Werner Brohammer (links) sägt das "Schönecker Wibli" in den mächtigen Eschenbaumstamm beim Langenbacher Buswartehäuschen. Ortsvorsteher Helmut Ruf (rechts) verfolgt die Arbeiten. Foto: Ketterer Foto: Schwarzwälder-Bote

Kunstwerk: Werner Brohammer sägt Skulptur in den Eschenstamm beim Langenbacher Buswartehäuschen

Was macht man aus einem über einen Meter dicken Baumstamm? Denjenigen, die schon an den kommenden Winter denken, fällt die Entscheidung nicht schwer: Brennholz natürlich. Doch die Freude über eine warme Stube über viele Tage ist irgendwann vorbei.

Vöhrenbach-Langenbach. Die Alternative für den besagten Baumstamm aus Eschenholz verspricht dagegen Freude über etliche Jahre. Unter diesen Voraussetzungen wurde im Langenbacher Ortschaftsrat die Entscheidung gefällt: Wir lassen aus dem Baumstamm eine Skulptur entstehen, und zwar das "Schönecker Wibli".

Sage erzählt von armem Mütterlein, das vom Förster misshandelt wird

Zur Geschichte: Im 13. Jahrhundert hatten die Grafen von Urach in Württemberg in der Gegend das Sagen. Ein Förster, der im Dienste des Grafen stand, sah bei einem Waldrundgang ein altes, gebücktes Mütterlein, das Holz und Reisig sammelte. Das konnte der Förster gar nicht leiden. In seiner Wut misshandelte er das Mütterlein so arg, dass es auf dem Platz liegen blieb und verstarb. Der Förster ging weiter, als ob nichts geschehen wäre.

Einige Tage danach ritt der Förster durch den Wald und kam an besagte Stelle. Auf einmal, wie aus dem Boden geschossen, stand das alte Weiblein vor ihm. Vor Schreck stürzte der Förster vom Pferd, brach sich das Genick und war auf der Stelle tot. Seit jener Zeit, so die Sage und Erzählungen, geht das Weiblein immer wieder geistweise umher und erschreckt Menschen und Vieh.

Der Name "Schönecker Wibli" entstand, weil der Ort am alten Weg zwischen Langenbacher Eck zum Breghäusle "Schöneck" genannt wird. Dadurch, dass am Langenbacher Eck, in der Nähe des Gasthauses Hirschen ein passender Baum stand, wurde ein idealer Platz für das "Schönecker Wibli" gefunden. Die markante Esche wurde im vergangenen Jahr gefällt, als die neue Bushaltestelle angelegt wurde.

Man befürchtete, dass bei einem Sturm Äste auf die darunter liegende Haltestelle fallen und Menschen gefährden könnten. Beim Umsägen wurde weitsichtig gedacht, denn einen etwa drei Meter hohen Baumstumpf ließ man stehen. Und jetzt fand man dafür die richtige Verwendung.

Man setzte sich mit Werner Brohammer, deutscher Rekordmeister im Sportholzfällen und Spezialist für Figurensägen aus Hornberg, in Verbindung. Dann ging es fix. Brohammer rückte mit fünf Motorsägen unterschiedlicher Schwertformen an.

Konzentriert und mit Liebe zum Detail sägte Brohammer in zwei Tagen das "Schönecker Wibli" in den dicken Baumstamm. Es wäre vielleicht noch schneller gegangen, doch unter der Rinde funkte es einige Male. Denn etliche Nägel kamen zum Vorschein, mit denen man früher Plakate am Baum befestigte. Brohammer musste deshalb ein paar Mal die Kettensägen nachschärfen.

Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Prächtig in Holz gesägt steht jetzt das "Schönecker Wibli" mit einer Reisigwelle auf dem Rücken an unübersehbarer Stelle beim Buswartehäuschen. Ein kleines Dach kommt noch über das Bildnis, damit es besser gegen Witterungseinflüsse geschützt wird. "Wir haben da einen Sponsor", äußerte sich Ortsvorsteher Helmut Ruf zu den Kosten. Der Rest komme aus den eigenen Verfügungsmitteln.

Im Vöhrenbacher Städtle gibt es übrigens auch schon ein "Schönecker Wibli". Dieses ist allerdings kleiner und wurde von Hermann Zierow geschnitzt. Die Figur ziert den Brunnen vor dem "Uhrmacherhüsli".