Nicht nur in Urach forderte der Zweite Weltkrieg Opfer und verursachte schwere Schäden

Von Hartmut Ketterer

Vöhrenbach-Urach. Wenn in diesem Jahr an Kriegsereignisse, wie die Bombardierung deutscher Städte, zum Ende des zweiten Weltkrieges vor 70 Jahren erinnert wird, darf darauf hingewiesen werden, dass auch unsere Region nicht von Kriegshandlungen verschont blieb. Tote waren ebenfalls zu beklagen.

So ist in der Uracher Chronik nachzulesen, dass am 10. April 1945, frühmorgens gegen acht Uhr, zwei Flieger Kurs auf das Sägewerk Vöhrenbach an der Kohlbrücke nahmen. Es wurden Bomben abgeworfen. Der damalige Besitzer Fritz Schiele aus Wolterdingen meldete vier Tote Mitarbeiter. Es waren der 51-jährige August Ebner aus Hammereisenbach und der ebenfalls aus dem Ort stammende Ernst Bäuerle. Weiter zu Tode kamen der Betriebsleiter des Sägewerks, Hermann Ketterer aus Wolterdingen, und ein in Vöhrenbach lebender Ukrainer. Zur Tragik dieses Bombenangriffs kam noch hinzu, das Ebners Sohn Adolf im Alter von 16 Jahren gerade vier Tage davor in ein Wehrertüchtigungslager im Elsass eingezogen worden war und erst später die schlimme Nachricht vom Tod seines Vater erhielt.

Angst hatte man auch im Hammereisenbach, dass das Sägewerk Kromer und die Schmiederer-Säge in Wolterdingen angegriffen werden könnten. Der Hammereisenbacher Harald Kromer, damals fünfeinhalb Jahre alt, erinnert sich, dass umgehend auf dem Fahlenbach im Bereich "Mättle" zwei Schutzhütten gebaut wurden. Angehörige der Familien Kromer, Schifferdecker und Schmiederer kamen darin unter. Es kam jedoch zu keinem Angriff auf die Sägewerke.

Nach dem Krieg verkaufte man die Schutzhütten an die Naturfreunde Donaueschingen. Diese bauten die Hütten ab und stellten sie im "Forben" bei Hammereisenbach als Wochenendunterkünfte wieder auf. 1966 fielen die beiden Holzhütten einem Feuer zum Opfer und wurden nicht wieder aufgebaut.

Weitere Angst- und Schreckensmomente folgten. So kamen fünf amerikanische Flieger zu Tode, die mit dem Fallschirm bei Urach und Schollach abgesprungen waren. Sie wurden gefangen genommen und auf Anordnung der NSDAP am Kirchweg im Wald zwischen Schollach und Urach erschossen. Im letzten Jahr gedachte man mit der Aufstellung eines Gedenkkreuzes der schrecklichen Tat am 21. Juli 1944.

Eine Schrecksekunde gab es auch in Urach am 25. Februar 1945. Pfarrer Läufer hielt gegen halb Elf gerade einen Gottesdienst für die Kriegsgefangenen, es waren hauptsächlich Polen anwesend. Zu dieser Zeit wurden zwei Sprengbomben ins "Mattebure Loch" abgeworfen, und ein heftiges Beben erfasste auch die Kirche. Pfarrer Läufer brach deshalb den Gottesdienst nach der Lesung ab. Schüsse aus dem Flugzeug gab es am Kilwisonntag 1944 im Schmelzdobel. Frauen mussten dort Gräben ausheben und wurden von herannahenden Flugzeugen beschossen. Unter Beschuss genommen wurde auch die Bregtalbahn. Der Bregtäler hatte zu dieser Zeit immer eine Abwehrwaffe auf dem letzten Wagen. Mit dieser Bewaffnung konnte allerdings nicht verhindert werden, dass ein Fliegerangriff am 14. Oktober 1944 im Schönenbacher Tal erfolgte. Die erst 22-jährige Vöhrenbacherin Anna Schwörer verlor dabei ihr Leben. Besonders schwer erwischte es die Gemeinde Wolterdingen. Bei einem Bombenangriff der Alliierten in den Mittagsstunden des 22. Februar 1945 kamen 28 Einwohner ums Leben. 18 Häuser, darunter die Kirche und das Schwesternhaus, wurden zerstört. 81 Bomben fielen auf Wolterdingen, wobei 25 auf freiem Feld aufschlugen. Der damalige Pfarrer Werner Glatz leitete unmittelbar nach dem Angriff den Wiederaufbau der Pfarrkirche ein. Es war sehr mühevoll, weil vor allem Baumaterial fehlte. Doch nach drei Jahren war es geschafft und das Gotteshaus konnte wieder eingeweiht werden.