" – dieser Frage spürte er mit den Anwesenden nach. Wie Martin Luther mit seiner inneren Einstellung, seiner inneren Kraft und seinem inneren Bild seien es immer wieder Menschen mit Visionen, die Veränderungen bewirken.

Mit Jakob und Josef zitierte er Beispiele aus der Bibel und verwies auf die Gleichnisse von Jesus. Durch die Reformation veränderten sich die Dinge, und sie täten das immer noch. Veränderungen seien schmerzhaft, wie die Emmausgeschichte zeigt, aber auch notwendig. Bewegung in der Kirche sei immer ein langsamer, mühsamer Prozess. Es bedürfe der Vision eines Einzelnen oder Mehrerer, die Idee hake sich fest und schaffe Kraft. Viele Hürden müssten genommen werden, zuerst die im Kopf.

Geduld, Flexibilität und gemeinsames Arbeiten auch in kleinen Dingen sei notwendig, um etwas in Gang zu bringen und am Laufen zu halten. Und dennoch bleibe das Vorhaben eine Zitterpartie bis zum Schluss.

Anschaulich konnte dieser Prozess in einem Film mit viel Symbolkraft verfolgt werden. Das komplette 750 Jahre alte Kirchengebäude von Hoyerswerda wurde nach Borna umgesiedelt. Die Zuschauer erlebten den Prozess von der Vision bis zum ersten Gottesdienst am neuen Ort, sahen die Menschen und empfanden ihre Gefühle nach. "Heimat ist dort, wo man sich wiederfindet", war die Botschaft.