Während die Bioland-Rinderexpertin Sina Schmidt eifrig mitnotiert, zeigt Grasland-Experte Walter Dietl verschiedene Gräser (hier das gemeine Weidelgras), die auf dem Hof von Gerog Schätzle wachsen Foto: Foto: Schwarzwälder-Bote

Forum "Pro Schwarzwaldbauern" und Weideexperten nehmen Hof von Georg Schätzle unter die Lupe

Von Hans-Jürgen Kommert

Vöhrenbach-Langenbach. Gibt es sie wirklich, die Trendwende auch in der Landwirtschaft, weg von schneller, größer, mehr, grüner hin zu langsamer, bunter, schöner mit naturgemäßem Wachstum, was die Bergbauern des Schwarzwalds im Forum "Pro Schwarzwaldbauern" schon lange predigen?

2014 ist Jahr des "Family Farming"

Siegfried Jäckle als Sprecher des Forums sagt: ja. Er sieht die Weide und das wieder ansteigende Aufkommen an Weiderindern als Anzeichen für den Trend. Daher hat das Forum zu einem seiner Mitglieder, Georg Schätzle, eingeladen, um dessen Weideflächen einem kritischen Blick zu unterziehen. Mit dabei hatte Jäckle den bekannten Schweizer Weideexperten Walter Dietl, dazu kam auch die Bioland-Expertin für Rinderhaltung und Milchviehbewirtschaftung in der weiteren Umgebung, Sina Schmidt.

"Immer wenn Siegfried Jäckle zu solchen Vorträgen einlädt, versuche ich zu kommen, man lernt immer sehr viel", stellte Schmidt fest. Doch sie und ihre beiden Kollegen waren bei Weitem nicht allein auf dem Buckenbühlhof im Rappeneckweg in Langenbach. Deutlich mehr als ein Dutzend Gäste aus Nah und Fern wollten trotz besten Erntewetters den Schweizer Spezialisten und den Oberkirnacher Rebellen Jäckle erleben.

Das laufende Jahr wurde seitens der UNO zum internationalen Jahr des "Family Farming" erklärt. Man erkenne immer mehr, dass die derzeitige moderne Öl- und subventionsabhängige Ernährungswirtschaft nicht nachhaltig sei, so Jäckle. Lokale Versorgung durch regionale Bauernfamilien sei derzeit im Blickfeld. Dabei spiele die Weide eine herausragende Rolle. "Schwarzwaldhöfe bieten wegen der Arrondierung eigentlich ideale Weideflächen", so Jäckle. Hausherr Georg Schätzle erklärte, seine 23 "Mitarbeiterinnen" seien in manchen Dingen fast so vernascht wie er selbst. Seit mehr als zehn Jahren wirtschafte er extensiv und sei bisher immer gut damit gefahren. Sein familiäres Motto laute: "Wenn die Wertschätzung stimmt, passt auch die Wertschöpfung."

"Was beeinflusst den Wuchs des Grases?", fragte Dietl seine Begleiter provokant. Da sei zunächst der Boden und dessen Qualität – aber auch die Philosophie der Bauernfamilie. Die Schöpfung und das Leben seien dabei wichtig, aber auch die materielle Schöpfung. "Alles, was zu viel ist, tötet Charakter und Geist", behauptet er, und fügte hinzu: "Die Schöpfung ist die klare Wahrheit." In den Wiesen des Buckenbühlhofs sah er viele wertvolle Bestandteile, "viele verschiedene Gräser und Kräuter, die besonders wertvoll bei der Futterveredelung in Milch" seien.

Kraftfutter laut Dietl schlecht für Kühe

"Wenn wir einer Kuh im Jahr 1000 Kilo Kraftfutter geben, nehmen wir zwei Familien in Afrika oder Südamerika ihr Brot; zugleich sorgen wir dafür, dass ihr Pansen übersäuert und sie dann das Weidegras gar nicht mehr fressen will und kann", sagte Dietl, wobei er vom Gras- oder Weideland sprach und nicht vom "Grünland". Dazu ginge auch der Gehalt an wertvollen Fettsäuren in der Milch zurück.

Neben feinen Leckereien für die Kühe von Georg Schätzle fand Dietl aber auch weniger gute Dinge, so beispielsweise den scharfen Hahnenfuß, den Rinder normalerweise stehen lassen, weil er Giftstoffe enthält, die ihnen Bauchschmerzen bereiten. Auch der Sauerampfer wächst auf einer Meereshöhe von bis zu 980 Metern gewaltig, ganz besonders auf güllegedüngten Wiesen.

Dennoch bescheinigte der Experte den Schätzles zum Schluss eine "heile Natur".