Foto: Heinig Foto: Schwarzwälder-Bote

Spaziergänger sehen Verkotung mit gemischten Gefühlen / Experte gibt Entwarnung

Die Tauben pfeifen nicht nur auf die Kunst auf dem Klinikum-Dach. Und Spaziergänger fragen sich, ob das Schwarzwald-Baar-Klinikum mit dem unvermeidlichen Kot der Tiere in allernächster Nähe nicht ein großes Hygieneproblem haben könnte. Experten wiegeln jedoch ab.

Villingen-Schwenningen. Nicht nur die beiden Doppelstädter, die an einem sonnigen Nachmittag im Zentralbereich nahe des Klinikums unterwegs sind, richten ihren Blick nach oben. Zig Tauben machen sich auf dem filigran wirkenden Gebilde breit, das in Kunstkreisen als "leicht verwinkelter Stab aus Stahl" beschrieben wird und den Namen "der Linie lang" trägt. Die beiden halten den Anblick sogar mit der Kamera fest. "Das waren bestimmt 80 bis 90 Tauben", schätzt der mittlerweile pensionierte Herr beim Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten. "Das ist für die Klinik doch kein Aushängeschild. Dort haben die Tiere nichts zu suchen."

Keine Gefahr für Patienten

"Bekanntlich gibt es in Villingen-Schwenningen eine gewisse Taubenpopulation", erklärt Sandra Adams, Pressesprecherin des Schwarzwald-Baar-Klinikums. Deshalb sei es nicht verwunderlich, dass auch im Zentralbereich zwischen den Stadteilen zeitweise Tauben zu finden sind. "Eine Gefahr für unsere Patienten sehen wir allerdings nicht. Alle hygienerelevanten Stellen am Klinikum sind entsprechend gegen Tauben gesichert und werden immer wieder kontrolliert und gereinigt. Im Rahmen der regelmäßig durchgeführten Hygienebegehungen konnte bisher keine Patientengefährdung festgestellt werden", teilt Sandra Adams weiter mit.

Grundsätzlich haben die wild lebenden Tiere auch in den Augen von Jochen Früh, Leiter des Gesundheitsamtes im Schwarzwald-Baar-Kreis, nichts in den Städten zu suchen. Doch das Nahrungsangebot sei einfach zu verlocken, zumal es Menschen gebe, die die Tauben auch noch füttern, ergänzt er. Mit dem Ergebnis, dass sich die Taubenpopulationen auch in Städten wie VS explosionsartig vermehren. Dennoch, mahnt Früh, gebe es in VS noch deutlich weniger Tauben als in anderen Kommunen. Eine Gefährdung durch die vielen Tiere mag der Gesundheitsexperte jedoch nicht sehen. "Eine Ansteckung ist sehr fraglich", meint er, selbst wenn Kot trockne und in staubartige Partikel zerfalle, aufgewirbelt werde und möglicherweise in die Atemwege der Menschen gelange. Der Kot und damit mögliche Erreger seien nur noch in einer extrem schwachen Konzentration vorhanden, erläutert er. "Dabei kann keine gravierende Keimbelastung entstehen", urteilt er. Anders sehe es mit Reinigungskräften aus, die beispielsweise auf Speichern zentimeterdicke Kotschichten entfernen müssen. Da sollten Schutzanzüge und -masken selbstverständlich sein, so Früh.

Der Trick mit den Eiern

Ähnlich stellt sich das Tauben-Thema auch für ein Mitglied des Geflügelzuchtvereins 1899 Villingen dar. "Die Tiere sollten eben nicht noch zusätzlich gefüttert werden", meint er und verweist auf einen Trick, um den Tierbestand in den Städten in grenzen zu halten. In manchen Städten werden die Tauben an speziellen Plätzen ausgetrickst: Taubenschläge werden eingerichtet. Dies können leer stehende Dachräume sein, die ohnehin von Stadttauben als Wohn- und Brutort aufgesucht werden. Dort werden die gelegten Taubeneier durch Gips- oder Kunststoffattrappen ersetzt. Die Tauben brüten auf den künstlichen Eiern weiter.

Für VS sind solche Taubenschläge oder -Häuser derzeit kein Thema. Oxana Brunner, Pressesprecherin der Stadt, lenkt den Blick eher auf ein paar "unbelehrbare Bürger", die trotz Verbots an verschiedenen Stellen der Stadt, an Innenstadtplätzen wie auch an Unterführungen, die Tiere munter weiter füttern.

"Und damit eine Ordnungswidrigkeit begehen", so Brunner. Zum Ärger vieler Eigentümer, deren Fassaden und Häuser durch den aggressiven Taubenkot beschädigt werden.