"Gemeinsam an einen Tisch" – so lautet auch in diesem Jahr das Motto der Vesperkirche. Bereits zum 14. Mal lockt sie in die Pauluskirche. Foto: Eich Foto: Schwarzwälder-Bote

Vesperkirche: Helfer der ersten Stunden machen Jahr für Jahr gerne mit / Gemeinschaftsgefühl steht im Vordergrund

"Was wäre die Vesperkirche ohne unsere zahlreichen Mitarbeiter?", hatte Pauluskirchen-Pfarrer Andreas Güntter zu Beginn der 14. Ausgabe deutlich gemacht. Und dazu zählen vor allem diejenigen Ehrenamtlichen, die das Projekt von der ersten Stunde an begleiten.

VS-Schwenningen. Wer in diesen Tagen den Innenraum der Pauluskirche betritt, dem wird sein herzliches Lächeln direkt ins Auge und ins Herz stechen: Bartolomeo di Terlizzi, der nahezu jeden Tag an der Kasse im Eingangsbereich steht, die Gäste begrüßt und die Essensmarken ausgibt.

"Mich kennt in der Tat mittlerweile fast jeder Gast", sagt di Terlizzi mit einem bescheidenen Lächeln. Und das liegt vor allem daran, dass er ohne Unterbrechung das Projekt Vesperkirche in Schwenningen mit begleitet – und mit ins Leben gerufen hat. Mit rund zehn weiteren Ehrenamtlichen habe er sich vor mehr als 14 Jahren auf Tour durch die damals bereits bestehenden Vesperkirchen des Landes, unter anderem in Reutlingen oder Ulm, begeben und sich inspirieren lassen. "Dann haben wir uns entschieden, das Projekt in der Pauluskirche zu realisieren. Sie ist zentral gelegen und die Stimmung ist einmalig", so der engagierte Schwenninger.

Was macht die Vesperkirche für ihn aus? Er sei begeistert von der Gemeinschaft – "wir sind wie eine große Familie", sagt er. Hat sich im Laufe der Jahre etwas verändert, etwa die Gäste? Er beobachte im Gegensatz zu früher mehr ältere Menschen, die weniger Geld haben. Es seien aber gleichzeitig auch weniger Menschen, die auf der Straße leben. Und egal, wieviel Geld die Gäste für das Mittagessen in seine Kasse geben: "Jeder bekommt eine Mahlzeit. Keiner soll hungrig gehen", betont Bartolomeo di Terlizzi.

Wie in einer großen Familie fühlt sich auch der Schwenninger Ottomar Stamm, der das Projekt von an Anfang mit gestaltet. "Vesperkirche ist für mich das, was ich im Januar und im Februar gerne mache", sagt er mit einem Strahlen im Gesicht. Denn danach passe der passionierte Skifahrer seine übrigen Termine an.

Entweder ist er an der Essensausgabe oder im Gemeindehaus an den Spülmaschinen im Einsatz. "Mir gefällt die kollegiale Zusammenarbeit. Jeder kann sich auf den anderen verlassen", meint er. Er freue sich zudem, dass andere Vesperkirchen, etwa in Nagold oder Singen, auf der Schwenninger aufgebaut hätten. An welche Höhepunkte erinnert sich Ottomar Stamm gerne zurück? "Ich lerne immer wieder persönliche Schicksale kennen, die mir die Tränen in die Augen drücken."

In dieser Woche hat sie wieder die Tagesleitung inne, ansonsten wirbelt sie auf der Kuchenkanzel oder im Hintergrund herum: Doris Maier. Auch sie zählt zur Stammformation der Vesperkirche. Damals, so erinnert sie sich, sei sie noch im Schuldienst tätig gewesen. Und habe den Schulleiter gebeten, die Unterrichtsstunden so zu legen, dass sie einen Tag pro Woche frei bekomme, um bei der Vesperkirche mitzuhelfen.

"Bangen Herzens haben wir mit dem Projekt angefangen – ohne zu wissen, wieviele Menschen überhaupt kommen", erinnert sie sich. Doch bereits beim ersten Mal seien es bis zu 200 Gäste gewesen – mit jährlich steigender Tendenz. Was ist Vesperkirche für Doris Maier? "Soziale Kommunikation" sagt sie sofort, und "Kirche auf Zeit": Dabei seien Menschen unterschiedlicher Konfessionen an einem Projekt beteiligt – "das ist schon erstaunlich", meint sie.

Seit 2005 engagiert sich der ehemalige Schwenninger Feuerwehrkommandant Wolfgang Mückl in der Vesperkirche. Als er in Rente kam, sei er dankbar gewesen, dass er durch einen Feuerwehrkameraden zur Vesperkirche kam, dort Anschluss und eine sinnvolle Aufgabe fand. Mückl fing gleich Feuer und Flamme, hat in den ersten Jahren regelmäßig fünf Mal in der Woche Dienst in der Vesperkirche gemacht. Mittlerweile ist er ein bisschen kürzer getreten und versieht zusammen mit seiner Frau zwei Mal pro Woche Vesperkirchenarbeit. Die Atmosphäre sei immer wieder schön, sei es unter den Helfern oder mit den Gästen. Das ein oder andere Schicksal, von dem er höre, mache ihn betroffen und sporne ihn gleichzeitig an, weiter zu machen. "Wenn die Arbeit auch anstrengend ist, bin ich doch zufrieden, was Gutes gemacht zu haben", lächelt Mückl hinter der Essensausgabe. Gut findet Mückl, dass mittlerweile viele helfende Hände im Team sind, vor allen Dingen auch junge Leute, so dass sich die "ganz Aktiven auch mal schonen können", schmunzelt Mückl.

Zufrieden mit der bisherigen Bilanz der Vesperkirche 2017 zeigt sich Pfarrer Hans-Ulrich Hofmann. Die Besucherzahlen seien vergleichbar mit denen vom vergangenen Jahr kurz nach der Hälfte der Vesperkirchen-Zeit. "Es ist erfreulich, dass sowohl bei den Gästen als auch bei den Mitarbeitern neue Leute mit dabei sind", sagt Hofmann. Die Pauluskirche öffnet noch bis zum 19. Februar täglich von 11 bis 15 Uhr ihre Pforten.