Rudolf Aprill (links), Geschäftsführer der Kabelwerke Villingen GmbH, überreichte am Mittwoch historische Firmenunterlagen an Stadtarchivar Heinrich Maulhardt. Fotos: Heinig Foto: Schwarzwälder-Bote

Rückblick: Villinger Unternehmen übergibt 40 Jahre Firmengeschichte ans Stadtarchiv

Ein "einmaliger Bestand der Industriegeschichte" ist am Donnerstag in den Besitz des Stadtarchivs gelangt. Heinrich Maulhardt erhielt Unterlagen aus über 40 Jahren Firmengeschichte der Kabelwerke Villingen.

VS-Villingen. Geschäftsführer Rudolf Aprill und Norbert Gralla, bei den Kabelwerken für das Qualitätsmanagement zuständig, aber auch als Firmenarchivar tätig, legten Fotoalben, Unternehmensbroschüren und Aktenordner vor, die die Industrie- und Technikgeschichte der einstigen Elektroisolierwerke (EIW) von 1952 bis 1990 belegen.

Begonnen hat alles in Berlin. Dort wurden ab Mitte der 1930er-Jahre Kabel und Leitungen für die SABA-Volksempfänger in Villingen hergestellt. 1949 verlegte man die Produktion an den Ort des Hauptabnehmers in die "Waldkaserne" an der Richthofenstraße, und die SABA-Familie Schwer beteiligte sich am stetig wachsenden Unternehmen. Damalige Rundfunk-Größen wie Nordmende, Telefunken und AEG wurden beliefert, später auch Antennenkabel für Fernsehapparate und Automobile hergestellt.

1962 wurden die EIW an den heutigen Standort Am Krebsgraben 3/1 verlegt, "und alle zehn Jahre wurde eine neue Halle hinzugebaut", weiß Norbert Gralla und zeigt Bilder dazu. Die belegen nicht nur die bauliche Entwicklung des Betriebes, sondern auch der gesamten Umgebung – ein Stück Villinger Zeitgeschichte.

1988 zog sich die Familie Brunner-Schwer aus dem Unternehmen zurück, von 1991 bis 1998 firmierte man unter ABB (Asea Brown Boveri) mit Hauptsitz in Zürich, dann übernahm der amerikanische Konzern Belden. Als dieser Ende 2003 das Interesse verlor, waren es Rudolf Aprill und drei Kollegen, die sich des von einst 230 auf 46 Mitarbeiter geschrumpften Werkes annahmen und es zu neuer Blüte führten.

Heute beschäftigt die Kabelwerke Villingen GmbH wieder 100 Mitarbeiter, davon drei Auszubildende, und schreibt mit der Produktion von Leitungen und Kabel für die Branchen Automobilindustrie, Sensorik- und Medizintechnik, Maschinenbau, Unterhaltung und Kommunikation einen Umsatz von 20 Millionen Euro.

"Wir wachsen weiter", sagt Rudolf Aprill, der bis 2021 einen Umsatz von 25 Millionen Euro für erreichbar hält. Sein größtes Problem ist davor die Rekrutierung von im Maschinenbau qualifizierten Mitarbeitern. Vier könne man sofort einstellen, sagt Aprill, Verfahrensmechaniker bilde man selbst aus.

Doch zurück zum firmenhistorischen Nachlass: Ab sofort lagern die sogar digitalisierten Unterlagen im Stadtarchiv im Lantwatten. Nicht nur schulische oder berufliche Recherche, sondern auch reine Neugier berechtige zur Einsicht, sagt Archivmitarbeiterin Ute Schulze. Die sei in der Regel auch kostenfrei, um eine Anmeldung (Telefon: 07721/821810 oder stadtarchiv@villingen-schwenningen.de) werde jedoch gebeten.

Da es noch viele ehemalige EIW-Mitarbeiter gebe, könne er sich ein Erzählcafé zum Thema vorstellen, sagte Heinrich Maulhardt, was wie ein Versprechen klang.