Wegen der Muslen-Sanierung ist der Wochenmarkt in den oberen, bereits fertiggestellten Teil der Fußgängerzone verlegt worden. Marktmeister Werner Graf freut sich, dass dieser vorübergehende Wechsel bisher gut angenommen wurde. Foto: Hennings Foto: Schwarzwälder-Bote

Werner Graf ist neuer Marktmeister in Schwenningen / Persönliche Atmosphäre zeichnet Wochenmarkt aus

Von Andreas Hennings

VS-Schwenningen. Die Neckarstadt hat einen neuen Marktmeister. Seit August leitet Werner Graf die Geschicke auf dem Wochenmarkt. Wegen der Ferienzeit und der Sanierung der Fußgängerzone erlebt er zu Beginn sprichwörtlich den Sprung ins kalte Wasser.

"Ich bin froh, gleich derart gefordert zu werden", sagt der 61-Jährige. Einerseits blieb im Sommer so mancher Beschicker dem Markt wegen Urlaubs fern, sodass der Standort anderer Stände geändert werden musste. Andererseits gilt es, den Umzug des Markts in Richtung Hockenplatz zu meistern. Mindestens bis 2017 wird dieser dorthin ausweichen. Graf: "Die ersten Rückmeldungen über den neuen Standort sind positiv, gerade von den anliegenden Einzelhändlern."

Werner Graf hat also gleich alle Hände voll zu tun. Und genau darauf hatte der Schwenninger, der Mitglied im Kaninchenzuchtverein ist und 20 Jahre in Weilersbach Fußball spielte, lange gehofft. Zuletzt war der gelernte Industriekaufmann arbeitslos, 130 Bewerbungen brachten nicht den gewünschten Erfolg. Während dieser zwei Jahre machte er dafür den Staplerschein und bildete sich in der EDV fort. "Aufgrund meines Alters war das mit der Jobsuche schwierig, das Arbeitsamt hat mich aber gut gefördert. Wie überall im Leben sollte man nie aufgeben", sagt Graf, der zuvor 30 Jahre lang in der metallverarbeitenden Industrie und anschließend im Großhandel der Gastronomie gearbeitet hatte.

Der Wecker klingelt um 4.30 Uhr in der Früh

Die 20-Stunden-Teilzeit-Stelle als Marktmeister kommt ihm gerade recht, nachdem sein Vorgänger und heutiger Villinger Kollege Arno Laubis ihn anfangs eingelernt hatte. Es ist spürbar, wie Werner Graf in seiner neuen Aufgabe aufblüht, wie er vor Energie strotzt: "Der erste Eindruck ist gut, es macht Spaß", freut er sich. Manchen Marktbeschicker kennt er noch aus seiner Zeit im Großhandel, unter den Kunden trifft er immer wieder Bekannte.

Seit 1960 lebt Graf in Schwenningen, wo er einst schon mit seiner Mutter über den Wochenmarkt schlenderte. "Das war damals noch auf dem Sturmbühl. Ich erinnere mich, wie die Beschicker die gesunden Äpfel angepriesen oder mir als Kind eine Wurst geschenkt haben", erzählt Graf, nun selbst Vater zweier erwachsener Töchter.

Zeit, in Erinnerungen zu schwelgen, hat Graf während des Marktes aber nicht. Früh morgens um 4.30 Uhr klingelt an den Markttagen Mittwoch und Samstag sein Wecker, ab 5.30 Uhr sorgt er dafür, dass alle Marktbeschicker mit Strom versorgt werden. Ist der Aufbau der Stände gegen 7.15 Uhr vollbracht, ist er Ansprechpartner bei Problemen aller Art. Achten muss er darauf, dass durch den Ausfall von Beschickern keine Lücken entstehen, dass die Eingänge von Einzelhändlern frei und Schaufenster sichtbar bleiben, dass eine Rettungsgasse von 3,50 Meter Breite durch den Markt führt oder, dass für angemeldete Stände keine Laternen, Mülleimer oder Hydranten im Weg stehen. Pläne dafür schmiedet der neue Marktmeister dienstags, wenn er in seinem Kämmerle im Rössle-Parkhaus die Büroarbeit wie Buchungen und Rechnungen erledigt.

"Manchmal muss man auch schwierige Entscheidungen treffen, zum Beispiel wenn Musiker zu laut spielen. Das erfordert Fingerspitzengefühl", so Graf, der sagt: "Gitarre und Gesang haben mit einem Wochenmarkt eigentlich nichts zu tun." Für die Gesellschaft sei ein Markt aber eine wichtige Sache. "Die Stadt macht mit einem Markt keinen Gewinn. Wichtig ist, dass der Beschicker Umsatz macht und dass dem Kunden etwas geboten wird."

Grundlage, so richtig in den Genuss der persönlichen Marktatmosphäre zu kommen, sei vor allem eines, empfiehlt Graf: "Das wichtigste ist, nicht wie im Supermarkt über den Wochenmarkt zu hetzen, sondern sich Zeit zu nehmen und es ruhiger angehen zu lassen!"

u Ganzjährig geöffnet

Der Wochenmarkt zwischen kleinem Muslen- und Hockenplatz geht außer an Feiertagen ganzjährig samstags von 6.30 bis 12.45 Uhr über die Bühne. Ab April bis Ende Dezember findet er zur gleichen Uhrzeit auch mittwochs statt.

u Samstags stets ausgebucht

Am Samstag ist der Wochenmarkt mit seinen rund 30 Verkaufsständen ausgebucht. Mittwochs sind meist 17 oder 18 Beschicker mit dabei.

u Besucherandrang in Grenzen

"Die Frequenz an Besuchern könnte manchmal natürlich besser sein, gerade mittwochs", schätzt Werner Graf ein. Um dies zu ändern, bringt er unter anderem kostenfreies Parken während der Marktzeit ins Gespräch. Dafür werde sich derzeit an das Parkverbot am Hockenplatz in der vordersten Parkplatz-Reihe kaum gehalten. "Da wird die Stadt aber durchgreifen."