Atze Schröder gastiert am 8. Dezember in der Neuen Tonhalle in Villingen. Foto: Stephan Pick Foto: Schwarzwälder-Bote

Interview: Atze Schröder bleibt seiner Comedy-Art treu – plus politischem Unterboden

VS-Villingen. Stand-up-Comedian Atze Schröder gastiert am Freitag, 8. Dezember, 20 Uhr, mit seinem Programm "Turbo" in der Neuen Tonhalle in Villingen. Unserer Zeitung berichtet er von Spontaneität auf der Bühne und seiner "Ex" aus dem Schwarzwald.

Herr Schröder, Ihr Programm heißt "Turbo". Geben Sie am Steuer selbst auch noch gerne Gas?

Ja klar! Ich fahre immer so schnell, wie es irgendwie geht. Das hat mir leider ganz aktuell auch wieder ein Fahrverbot eingebracht (lacht).

Am Tag nach Ihrem Auftritt in Villingen-Schwenningen sind Sie in Konstanz zu Gast – und auf genau der Strecke wurde auf der A 81 ein Tempolimit von 130 beschlossen...

Dann lasse ich mich lieber dorthin fahren. Aber danke für den Hinweis, das werde ich sofort weitergeben.

Wo legen Sie abseits der Straße mal den Turbo ein?

Ich gehe gerne Segeln und Surfen. Da kann es für mich auch nicht schnell genug sein. Privat lasse ich es natürlich auch mal ruhiger angehen und lese viel. Aber an sich: Wenn es eine Gelegenheit für mich gibt, Gas zu geben, mach’ ich das auch.

Sie haben im Moment eine dreitägige Auftrittpause. Wie entspannen Sie sich denn an solchen Tagen während einer langen Tournee?

Aktuell bin ich zuhause in Münster und deshalb viel mit meinen Freunden unterwegs. Ich trabe aber auch gerne mal in einer ruhigen Minute durch den Wald.

Apropos Wald: Haben Sie eine besondere Beziehung zum Schwarzwald?

Allerdings! Meine Serienfreundin Biene aus "Alles Atze", also Heike Kloss, kommt aus Oberndorf (am Neckar, Kreis Rottweil, d. Red.). Wenn wir mal dort waren, war es immer sehr schön. Und von dem her lag ich – zumindest bei RTL – sieben Jahre lang mit einer Schwäbin im Bett (lacht).

Für Sie sind Auftritte vor 10 000 Zuschauern keine Seltenheit. Was macht für Sie den Reiz aus, neben solchen Arenen auch einmal in "kleineren" Hallen aufzutreten?

Wenn ich ehrlich sein soll, mach’ ich das sogar am liebsten. Laut aktuellem Plan ist die kommende meine letzte große Tournee, danach möchte ich fast nur noch in diesem Rahmen auftreten. Es macht einfach viel mehr Spaß. Man hat direkten Kontakt mit dem Publikum und kann auch auf die Reaktionen der Zuschauer besser eingehen. Wenn ich in den großen Arenen mit der ersten Reihe spreche, bekommen die Leute ganz hinten das ja fast nicht mit.

Das heißt, Sie weichen je nach Abend auch gerne mal etwas mehr von dem eigentlichen Programmablauf ab?

Selbstverständlich. Jeder Auftritt sollte eine eingespielte Dramaturgie haben, keine Frage. Aber für mich macht gute Stand-up-Comedy genau das aus: mal abzuschweifen und eine Abzweigung zu nehmen.

Zum Ihrem Programm "Turbo": Sie sagen in der Programmankündigung, uns Deutschen gehe es "saugut" und wir sollten aufhören, zu jammern... Ist Turbo politischer und gesellschaftskritischer als Ihre bisherigen Programme?

Ich würde sagen, nein. Im vergangenen Jahr habe ich es bei einer Reihe von etwa 30 Auftritten mit mehr politischen Themen versucht. Aber ich weiß auch, was mein Publikum von mir möchte. Im Gegenteil: Wenn ich mich gemeinsam mit meinen Schreibern an neue Gags setze, sage ich häufig: "Das ist zu kabarettistisch, lasst uns das leichter verpacken." Dazu muss man ja auch sagen: Augenzwinkernd und um die Ecke mach’ ich meine Programme immer mit politischem Unterboden. Auch jetzt, wenn ich von Turbokapitalismus oder Turbokommunikation in sozialen Netzwerken spreche.

Ihre Fans dürfen sich also definitiv auf den typischen Aufreißer-Atze freuen?

Das können sie definitiv. Ich stell’ auch immer gleich am Anfang klar: "Leute, heute geht es mit 200 Sachen und Monica Bellucci auf’m Rücksitz durch die Sackgasse!"

Im Programm heißt es auch: Statussymbole ersetzen keine anständige Gesinnung. Was gehört für Sie zu einer anständigen Gesinnung?

Es gibt so viele Sachen, bei denen wegen des Geldes Konzessionen gemacht werden. Es wird über Kohle statt Nächstenliebe nachgedacht. Ich denke dann, Helmut Schmidt hätte dazu gesagt: "Das ist unanständig." Menschliche Werte nicht zu vergessen, das ist mir wichtig.

Wie sind Sie in dem Zusammenhang auf die "Selfie-Gesellschaft" als Teil des Programmes gekommen?

Wenn ich meine Mutter im Pflegeheim besucht habe, hatte ich Gelegenheit, die Pflegerinnen zu beobachten und mich dabei gefragt: "Wer sind eigentlich die wahren Helden?". Heutzutage werden in sozialen Netzwerken Bilder von Frikadellen und Nagellack gepostet und diejenigen zu Helden stilisiert. Ich finde, wir müssen hingucken, wo das wahre Leben tobt – und wer die wahren Helden sind.

Ein Statement zu Ihrem bevorstehenden Auftritt in Villingen-Schwenningen?

Also ich glaub’, ich war noch nie da und freue mich natürlich darauf. Wenn man aus dem Ruhrgebiet kommt, ist alles andere schön (lacht). Das Drumrum, das Genießerische, da freue ich mich drauf. Und das Programm ist in der Zwischenzeit ja auch einigermaßen eingespielt. Es gibt also von mir definitiv eine Bauchmuskelkater-Garantie!  Die Fragen stellte Fabian Riesterer.

Zwei mal zwei Karten verlost der Schwarzwälder Bote für "Atze Schröder – Turbo" am Freitag, 8. Dezember, in der Neuen Tonhalle in Villingen. Mit dem Stichwort "Schröder" können sich Teilnehmer bis Montag, 27. November, an die Lokalredaktion des Schwarzwälder Boten wenden.

Sie ist per Postkarte unter 78050 VS-Villingen, Benediktinerring 11, per Fax unter 07721/91 87 60 sowie per E-Mail unter redaktionvillingen@schwarzwaelder-bote.de zu erreichen. Bitte die eigene Anschrift, Telefonnummer und E-Mail nicht vergessen.

Karten für die Veranstaltung gibt es unter www.schwarzwaelder-bote.de/tickets und an allen bekannten Vorverkaufsstellen ab 36,95 Euro.