Wie ist es richtig? Schilder weisen Straße in Villingen in unterschiedlichen orthografischen Varianten aus.
Villingen-Schwenningen - Eine Straße, zahlreiche Schreibweisen: Auf Schildern in der St.-Nepomuk-Straße taucht der Straßenname in unterschiedlichsten Variationen auf. Insbesondere bei der Verwendung des Bindestrichs hapert es. Was für viele eine eher lustige Marginalie sein dürfte, stößt bei Anwohner und Sprachliebhaber Walter Grimm auf Unverständnis.
"Meine Straße nennt sich offiziell St.-Nepomuk-Straße, doch darum scheinen sich viele nicht zu scheren", sagt der 66-Jährige, der erst vor kurzem mit seiner Frau in die Straße im Villinger Zentrum gezogen ist. Während er durch seine neue Heimat spaziert, zeigt er auf Schilder an Häusern, Kreuzungen, Büros und Arztpraxen. Auch wenn man schon etwas genauer hinschauen muss, wird dabei eines deutlich: Von einer einheitlichen Schreibweise ist man hier ziemlich weit entfernt.
Auf den Straßenschildern zu Beginn und am Ende der Straße steht "St.Nepomuk-Str." – also ohne Leerzeichen und mit einem Bindestrich. Auf dem offiziellen Wegweiser an der Kreuzung zur Hermannstraße wurde sich – warum auch immer – für eine etwas andere Variante entschieden. Hier verzichtet man auf Bindestriche, dafür arbeitet man mit zwei Leerzeichen: "St. Nepomuk Straße". Eine Entscheidung für Leerzeichen und gegen Bindestriche wollte man an einem Bürogebäude einige Meter weiter offensichtlich nicht fällen. Dort hat man sich mit "ST. NEPOMUK-STRASSE" für eine Art Mischform entschieden – erweitert durch Einführung des Doppel-S und kompletter Großschreibung. Andernorts fallen dem genauen Beobachter noch weitere Schreibweisen ins Auge: "St. Nepomuk Str.", "St.-Nepomuk-Straße" oder ST.-NEPOMUK-STR.".
Aber welche Schreibweise ist nun eigentlich richtig? Und was stört Walter Grimm an der Namensvielfalt in seiner Straße?
Es gebe, so Grimm, im Grunde zwei richtige Schreibweisen, beide mit zwei Bindestrichen: "St.-Nepomuk-Straße" oder "Sankt-Nepomuk-Straße". Natürlich könne das Wort Straße auch mit "Str." abgekürzt werden. Diverse Routenplaner und auch das Einwohnermeldeamt würden auf eine der korrekten Varianten zurückgreifen, oft sei das aber eben nicht der Fall. "Meine ganzen Bankverbindungen und Geschäftsbeziehungen waren postseits von der falschen Schreibweise St. Nepomuk-Str. infiziert", berichtet Grimm. Er habe sich dann bei verschiedenen Stellen gemeldet, bei Banken, Verlagen, bei der Post. "Alle konnten den Straßennamen korrigieren, bis auf die Postbank", erzählt er.
Dass manche sein Anliegen für ein wenig klein kariert halten könnten, ist Grimm dabei durchaus bewusst. Es sei jedermanns Recht, es egal zu finden, ob man den Namen seiner Straße nun mit oder ohne Bindestrich, mit oder ohne Leerzeichen schreibe. Er aber könne das nicht: "Ich schaue mir alles genau an, was ich lese. Schon von kleinauf besitze ich ein großes Interesse an Rechtschreibung und rechtschreiberischen Kuriositäten", sagt Grimm, der sich sogar in einem eigenen Buch mit allerlei sprachlichen Fragen auseinandergesetzt hat. "Ich finde es schon schade, dass viele Menschen nicht wirklich auf Rechtschreibung achten."
Vielleicht kann er ja wieder ein wenig Hoffnung schöpfen. Denn zumindest was die St.-Nepomuk-Straße betrifft, dürfte manch einer beim Briefeschreiben nun etwas penibler vorgehen.
