Führung über den alten Schwenninger Friedhof: Viele Details aus dem Leben der Unternehmerfamilie Mauthe kennt Siegfried Heinzmann Fotos: Kommert Foto: Schwarzwälder-Bote

Führungen: Beim Tag des offenen Denkmals erfahren Teilnehmer Spannendes über die Geschichte ihrer Stadt

Das "Machtzentrum" am Münster, die Karlschule, Kirchen, das Rietheimer Rathaus und der alte Schwenninger Friedhof – Interessantes zu Orten und Gebäuden erfuhren die Bürger beim Tag des offenen Denkmals am Sonntag auch in VS.

Villingen-Schwenningen. Macht und Pracht lautete das Motto des Denkmaltages. "Das Villinger Machtzentrum am Münster" wurde von zwei Männern gezeigt, die diese Gebäude ausgezeichnet kennen – der eine als Ausübender der Macht, Oberbürgermeister Rupert Kubon, der andere, der als Archivar bestens mit der Geschichte vertraut ist, Heinrich Maulhardt. Zwei Führungen wurden dazu angeboten. Maulhardt hieß rund 50 Besucher zur ersten Führung willkommen, darunter fand sich sogar ein Mann ein, der für seine humorvollen Führungen durch die Stadt bekannt ist, Gunther Schwarz.

Zunächst lud der Chef der Villinger Museen in den historischen Ratssaal ein, wo er über die Geschichte des "alten Rathauses" referierte. Mitte des 13. Jahrhunderts erbaut, erlebte dieses Haus vielerlei Wechsel der Macht, sei es politische wie auch kirchliche. Früher hätte die Geistlichkeit großen Einfluss auch auf die weltliche Macht gehabt, so sei auch das Heilig-Geist-Spital ein Zentrum der Macht gewesen. "Vor allem wirtschaftlich war die Geistlichkeit von hoher Potenz; sie war der Haupt-Kreditgeber für die Stadt. Indes, so zeigte er auf, sei es mit der Pracht nicht allzu weit her gewesen.

1120 sei das Münster erbaut worden, zu den ersten Gebäude auf dem Areal zählte ein Patrizierhaus, das im Laufe der Zeit zum Rathaus wurde. Das heutige Rathaus mit dem Büro des Oberbürgermeisters sei das alte Pfarrhaus gewesen. Nach dem Krieg sei das Rathaus Sitz der französischen Verwaltung gewesen, das Büro des OB Sitz des Kommandanten, von dem Maulhardt einen kurzen Film zeigte. Die Führung durch das heutige Rathaus übernahm der Chef selbst.

Szenenwechsel: Wer hätte geglaubt, dass der alte Friedhof, der fünfte, den Schwenningen hatte, viele Besucher anlocken könnte? Siegfried Heinzmann jedenfalls nicht. Er zeigte sich überwältigt, als er ebenfalls rund 50 Besucher begrüßen konnte. Der alte Friedhof in der Dauchinger Straße wurde 1866 eröffnet, er war zu jener Zeit außerhalb der Stadt, da seit 1727 in Württemberg Friedhöfe nicht mehr innerhalb der Stadtgrenzen, wo sie zumeist direkt bei der Kirche lagen, angelegt werden durften.

Allerdings, so Heinzmann, würden die Grabmale selbst heute noch ab und zu von Menschen heimgesucht, die Zahlen und Buchstaben von den Grabsteinen abklopften. Und noch etwas zeigte er auf: Der alte Friedhof zeichnet sich dadurch aus, dass er große Abteilungen aufweist, die den großen Industriefamilien der Stadt gehören. Viele davon werden bis heute gepflegt, andere wuchern immer mehr zu. Recht gepflegt erweisen sich die Friedhofsteile der Familien Mauthe oder der Familie Kienzle.

"Schwenningen war politisch immer recht tolerant und liberal", wusste Heinzmann, allerdings habe sich Johannes Bürk mit der Bauernschaft angelegt. Christian Mauthe habe die heutige Sophienkirche, einst die Friedhofskapelle, zu Ehren seiner Frau Marie gebaut, die er wohl sehr geliebt habe.

Neben geschichtlichen Daten hatte Heinzmann auch die eine oder andere Anekdote bereit, wie die des Messners, der im oberen Stockwerk der Kapelle Getreide verstecken wollte und aufflog.