Umweltschutzgruppe Villingendorf feiert 30-jähriges Bestehen
Von Verena Schickle
Villingendorf. 30 Jahre hat die Umweltschutzgruppe Villingendorf (UGV) auf dem Buckel. Seit 1984 hat sie viel geleistet, die Arbeit geht ihr trotzdem nicht aus. Da wären ein paar neue Mitreiter nur willkommen.
Mit einem kleinen Aufstand, rund 30 Engagierten und 286 Unterschriften hat alles angefangen: Damals, vor gut 30 Jahren, sollte eine Talsenke beim Villingendorfer Schützenhaus mit Erde verfüllt werden, um sie landwirtschaftlich nutzen zu können. Josef Burry, Herbert Mattes und weitere Mitstreiter dachten sich: Das darf nicht sein. Kurzerhand gingen sie von Haus zu Haus, sammelten Unterschriften und kippten den Gemeinderatsbeschluss.
Damit war nicht nur die neue Umweltschutzgruppe Villingendorf gegründet, sondern diese hatte auch gleich ihre erste Aufgabe gefunden: Nachdem die Talsenke blieb, wie sie war, habe der Bürgermeister damals gesagt: Da könnte man Hecken pflanzen, erzählen die beiden. "Das war unsere erste Pflanzaktion", sagt Burry. Und: "Wir hatten keine Ahnung davon."
Das hat sich inzwischen längst geändert, die ersten Jahre der Gruppe waren schließlich geprägt von solchen Pflanzaktionen. Hunderte Bäume und Sträucher haben die Mitglieder rund um Villingendorf gesetzt. Entstanden sind kleine Biotope, die Tiere und Pflanzen ein Zuhause bieten. Nicht immer kam das gut an: Ein Landwirt habe frisch gepflanzte Bäume rausgerissen, manche Hecke sei regelrecht abrasiert worden von Bauern.
Ein Verein wollte die Gruppe trotz aller Aktivitäten nie werden. Zum einen, weil sie offen sein will, zum anderen, um die ganzen Formalien zu umgehen. "Wir möchten darauf hinweisen, dass wir auf das gemeinsame Ziel einer schönen, sauberen und natürlichen Umwelt und damit auch auf eine Steigerung des Erholungswertes Villingendorf hinarbeiten wollen", erklärten die 18 Gründungsmitglieder, darunter auch Hermann Burger, im Villingendorfer Mitteilungsblatt vom 18. Februar 1984. Daran hat sich bis heute nichts geändert.
Mit der Zeit kamen weitere Aktionen dazu, etwa Plastikmüllsammlungen, eine Baumverschenkaktion, Wald- und Dorfputzeten oder die Beteiligung am Kinderferienprogramm. "Da haben wir schon viel erreicht", sagt Burry über den jährlichen Dorfputz. Der würde sich schon fast nicht mehr lohnen, weil auf der Gemarkung so wenig "wilder Müll" zusammenkomme. Burrys Fazit: Die Villingendorfer sind sehr umweltfreundlich.
Schon die Jungen: Seit ein paar Jahren gibt es auch eine Kinderumweltschutzgruppe. Dafür besteht die "Erwachsenengruppe" nur noch aus sieben aktiven Mitgliedern. Das seien zu wenig, um Neues anzupacken, erklärt Mattes. Dennoch haben sie fürs Jubiläumsjahr ein großes Programm zusammengestellt. Etwa einmal im Monat gibt es Veranstaltungen: Vorträge, vogelkundliche Wanderungen, ein Baumschneidekurs oder ein Spaziergang mit dem Förster. Und am Dorffest im Juli hat sich die Gruppe mit einer Ausstellung beteiligt, berichtet Ute Rambaum, die seit gut zwei Jahrzehnten mitarbeitet.
Dazu kommt der "Dauerbrenner" im Oberen Rauhtal. Dort pflegt die UGV seit 25 Jahren eine Böschung. Gemäht wird nur einmal im Jahr, und das sukzessive. Als die vier – Rambaum, Burger, Burry und Mattes – über die Wiese laufen, ist ihnen die Begeisterung anzumerken. Orchideen, Enzian, Glockenblumen: 84 Pflanzenarten seien auf solch einer Wiese, die praktisch sich selbst überlassen wird, heimisch. Auf der kultivierten am Fuße des Hangs sind es gerade mal 15.
Im Rauhtal hat die Gruppe auch ein "Bienenhotel" für Wildbienen gebaut. Meist finden solchen Aktionen an Samstagvormittagen statt. In 30 Jahre sind viele zusammengekommen. "Sind wir schon so alt, Josef?", fragt Herbert Mattes und lacht.
Das schon. Einrosten wollen die Villingendorfer Naturfreunde dennoch nicht. "Es gäbe genügend anzupacken", meint Josef Burry. Erst recht, wenn die UGV ein paar mehr Mitstreiter hätte.
Weitere Informationen: www.ugv-villingendorf.de Wer bei der Umweltschutzgruppe mitmachen möchte, kann sich per E-Mail an folgende Adresse wenden: ugvdf@gmx.de
