Rolf Schofer mit einem Tonsoldaten, einem Geschenk aus China. Foto: Schück Foto: Schwarzwälder-Bote

Interview: Hochschule Furtwangen startet Studiengänge Wirtschaftspsychologie und Musikdesign / In Schwenningen fehlt Akzeptanz

Schwarzwald-Baar-Kreis. Die Hochschule Furtwangen wächst an allen drei Standorten in der Region. Rektor Rolf Schofer spricht im Interview über Einzelheiten dazu.

Wie wird sich die Hochschule Furtwangen an ihren drei Standorten in diesem Jahr räumlich entwickeln?

Es tut sich was, das ist die gute Nachricht für 2017. Das wichtigste Ereignis in Schwenningen wird der Bezug der Karlschule sein, auf den wir seit fünf Jahren warten. Die Karlschule wird derzeit saniert und ein Anbau mit zwei großen Hörsälen errichtet. Den Altbau mit zwölf größeren Räumen beziehen wir voraussichtlich im Oktober 2017, den Anbau im Frühjahr 2018. Damit wird die Möglichkeit geschaffen, dass wir am Standort Schwenningen im Kienzle-Gebäude mit Umbauten beginnen können, um neue Laborflächen zu schaffen.

Dann könnten Sie die angemieteten Laborflächen in Rottweil aufgeben?

Wir werden die angemieteten Laborflächen in Rottweil auch während der Umbaumaßnahmen im Kienzle-Gebäude weiter nutzen. Aber ein Campus mit vollständiger Infrastruktur und eigenen Studiengängen soll das Studienzentrum in Rottweil auch in dieser Zeit nicht werden.

Und was tut sich an den anderen Standorten?

Seit November haben wir neue Räumlichkeiten für die HFU-Akademie in Furtwangen angemietet, und zwar in direkter Nachbarschaft der Hochschule hinter dem "Lindenhof". Dort arbeiten wir unter anderem an zwei Weiterbildungsprojekten in Kooperation mit der Universität Freiburg. Ziel des Projektes "Weiter in Südbaden" ist es, eine gemeinsame Online-Plattform für die Weiterbildung aufzubauen, die auch weiteren Hochschulen in Südbaden offen stehen wird. Im Projekt "Interdisziplinäre Gesundheitsförderung", ebenfalls in Kooperation mit der Universität Freiburg, werden einjährige Weiterbildungsmodule wie zum Beispiel "Bewegungsanalyse und Training" entwickelt und angeboten, die mit einem "Certificate of Advanced Studies" (CAS) abschließen. Ziel ist die Ausbildung von Spezialisten im Bereich der Gesundheitsförderung. In direkter Nachbarschaft des Campus Tuttlingen entsteht für rund 10,5 Millionen Euro das Innovations- und Forschungs-Centrum (IFC) der HFU. Dort kann auch das Projekt "CoHMed" (Connected Health in Medical Mountains) seinen Ankerpunkt finden. Diese über mindestens vier Jahre mit rund fünf Millionen Euro geförderte Innovations- und Transferpartnerschaft ist ein wichtiger Baustein zur Verbesserung des Technologietransfers in der Region.

Welche neuen Studiengänge wird es dieses Jahr geben?

Wir beginnen in Schwenningen im Sommersemester 2017 mit einem neuen Studiengang in englischer Sprache, International Management and Psychology, also Wirtschaftspsychologie. Damit erschließen wir für den Campus in Schwenningen ein neues Kompetenzgebiet. Für die 30 Studienanfängerplätze gibt es mehr als 250 Bewerbungen. Auch dieser Studiengang ist zulassungsbeschränkt. In Tuttlingen starten wir im Wintersemester 17/18 den neuen Studiengang Ingenieurpsychologie. Dabei ist der Bereich Mensch-Maschine-Interaktion in Produktion und Anwendung mit den Herausforderungen, die die Digitalisierung mit sich bringt, ein Schwerpunkt.

Wie muss man Technik gestalten, dass sie Akzeptanz findet?

Zu denken ist beispielsweise an ein autonom fahrendes Auto oder einen Kühlschrank, der selbstständig bestellt und einkauft, wenn er leer wird.

Worum geht es bei Wirt schaftspsychologie?

Welche Wirkung kann man mit dem Einsatz sozialer Medien im Marketing erzielen und wie muss man Kampagnen entsprechend strukturieren? Das ist ein Beispiel für Fragestellungen, mit denen sich die Wirtschaftspsychologie beschäftigt.

Welche neuen Studiengänge sind für Furtwangen geplant?

Im Oktober 2017 starten wir zwei weitere Masterstudiengänge: Zum einen Musikdesign in Kooperation mit der Musikhochschule Trossingen, zum anderen Angewandte Gesundheitsförderung. Musikdesign beschäftigt sich beispielsweise mit der ästhetischen und funktionalen Gestaltung von Gerätesounds wie Sounds von Motoren oder Autotüren, aber auch mit der akustischen Gestaltung von Lebensräumen: Dies betrifft die E-Mobility ebenso wie Intensivstationen oder Seniorenwohnungen.

Welchen Schwerpunkt haben Sie dieses Jahr für die Hochschule Furtwangen gesetzt?

Im Bereich der Lehre liegt dieser auf dem Start der neuen Studiengänge. Im Bereich Forschung wollen wir unser Drittmittelaufkommen weiter steigern. Wir hoffen auf eine erfolgreiche Bewerbung bei der Förderinitiative "Innovative Hochschule". Bei dieser, der Exzellenzinitiative bei Universitäten vergleichbaren Ausschreibung, werden wir uns an einem Verbundantrag beteiligen. Hausintern liegt der Schwerpunkt in diesem Jahr auf der Einführung eines elektronischen Dokumentenmanagements.

Wie sehen Sie die Bedeutung der Hochschule Furtwangen für die Region?

Angesichts der zukünftigen Herausforderungen an die Lebens- und Arbeitswelt, die etwa durch die Digitalisierung auf uns zukommen, wird die Bedeutung der Hochschule Furtwangen für die Region in Lehre, Forschung und Weiterbildung weiter zunehmen. Wir werden unsere Position als innovativer und zuverlässiger Partner unserer Region weiter stärken.

Wie sieht es aus mit Wohnraum für Studierende in Schwenningen?

Wir wünschen uns den Bau weiterer Wohnheime, nicht zuletzt, weil für die große Zahl ausländischer Studierender Wohnheimangebote notwendig sind.

Sind neue Wohnheime geplant? Und sollen sie auch den Studierenden der anderen Hochschulen zugutekommen?

Aktuell sind zwei Studierendenwohnheime des Studentenwerks Freiburg in Planung, eines davon eventuell auf dem ehemaligen Landesgartenschaugelände. Wir gehen von über 100 Plätzen aus, die Studierende der Dualen Hochschule und der Hochschule Furtwangen dann zukünftig nutzen können. Die Polizeihochschule benötigt zwar ebenfalls mehr Wohnraum für ihre Studierenden, doch das fällt in die Zuständigkeit eines anderen Ministeriums.

Wie zufrieden sind Sie mit den Strukturen in Villingen-Schwenningen?

Was uns aktuell großes Unbehagen bereitet, ist die negative Wahrnehmung unserer Studierenden als "Störfaktor" im Parkraum der Stadt, insbesondere im Neckarstadtteil.

Welche Lösung der Parkraum-Problematik können Sie sich vorstellen?

Es wäre zu prüfen, ob eine geänderte Verkehrsführung verbunden mit einem verbesserten Leitsystem Entlastung für die Wohngebiete bringen könnte.   Die Fragen stellte Felicitas Schück