Ein erhebender Moment im Theater am Ring: Gut 800 Zuschauer erheben sich und singen das Schunkellied der Narros. Foto: Heinig Foto: Schwarzwälder-Bote

Fernsehfilm: Rund 800 Besucher erleben Vorpremiere im Theater am Ring / Minutenlanger Applaus

Von Birgit Heinig

Nach 52 Minuten Genuss sangen sie alle und schunkelten im Stehen zum "Wa trummlet au un bloset" – die gut 800 Besucher des voll besetzten Theaters am Ring waren bei der Vorpremiere des Fernsehfilms "Villingen – die fünfte Jahreszeit" hellauf begeistert.

VS-Villingen. Minutenlanger Applaus zeigte Filmemacherin Anja Unger, dass sie gute Arbeit geleistet hat. Zur Präsentation im Vorfeld der offiziellen Ausstrahlung am Mittwoch, 3. Februar, 19.30 Uhr in Arte waren sie und die beiden Produzentinnen Agnès Trintzius und Ariane Le Couteur nach Villingen gekommen und zeigten sich überwältigt von der großen Resonanz.

Moderator Oliver Kienzler, Ratsherr der Historischen Narrozunft, überraschte zunächst aber mit "d’Gassenhauer", Dominik Schaaf, Andreas Dufner und Thomas Streit, die mit ihren Liedern die Vorfreude der Zuschauer noch zu steigern wussten. "Wir wollten etwas Neues, Frisches über den Karneval erzählen", erklärte dann Agnès Trintzius die Motivation für eine fünfteilige TV-Reihe, die nicht nur die traditionelle alemannische Fasnet am Beispiel Villingens, sondern das bunte Treiben zu dieser Zeit in aller Welt darstellt – auch in Bolivien, Nordamerika, auf Sardinien und in Brasilien.

Nach den Tagen in Villingen während der Fasnet 2015 habe man über 30 Stunden Bildmaterial vorliegen gehabt. "Es ist schwer, das auf 52 Minuten einzukochen", gab Anja Unger zu: "Viele schöne Szenen bleiben leider ungezeigt". Doch was übrig blieb, begeisterte. Bei Bilderbuchwetter hatte der Film den verschneiten Schwarzwald "bei tollstem Winterlicht" ebenso eingefangen wie die Vielfalt der Villinger Fasnet. Dass die Sternsinger pünktlich sind, man danach flugs den Weihnachtsbaum abschmücken und endlich das Narrolied singen kann – die Schilderung im Hause Säger in der Brunnenstraße erhielt die ersten Lacher.

Die Einstimmung des Nachwuchses auf die Fasnet im Wohnzimmer von Johanna und Michael Moser, die Zeremonie des Brunnenschmückens und Eindrücke vom Narro- und Mäschgerleabend in der Zehntscheuer, das flammende Plädoyer für das "Ins Häs gau" von Andreas Straßacker, der Schulterblick bei Häsmaler Edgar Sturm und der Blick auf das Aufnahmeritual für Markus Hummel als Gast-Wuescht liefern den dramaturgischen Unterbau für das, was die Villinger Fasnet ausmacht. Michael Bohrer, Ratsherr der Historischen Narrozunft, trägt Gedanken und Erklärungen bei und die ziehen sich wie ein roter Faden durch den Film. Doch Villinger Fasnet ist nicht nur Narro, Surhebl und Morbili – die Kamera war bei den Proben der "Krawazi-Ramblers" und der Fasnetsuche der Glonki-Gilde am Bickentor dabei, sie widmete sich Sebastian Gambin und seiner Geschichte von der Gründung der Katzenmusik. Auch warf sie einen kurzen Blick auf den Brunnenkater, den Schnitzer Adrian Burger vorbeibringt. "Wir Frauen wollen einfach auch gerne Fasnet machen" – eine vom "Fasnetgoascht" beseelte Margot Schaumann ermöglicht im Film den ansonsten – zumindest den Männern – verwehrten Blick in die närrische Damenwelt. Lambert Hermle und Bene Schaumann erlebt man beim Strählkurs und erfährt von der Maxime der Anonymität eines wahren Narros.

Im Hafnerstüble ist es damit allerdings dann schnell vorbei: Alt und Jung feiern ausgelassen Fasnet. Was auch nicht jeder mitbekommt: morgens um 5 Uhr verlassen am Montag die Wagen der Katzenmusik ihre Halle, die Wueschte treffen sich zur Mehlsuppe und Strohstopfen. Der Film neigt sich mit herrlichen Bildern der Umzüge aus ungewöhnlichen Blickwinkeln dem Ende zu, wobei man auch einen Blick auf die Meckergilde, die Südstadtclowns, die Wolfbachrollis und die Schanzelzunft erhascht. Beim ultimativen Schlusspunkt, dem Strohverbrennen, fließen Tränen. "Und dann sind plötzlich alle weg", erzählte Anja Unger von ihrer Fassungslosigkeit seinerzeit und hatte auch damit die Lacher auf ihrer Seite.

"Villingen – Die fünfte Jahreszeit" ist der dritte von fünf Teilen der Reihe "Alles Karneval" und wird zu folgenden Terminen auf dem Arte-Kanal ausgestrahlt: Mittwoch, 3. Februar, 19.30 Uhr, am Samstag, 6. Februar um 16.20 Uhr, am Mittwoch, 17. Februar um 18.20 Uhr und am Mittwoch, 24. Februar um 7.45 Uhr. DVDs vom Film sind erhältlich über contact@unfilmalapatte.fr