Roland Brauner ist bereits seit zehn Jahren im städtischen Forstamt als stellvertretender Amtsleiter tätig. Foto: Bloss Foto: Schwarzwälder-Bote

Forstwirtschaftsjahr: Roland Brauner blickt positiv zurück / Bürger stecken (zu) viele Erwartungen in Angebot

Ein durchaus positives Fazit kann das Forstamt über das zurückliegende Forstwirtschaftsjahr ziehen. Trotzdem: Auch der Wald in VS macht Sorgen. Und dazu trägt unter anderem das Anspruchsverhalten der Bürger bei.

Villingen-Schwenningen. "Der Wald ist nicht nur ein wirtschaftliches, sondern auch ein ökologisches Zentrum", macht Roland Brauner, stellvertretender Forstamtsleiter in VS, immer wieder deutlich, wenn er auf das zurückliegende Jahr blickt.

Gut sei man mit den notwendigen Bepflanzungen ins Frühjahr gekommen. In den Sommermonaten hingegen, so Brauner weiter, habe sich die Trockenheit bemerkbar gemacht. Die Folgen: weniger Zuwachs auf der einen, hoher Käferbefall auf der anderen Seite. "Der Käferbefall hängt wie ein Damoklesschwert über uns", erklärt der Forstingenieur.

Fichte, Tanne, Kiefer: Diese Mischung dominiere den Wald in VS. Doch warum gibt es mittlerweile keine Weihnachtsbäume, die sich die Bürger schlagen können? Weihnachtsbäume, so Brauner, wachsen auf eigens angepflanzten Plantagen. "Wir sind ein kaltes Loch auf der Baar." Im Freiburger Raum etwa, mache es mehr Sinn, Plantagen zu pflanzen. Zudem passe es einfach nicht zu einem reinen Naturverjüngungsbetrieb wie in VS. Deshalb werde auch grundsätzlich wenig angebaut.

Dass das Forstamt im gesamten Land damit als Vorzeigebetrieb gelte, liegt auch an der Tatsache, dass die Gemeinde Inhaber des Jagdrechts ist: "Wenn wir nicht selber jagen würden, hätten wir nicht solche Waldbilder", erklärt der stellvertretende Amtsleiter. Damit die Naturverjüngung funktioniere, werde die Rehwild-Population so gering wie möglich gehalten. Das bedeute aber nicht, wie oft angenommen, dass das Reh aussterben soll. "Wir versuchen lediglich, das Ungleichgewicht ins Gleichgewicht zu bekommen", fährt Brauner fort.

Aus der Not wurde vor einigen Jahren eine Tugend gemacht: In Kooperation mit einer lokalen Metzgerei vermarktet das Forstamt Wildbret aus dem eigenen Wald. "Wir haben mittlerweile einen sehr guten Kundenstamm", meint der Forstwirt. Das trage zudem zur Bürgernähe bei.

Und die werde im Forstamt groß geschrieben: Denn der Wald gelte auch als Erholungsraum. Viel sei in den vergangenen Monaten in den Wegebau investiert worden, um den Bürgern besonders im Winter das Spazierengehen zu erleichtern.

Als ein "Highlight" bezeichnet Brauner die Fertigstellung des Panoramawegs in Schwenningen. Den Spazierweg hatte das Forstamt in Kooperation mit mehreren Vereinen gerichtet, er sei positiv angenommen worden.

Trotzdem: Wenn sich die Fertigstellung der Wege verzögere, werde immer wieder Kritik aus der Bürgerschaft laut. "Das Anspruchsverhalten wird größer", begründet Brauner. Die Maßnahmen seien wetterabhängig. Da brauche das Forstamt einfach Zeit, damit es gut wird und die Wege wieder tragfähig sind.

Das Serviceangebot des Forstamts habe sich mittlerweile zu einem zweischneidigen Schwert entwickelt: Einerseits sei es wichtig, Bürgerkontakt durch Loipenpräparierung, Kastaniensammeln oder Deckreisig-Angebot zu forcieren. Sie stehen aber auf dem Prüfstand, wenn sich die Bürger nicht an Absprachen hielten und beispielsweise unerlaubt in die Hiebe hineinliefen, sagt der stellvertretende Amtsleiter.

Ebenso habe die Vermüllung im vergangenen Jahr zugenommen. Kühlschränke, Bauschutt oder Asbest-Platten: Alles werde in den Wald geworfen. "Und das kostet uns richtig viel Geld." Apropos Finanzen: Rund acht Millionen Euro Umsatz habe das Forstamt erwirtschaftet, davon gehen etwa eine bis anderthalb Millionen an die Stadt.

Mit Blick auf 2017 nimmt Brauner die Fichte als "Baum des Jahres" in den Fokus. Denn: "Es ist schade, dass die Fichte in unserer Region so stiefmütterlich behandelt wird." Als nachwachsender Rohstoff, der mit Firmen vor Ort produziert werde, könne er gut verbaut und am Ende einer Nutzungskaskade verheizt werden. Roland Brauner: "Man kann viele tolle Sachen damit machen."