Wueschtvatter Roland Weißer (links) weihte im Wueschtschopf in die Geheimnisse der Strohgestopften ein. Foto: Heinig Foto: Schwarzwälder-Bote

Schopf liebevoll als Museum rund um die "Schönschte" der Villinger Fasnet ausgestattet

VS-Villingen (bn). Zuletzt war das Ereignis im Jahr 2006. Am Samstag öffneten die Wueschte den Schopf, in dem sie sich jedes Jahr an Fastnacht ausgehfein machen, zum dritten Mal und lüfteten damit das Geheimnis ihrer stattlichen Figur. Das wollte sich natürlich niemand entgehen lassen, und so gab es in der Kirnacher Straße auf dem Grundstück der Familie Ummenhofer ein Kommen und Gehen.

Da sind Wueschtvatter Roland Weißer und seine 55 erwachsenen und 45 kleinen Wueschte alljährlich gern gesehene Gäste, wenn es gilt, das abgetragene Narrohäs mit Stroh auszustopfen. Wie das geht und wie sich das anfühlt, das durften einige der Besucher am Samstag am eigenen Leib erfahren. Ausnahmslos alle kamen dagegen in den Genuss des liebevoll als kleines Wueschtmuseum ausgestatteten Schopfes, den die einstige Fuhrunternehmerfamilie Ummenhofer den Wueschten bis zum heutigen Tag mietfrei zur Verfügung stellt. Neben mehr als 100 Jahre alten Wueschtbrettern als Schutz gegen allerlei Wurfgeschosse auf die "Schönschte", die, wie man weiß, am Schluss kommen, waren alte Narrohäser – schön verblichen müssen sie sein – zu sehen und neue Wueschtsprüche zu lesen: "Iisre Kue isch am Verende/ es hätt` halt so de Schein/ sie will au nix me fresse/ vermutlich geht sie ein/ Iisern Knecht, der liegt denebbe/ die Magd auf seinem Bauch/, er macht zwei letzte Schnapper/vermutlich stirbt er auch", gab Weißer gleich den jüngsten der inzwischen 70 in den eigenen Reihen selbstgedichteten Sprüchle zum Besten.

Kein Hehl machen die Wueschte aus ihrer Elite. Wer als Strohgestopfter an der Fastnacht mitlaufen will, kann das nicht so einfach tun. Er lässt sich auf eine Warteliste setzten und hat die Chance, in acht bis zehn Jahren einmalig als Gast-Wuescht dabeisein zu dürfen. Natürlich erst, wenn er unter anderem zehn Sprüche in fehlerfreiem Villingerisch auswendig aufsagen kann. Vier bis fünf Gäste sind das in jedem Jahr .Dann geht’s zurück auf die Warteliste, weiteres jahrelanges Warten und schließlich entscheidet ein achtköpfiges Gremium, ob der neue Wuescht zur Gruppe passt. Die Alternative dazu sei das "Hineinwachsen", sagt Weißer, dessen Vater auch schon ein Wuescht war.