Auf großes Interesse stieß der Vortrag über Familiennamen im Franziskaner in Villingen. Fotos: Schimkat Foto: Schwarzwälder-Bote

Heimatgeschichte: Zuhörer erfahren von Konrad Kunze Details über Familiennamen

"Unsere Familiennamen, Herkunft, Bedeutung und Verbreitung", für dieses Thema interessierten sich am Mittwoch sehr viele Bürger aus der Doppelstadt.

Villingen-Schwenningen. Kein besserer als der bedeutende Namensforscher Konrad Kunze aus Freiburg erläuterte im Chorraum des Franziskaner-Konzerthauses in Villingen, wie Familiennamen entstanden und warum sich viele Namen im Norden Deutschlands von denen im Süden unterscheiden.

Mit einem Augenzwinkern erklärte Kunze, warum im Süden an viele Namen ein "le" angehängt wurde, im Norden dagegen nicht. Und auf die Bemerkung aus den Zuhörerreihen, dass es doch im Ausland auch deutsche Namen gebe, antwortete Kunze: "Ja, schon, aber 80 Prozent der deutschen Bevölkerung hocken heute noch genau da, wo sie vor 800 Jahren gehockt haben. Das nenne man die "Kirmesdistanz", schmunzelte er.

Und als Kunze erklärte, dass es in Deutschland insgesamt 1 095 994 Familiennamen gebe, schluckte doch manch ein Zuschauer hörbar. 40 Jahre sei man nur der Fritz oder der Hans gewesen. Erst als vor 800 Jahren die Städte immer größer wurden, haben man den Vornamen auch Nachnamen gegeben, so Kunze.

Er erläuterte die fünf Möglichkeiten, woher die Familiennamen ihren Ursprung haben. Namen seien nach dem Vater oder nach der Mutter entstanden, so sei der Name Dilger Sohn einer Ottilie, so Kunze. In Schweden stamme der Name Peterson von dem Namen des Vaters Peter ab. In Villingen-Schwenningen heiße der Sohn von Peter nur noch Peter.

Je südlicher man kam, desto weniger wurde an die Namen angehängt, erklärte er. Familien mit dem Namen Riegger, davon gebe es 660, die alle hier unten hocken, Riegger sei der Sohn eines Rüdiger, so der Professor. Der Kubon sei der Nachkomme eines Jakob, der Herr sei ein halbes Herrmännle, man sei eben faul gewesen und habe viele Namen halbiert, meinte Kunze trocken.

Der Name Eilts komme von Agilharts Sohn, fuhr er fort. Manche Namen seien jedoch zu kurz: "Rufen Sie mal laut Hein, da werden Sie nicht froh", erntete er Gelächter. Im Süden habe man an kurze Namen ein "le" angehängt, wie Jäckle, Oberle und Kienzle.

Im Schwarzwald gebe es zum Beispiel viele Winterhalder, das habe bedeutet, man habe da gewohnt, wo viel Schnee liegen blieb. Der Hinterseh wohne am Hintersee, der Neininger komme aus Neudingen bei Donaueschingen, so Kunze.

In Deutschland würden viele Familiennamen von dem Beruf abgeleitet, wie zum Beispiel Müller, Schneider, Fischer oder Koch. In Italien wurden die Namen nach dem Aussehen vergeben, "typisch", murmelten Zuhörer. Aber der Name Ferrari leite sich von dem Beruf Schmied ab, und Esposito sei ein ausgesetztes Kind gewesen. Der älteste Namen sei Baumann, der sich oft Bauer nannte. Den Namen Gebauer gebe es auch nur im Süden, betonte er.

Dann wurde es lustig: Der Name Hase komme von ängstlich oder in kinderreichen Familien bedeute er, man habe sich wie die Karnickel vermehrt, schmunzelte er. Menschen mit kleiner Stirn nannte man Muckenhirn, was aber auch bedeuten könne, man habe viele Mücken im Hirn, fuhr Kunze unter Gelächter fort, wobei Menschen mit dem Namen Scheel oder Schiller von schielen komme. Die Familiennamen Kröpfe würden in Jod armen Gegenden leben, Hohlbeins hätten O-Beine, während ein Trenkle viel gesoffen habe.

Das ganze Leben wurde in manchen Familiennamen eingefangen, wobei im Mittelalter die Namen Arschloch oder Scheißinstub ehrenwerte Namen gewesen seien. Und die Fleigs? "Die waren auffahrend, schnell gereizt", erklärte Kunze und beantwortete noch private Fragen der Zuhörer nach ihren eigenen Namen.