Die Villingendorfer Fans hatten sich für den WM-Pokal nochmal in ihr schönstes Trikot geworfen. Foto: Cools

DFB-Showtruck lockt Tausende Fußballbegeisterte. Viele Attraktionen bei Straßenfest.

Villingendorf - Emotional, atemberaubend, einmalig im Leben eines Fußballfans – am Sonntag durften 2014 Fußballverrückte dem Pokal aller Pokale so nahe kommen wie nie zuvor. Die Ehrenrunde des DFB sorgte mit seinen Showtrucks nicht nur für Gänsehaut, sondern verwandelte die Villingendorfer Ortsmitte in eine Fanmeile.

Als sich die Tür schließt, ist es stockdunkel im Truck. Das Geräusch eines pochenden Herzens spiegelt den eigenen aufgeregten Herzschlag wider. Familien greifen sich aufgeregt bei den Händen. Dann rasen die Namen der deutschen WM-Helden vorbei, die Stimme eines Fußballkommentators erklingt. Obwohl man im Dunkeln steht, fühlt es sich an, als sei man im Maracana-Stadion in Rio und erlebe das Finale noch einmal. »Toooor Tooor für Deutschland«, schreit der Kommentator plötzlich und die Geräusche des Fanjubels schwellen an. Jetzt hat die Euphorie auch den Truck erreicht. Einige Leute jubeln, andere klatschen, alle lauschen gebannt den Originaltönen des Finalspiels. Man ist mittendrin statt nur dabei, Teil der Mannschaft, Teil der Weltmeisterschaft. Die nächste Tür wird geöffnet, und nun steht man IHM gegenüber – dem FIFA-Weltpokal.

Gestern brachte der DFB zusammen mit dem WFV und dem Sportverein Villingendorf das WM-Feeling Brasiliens in die eigene Ortschaft. »Das ist einfach wahnsinnig gut gemacht. Als würde man die WM ein zweites Mal erleben, sehr spannend…«, schwärmt die 16-jährige Maren Buck aus Herrenzimmern. Auch Simone und Winfried Bühl (beide 47) aus Villingendorf sind sich einig: »Die Emotionen aus der WM-Zeit, die tolle Stimmung und die einprägsamen Bilder kamen wieder hoch. Wir hatten einfach nur Gänsehaut.«

Der vielleicht bedeutendste Tag im Leben manches Fußballfans begann um 11 Uhr mit der Eröffnung der Villingendorfer Fanmeile. Zunächst begrüßte Klaus Seifried, Vorsitzender des SV Villingendorf, die Bürger und besonderen Gäste wie Michael Hurler und Marcus Kiekbusch vom Württembergischen Fußballverband (WFV), Präsident Robert Nübel vom Sportkreis Rottweil und Philipp Meurer vom Fanclub Nationalmannschaft. Nur der Fußballverrücktheit des Dorfes sowie guter Organisation sei es zu verdanken, dass man heute so ein tolles Fest feiern könne, lobte er. Nebenbei seien Integration, Inklusion und vor allem füreinander da zu sein wichtige Themen im Rahmen des Mottos »Fest der Kulturen«.

Gemeinderat Karlheinz Wachter wünschte, stellvertretend für den verhinderten Bürgermeister Karl-Heinz Bucher, unvergessliche Momente. Besonders euphorisch war Sportkreispräsident Nübel. Gestern vor elf Monaten habe man beim Endspiel gegen Argentinien gezittert und schließlich gejubelt. Die WM und das Auftreten der Nationalmannschaft hätten die ganze Bevölkerung mitgerissen. 26.000 Vereine umfasst der DFB, doch nur 63 Vereine erhielten die Zusage, den Pokal einen Tag lang bei sich zu Gast zu haben.

Wer bei den Worten der Offiziellen noch nicht in Stimmung war, der wurde spätestens von der Nationalhymne, gespielt von der örtlichen Musikkapelle, in Fußballeuphorie versetzt. Sofort herrschte reger Andrang vor den Trucks, in die immer nur elf Besucher zugleich hereingelassen wurden. Die Wartezeit wurde mit Infos verkürzt. Mancher durfte sich auch in den WM-Kader einreihen, indem er den Kopf durch ein Loch in der Fotowand steckte. Viele der Gäste vergnügten sich beim Straßenfest und genossen die Attraktionen.

Im Zuge der Integration wurde in der Ortsmitte ein Human-Table-Soccer-Turnier mit Teilnehmern mit Handicap oder aus anderen Kulturen veranstaltet. Dies organisierte MAAT in Kooperation mit der Stiftung St.Franziskus aus Heiligenbronn, der Gustav-Werner Schule in Rottweil und der GWRS Villingendorf. So waren auch Gäste aus der fußballbegeisterten Nation Gambia dabei, die derzeit an der Tuttlinger Steinbeiss-Schule ihren Abschluss machen. Beim Bus des Fanclubs Nationalmannschaft konnte man Villingendorf von oben betrachten oder sich über eine Mitgliedschaft informieren. Wen es selbst in den Füßen juckte, der durfte sich bei der Speedschussanlage oder beim Torwandschießen austoben. Manch einer bestaunte aber auch lieber die Tricks des Fußballartisten Ralf König.

Für die kleinen Fußballer gab es Hüpfburgen, Malaktionen und einen Workshop des Fußballartisten. Auch kulinarisch ging es multikulturell zu Die Besucher konnten Villingendorf erneut im Freudentaumel der WM erleben und mancher konnte einen Blick auf Trainerlegende Michael Skibbe erhaschen, der sich unters Volk gemischt hatte.