Das ehemalige Gasthaus Paradies bietet seit Jahren Obdachlosen Unterschlupf. Am Samstag, 2. Juli, lädt die Wärmestube in der Talstraße 26 von 10.30 bis 14 Uhr zum Tag der offenen Tür ein. Foto: Schwarzwälder-Bote

Jubiläum: Die Wärmestube feiert Geburtstag / Bärbel Wagner zieht gemischte Bilanz / Feier am Dienstag, 28. Juni

Von Sarah Vinci

Treffpunkt, günstiges Essen, Unterschlupf: Die Wärmestube feiert zehnjährige Bestehen. Bärbel Wagner, Vorsitzende des Fördervereins Wärmestube Paradies Villingen-Schwenningen, lässt die Erfolgsgeschichte Revue passieren.

VS-Schwenningen. Alles begann mit einer Idee, dem Wunsch, Wohnungslosen und sozial Schwachen in der Doppelstadt eine Stütze zu sein und einen Raum zu schaffen, wo sich unter anderem Gleichgesinnte austauschen und Zeit verbringen können. Dies liegt nun Jahre zurück, und beim Wunschdenken ist es nicht geblieben: Die Wärmestube im ehemaligen Gasthaus Paradies feierte im März ihren zehnten Geburtstag.

Mit einer "Anschubfinanzierung" von jeweils 2500 Euro der evangelischen und katholischen Kirchengemeinde Schwenningen, dem Träger des Sozialen Zentrums am Neckar und der AWO Soziale Dienste in Rottweil machte sich die damalige Projektgruppe, zu der auch Bärbel Wagner und der Sozialarbeiter Ralf Großmann gehörten, daran, ein geeignetes Objekt zu finden. Mit dem ehemaligen Gasthaus Paradies in der Neckarstadt war die Frage der Räumlichkeiten bald geklärt. Soweit so gut. Aber: Ein Sachkostenzuschuss der Stadt und vom Land sollte erst ab dem folgenden Jahr bewilligt werden.

Schnell wurde den Beteiligten klar: Nur durch die Gründung eines Vereins könne man das Projekt finanziell absichern, erinnert sich Bärbel Wagner. Die Eröffnung der Wärmestube war im März 2006 und die Vereinsgründung folgte im November.

Wagner: "Bei uns muss keiner die Hosen runter lassen"

Seither herrscht in der Talstraße 26 reger Betrieb. "Die Küche gibt 45 bis 50 Menüs am Tag raus", sagt Wagner. Ein Großteil der Gäste seien Wohnungslose, Senioren mit einer geringen Rente, Sozialhilfeempfänger und Menschen, die "Hartz IV" beziehen. Diese können von Montag bis Freitag unter anderem für einen Euro frühstücken und für 1,50 Euro Mittagessen. Und: "Jeder zehnte Esser, ist ein Solidaresser. Aber früher waren es mehr", so die Diplom-Psychologin. Solidaresser sind laut Wagner Bürger, die zwar ein geregeltes Einkommen und eine Wohnung haben, aber "nicht die Welt verdienen". Kontrolliert werden die Gäste in der Wärmestube jedoch nicht. "Bei uns muss keiner die Hosen runter lassen", sagt Wagner.

Neben dem günstigen Essensangebot sei die Wärmestube aber vor allem ein Ort zum Verweilen: "Die Wärmestube ist ein Ort der Begegnung." Die Besucher würden beispielsweise Zeitung lesen, Schach spielen oder würfeln. Besonders wichtig sei der Kontakt zu anderen Gästen, gemeinsam die Zeit zu verbringen.

Außerdem sei das Projekt nicht nur für sozial schwache Menschen, sondern eines, bei dem diese mitanpacken können. So seien neben den zahlreichen ehrenamtlichen Helfern auch Langzeitarbeitslose Akteure, die den Alltag in der Wärmestube aktiv mit gestalten, während der Förderverein die Rahmenbedingungen hierfür biete. "Das ist das Besondere an diesem Projekt", sagt Wagner.

Aber: "Ohne Spenden würde es nicht gehen." Auf die vergangenen zehn Jahre blickt Bärbel Wagner mit gemischten Gefühlen zurück: "Es ist eine Erfolgsgeschichte, was das Miteinander betrifft, aber das Ziel ist es, Wärmestuben irgendwann überflüssig zu machen."

Weitere Informationen: Am Dienstag, 28. Juni, 18 Uhr, findet in der Pauluskirche die Jubiläumsfeier statt. Ein Tag der offenen Tür ist am Samstag, 2. Juli, von 10.30 bis 14 Uhr, in der Wärmestube geplant.