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Auch im Jubiläumsjahr: Doppelstädtische Grußkarten sind Mangelware

Villingen-Schwenningen ist Eins – doch wer als Tourist von hier einen Gruß in die Heimat senden will, hat es schwer, das den Daheimgebliebenen zu vermitteln. Doppelstädtische Grußkarten sind Mangelware.

Villingen-Schwenningen. Die Postkartenregale der Kiosks und Buchläden sind voll mit Villingen-Schwenninger Motiven. Doch mit den Postkarten verhält es sich so ähnlich wie mit den Bahnhöfen: Wer einen Gruß nach Hause senden möchte, der muss schon ganz deutlich zwischen Villingen und Schwenningen unterscheiden. Villingen-Schwenningen selbst existiert auf den bebilderten Grußkarten so gut wie gar nicht. "Grüße aus Villingen im Schwarzwald" oder "Schwenningen – Quellstadt des Neckar", so oder so ähnlich titeln die Grußkarten, die es zu kaufen gibt. Und je nach Stadtbezirk sind darauf mal Villinger, mal Schwenninger Motive zu sehen. Oft finden sogar bis zu acht verschiedene Motive Platz – an fehlenden Quadratzentimetern also kann es nicht liegen, dass nirgendwo im Handel eine Karte von "Villingen-Schwenningen" aufzutreiben ist. Die Verkäuferin in einem Villinger Buchladen lacht und schüttelt den Kopf: "Wenn Sie wirklich eine Karte von Villingen-Schwenningen haben wollen, dann müssen Sie in die Tourist-Information im Franziskaner gehen", gesteht sie grinsend und quittiert die ungläubige Miene ihres Gegenübers mit einem kräftigen Nicken. Schräg gegenüber, in einem anderen Buchladen, der Touristen mit seinen Postkartenständern geradezu anlockt, zuckt der junge Mann am Tresen die Schultern: "Tut mir leid, sowas haben wir nicht" – "Schwenningen will eh keiner auf einer Postkarte sehen, da gibt’s doch nichts Schönes zu sehen", eilt ihm ein Mittfünfziger scherzend zur Seite. In Schwenningen mag derselbe Dialog wohl ähnlich gelautet haben. Doch Fakt ist: Obgleich Villingen-Schwenningen als Baden-Württemberg-Stadt die Doppelstadt im Südwesten schlichtweg ist und als solche auch kräftig um die Gunst der Touristen wirbt, ist sie in den Postkartenregalen auch nach über 40 Jahren noch nicht angekommen. Das Münster, die Stadttore, der Kurgarten oder das Franziskanerkloster zählen zu den beliebtesten Postkartenmotiven auf Villinger Seite – Schwenningen hingegen wirbt selten mit dem Schwenninger Moos, sehr häufig jedoch mit der Quelle des Neckars, dem Mauthepark, dem Luftfahrtmuseum oder sogar mit dem City Rondell. Und die Doppelstadt? Die ist lediglich auf Postkarten in den Tourist-Informationen relevant. Eine einzige moderne doppelstädtische Variante gibt es dort zu kaufen: Villingen-Schwenningen – mit enormem Abstand im Schriftzug zwischen Villingen und Schwenningen – in neun Motiven (sechs Schwenninger, drei Villinger Darstellungen) auf weißem Grund. Die zweite doppelstädtische Karte hingegen ist historischer Natur aus der Sammlung von Manfred Hildebrandt: das gemalte Motiv eines vierblättrigen, blühenden Kleeblattes, in dessen vier Blättern eine Totalansicht, das alte Rathaus, das Münster und die Uhrmacher-Fachschule Platz finden. Ehrensache: Auch die Fasnet hat ihren Platz im Postkartenrondell der Tourist-Information. Jedoch: Die im Franziskaner angebotenen Motive beschränken sich auf die historische Villinger Fasnet – von doppelstädtischer Brauchtumspflege keine Spur. Sollte sich am bisherigen Angebot nichts Gravierendes ändern, dürfte es also schwer werden für die vielen, zum Jubiläum erwarteten Gäste, beim Stadtbummel einen Kartengruß für die Daheimgebliebenen aus der Jubiläumsstadt zu erhaschen – ob sie dann einfach gleich zwei, eine Schwenninger und eine Villinger Karte senden?