Bürgermeister Karl-Heinz Bucher, Selma Müller, Jürgen Storz, Angelika Grimm und Klaus Jung (von links) setzen sich für ein würdiges Altwerden in gewohnter Umgebung ein. Foto: Schmidt Foto: Schwarzwälder-Bote

Villingendorfer auf der Suche nach Zukunfstmodellen für eine älter werdende Gesellschaft

Von Anja Schmidt Villingendorf. Villingendorf rückt näher zusammen. Die Bedürfnisse älterer Mitbürger sollen per Umfrage in Erfahrung gebracht und geeignete Zukunftsmodelle entwickelt werden. Villingendorf hat damit einen Nerv getroffen. Das Interesse am Projekt "Zukunftweisende Angebote und Wohnformen für ältere und pflegebedürftige Menschen in Villingendorf" war groß.

Das war im März. Inzwischen haben sich verschiedene Arbeitsgruppen gefunden, die bereits bestehende Angebote analysieren, die Bedarfsumfrage vorbereiten und neue Ideen anregen. Vier der Helfer, die den Prozess als Ehrenamtliche begleiten, sind Selma Müller, Klaus Jung, Jürgen Storz und Angelika Grimm. Selma Müller hofft, dass Projekte entwickelt werden können, die älteren Bürgern das Altersheim ersparen und Jüngere bei der Pflege ihrer Eltern entlasten. Mit einer "Pflegewohngruppe" könnte dies erreicht.

Klaus Jung engagiert sich in den Arbeitsgruppen, weil es ihm am Herzen liegt, das Dorf "lebens- und liebenswert" zu gestalten, und das sehr wohl in dem Bewusstsein, dass er irgendwann selbst auf Hilfe angewiesen sein könnte.

Jürgen Storz bewegte die Geschichte eines Nachbarn. Alt und allein musste dieser das Dorf in einer Pflegesituation verlassen. "Wäre ihm das nicht passiert, hätte er sicher noch ein paar Jahre länger leben können", bedauert Storz. Zudem findet er den Gedanken schön, dass Alte und Junge wieder mehr aufeinander zugehen.

Angelika Grimm weiß bereits, dass ein Miteinander gut funktio- nieren kann. Für die wöchentlichen Senioren-treffen erklärten sich 60 Frauen im Ort bereit, Kuchen zu backen. Die große Freude und Dankbarkeit, die ihnen von den älteren Menschen zuteil werde, besitze auch für die fleißigen Helferinnen unschätzbaren Wert.

Das Projekt wird von SPES Zukunftsmodelle Freiburg begleitet, und maßgeblich unterstützt von Verwaltung und Gemeinderat. Aus Gesprächen mit Bürgern wisse er, sagte Bürgermeister Karl-Heinz Bucher, wie belastend die Sorge eines verbliebenen Partners vor der Zukunft ist. Die Zahl der alleinstehenden älteren Menschen werde auch in Villingendorf so groß werden, dass es nur im gemeinschaftlichen Miteinander möglich sein werde, Menschen gut zu betreuen und ihnen ein Altwerden in vertrauter Umgebung zu ermöglichen. In einem Arbeitskreis werde bereits das Modell "Zeitbank plus" entwickelt. Für Hilfen wie das Ausfüllen von Behördenbögen, Rasen mähen oder Fahrdienste bekomme man die Zeit auf einem Stundenkonto gut geschrieben. Benötigt man selbst Hilfe, kann man mit den bereits geleisteten Stunden bezahlen. Doch zunächst werden die Villingendorfer ab 40 Jahren nach ihren Vorstellung befragt. "Wie wollen sie im Alter wohnen und leben? Wie kann man das Altwerden in vertrauter Umgebung ermöglichen, oder wie die Familien bei der Betreuung Älterer unterstützen? Kann sich der Befragte vorstellen, für ältere Menschen aktiv zu werden?

Der umfangreiche Fragebogen wird den Haushalten Anfang Juni zugehen. Durchgeführt und ausgewertet wird die Befragung vom Institut AGP Sozialforschung in Freiburg. Die Ergebnisse werden in einer Bürgerversammlung präsentiert.