Der Heimatpflegeverein will sich um die notwendige Sanierung des Grabsteins kümmern. Foto: Pfannes Foto: Schwarzwälder-Bote

Gedenken: Zum 100. Todestag von Johann Evangelist von Belser / Jahrtagsmesse mit Ausstellung

Villingendorf ist besonders stolz auf drei Söhne der Gemeinde, auf Ignaz Flaig, den ersten Flößer, auf Bruder Gregorio Bühl, auf dessen Seligsprechung gewartet wird, und auf Johann Evangelist von Belser.

Villingendorf. Der Todestag des angesehenen Theologen jährt sich am 20. Oktober zum 100. Mal. Geboren am 30. Oktober 1850, wurde Belser am 2. August 1875 in Rottweil zum Priester geweiht. In ihm vereinte sich Herz und Geist. Dank seiner Fähigkeiten wurde er 1889 auf den Tübinger Lehrstuhl für Exegese und Neues Testament berufen. Ihn interessierte die Quelle der christlichen Theologie, der Originaltext. Damit traf er sich in seinem Anliegen mit der protestantischen Theologie seiner Zeit. Er legte seinen Ehrgeiz darin, die katholische Theologie bei der Erforschung des Neuen Testaments als ein ebenbürtiger Partner ins Gespräch zu bringen.

Persönlich geriet er nicht in Widerspruch zwischen kritisch-wissenschaftlichem Forschen und hingebungsvollem Glauben an seine Kirche und ihre Grundwahrheiten. Diese Erkenntnis trifft Hubert Belser, einer seiner 46 Urgroßneffen und -nichten, dessen Vater als Neunjähriger 1916 bei der Beerdigung das Kreuz getragen hatte, der in den vergangenen Wochen eine Schrift über seinen berühmten Vorfahren verfasst hat.

Er beschreibt Johannes Belser, der vom württembergischen König 1916 aufgrund seiner Verdienste geadelt wurde. Tief beeindruckt seien die gewesen, die ihn näher kannten, von seiner selbstbeherrschten, wahrheitssuchenden und asketischen Strenge gegen sich selbst und andere, die sich mit einem selbstgesetzten Armutsverbot verband.

Johann Evangelist von Belser richtete sich nach dem apostolischen Gebot: "Kaufet die Zeit aus." Bereits früh morgens um fünf Uhr sei er in der Kirche gewesen, um das heilige Meßopfer zu feiern. Er verschmähte alles Überflüssige, er schien keine Bedürfnisse zu haben. Er lebte die Idee der freiwilligen Armut nach.

Er schenkte teilweise hohe Geldbeträge an Arme und arme Gemeinden in der Diaspora, insbesondere zum Bau von Gotteshäusern. Und er unterstützte seine Heimatgemeinde. Ohne ihn würde es das ehemalige "Schwesternhaus", heute Jugendhaus in der Oberen Gasse, nicht geben. Aber auch nicht das Kreuz im Lindenrain, das er gestiftet hatte. Er starb arm, aber er hinterließ ein umfangreiches schriftstellerisches Oeuvre. Seine Lehrtätigkeit nahm er ernst. So führte er, schwer leidend, das Sommersemester 1916 samt akademischer Schlussprüfung noch zu Ende.

Als es ihm schlechter ging, kehrte er in seine Heimatgemeinde zurück. Am Kirchweihsonntag, 15. Oktober, konnte er noch einmal die Kirche besuchen. Zum letzten Mal. Am anderen Tag empfing er von Bischof Wilhelm Keppler die Sterbesakramente und ist am Abend des 20. Oktober in der "Krone" friedlich eingeschlafen.

Zu seinen Ehren findet am Sonntag, 16. Oktober, im Rahmen des Gottesdienstes zum Kirchenpatrozinium St. Gallus ab 8.45 Uhr eine Jahrtagsmesse statt. Eine Ausstellung – Bilder, Bücher, Fotos aus dem Fundus der Gemeinde, aus Vermächtnissen – ist im Kirchenraum vorgesehen, sagt Sabine Gaiselmann, stellvertretende Vorsitzende des Kirchengemeinderats. Am 100. Todestag, Donnerstag, 20. Oktober, beginnt um 18 Uhr eine Gedenkfeier der bürgerlichen und der katholischen Kirchengemeinde an seinem Grab auf dem Friedhof in Villingendorf.

Der Heimatpflegeverein mit Herbert Hermle an der Spitze will sich mit der bürgerlichen Gemeinde (Bürgermeister Karl-Heinz Bucher nickt) um den Erhalt des Grabsteins kümmern. Entsprechende Überlegungen sind seit einiger Zeit im Gange. Es werden noch sinnvolle Wege zu Zuschüssen gesucht. Apropos Weg: Seit 1974 gibt es die Professor-Belser-Straße, erinnert Herbert Hermle. Ein kleiner Seitenweg, ausgehend von der Uhlandstraße.