Der Zustand des Obdachlosenwohnheims in der Schwenninger Turnerstraße ist seit Jahren bedenklich. Doch ein Neubau ist weiterhin nicht in Sicht. Foto: Hennings

Hitzige Debatte im Ausschuss. Salinenstraße scheidet ebenfalls aus. OB Kubon: "Konflikte wird es überall geben."

Villingen-Schwenningen - Wo nur soll das neue Obdachlosenheim gebaut werden? Eine hitzige Debatte entbrannte darüber am Dienstagabend im Technischen Ausschuss. Der von der Verwaltung favorisierte Standort in der Salinenstraße stieß größtenteils auf Ablehnung.

"Ich gebe zu, dieser Standort wirft Fragen auf", erklärte auch Bürgermeister Detlev Bührer. Aufgrund mehrerer Vorzüge des Grundstücks in direkter Nachbarschaft zum Bürgerheim in Schwenningen, sei dies dennoch der "optimalste Standort". Und einen optimalen gebe es in dieser Frage schlichtweg nicht.

Für die Salinenstraße spreche, so Bührer, dass das Gelände der Stadt gehört und für soziale Zwecke vorgesehen ist. So umgehe man ein zeitlich aufwendiges Bebauungsplanverfahren – könnte also schnell einen Ersatz für das marode Heim in der Turnerstraße verwirklichen. Zudem passe der Baukörper, der ursprünglich für den Standort am Neckarbad vorgesehen war, exakt auf dieses Grundstück. Man müsste das einstöckige Gebäude mit 31 Zimmern für Obdachlose nicht noch einmal planen.

Der Umstand aber, dass mit einem Bau in der Salinenstraße dem benachbarten Bürgerheim jede Möglichkeit genommen werden könnte, dort betreutes Wohnen anzubieten, schmeckte vielen Ausschussmitgliedern ganz und gar nicht. Im Gegenteil: Nachdem die Verwaltung vom Standort am Neckarbad abgerückt war, weil sich dort Firmen vergrößern möchten, nun aber mit dem Bürgerheim ebenfalls einer gewerblichen Einrichtung geschadet werde, stieß auf Kritik. "Wir sollten nicht zwischen gutem und schlechtem Gewerbe unterscheiden. Das Altenheim ist in seiner jetzigen Größe wirtschaftlich kaum zu betreiben. Außerdem zeigt die Demografie, welch hohen Bedarf wir in VS an altersgerechten Wohnungen haben. Dieser Standort ist aus meiner Sicht nicht akzeptabel", wetterte Edgar Schurr (SPD).

Auch Bernd Hezel (CDU) ließ kein gutes Haar am Vorhaben der Stadt: "Was rundet dieses Gebiet mehr ab als Gebäude für die Altersvorsorge? Wie groß war doch damals die Freude über den schönen Übergang vom Bürgerheim zum LGS-Gelände. Dies nun mit einer solchen ›Schuhschachtel‹ zu unterbrechen, ist für mich unvorstellbar."

Während in den meisten Fraktionen gemischte oder ablehnende Meinung herrschte, plädierten die Freien Wähler für den Standort Salinenstraße: "Es gebe keine zusätzlichen Kosten und Verzögerungen. Auch werden die Obdachlosen so nicht ins Gewerbegebiet ›abgeschoben‹", sagte Andreas Flöß.

Der Ansicht der Verwaltung, das Bürgerheim könne direkt auf seinem Grundstück erweitern, entgegnete Edgar Schurr, dass gerade die Parkanlage den Charme des Pflegeheims ausmache. "Außerdem würde dort kein Investor bauen", befürchtet er.

Selbst Neubau in der Turnerstraße ist wieder im Gespräch

Was also tun? Zur Abstimmung über die Beschlussvorlage der Verwaltung, die Planung für den Standort Salinenstraße zu intensivieren, kam es gestern Abend erst gar nicht. Stattdessen stellte Schurr den Antrag, einen neuen Suchlauf für ein geeignetes Grundstück zu starten. Zehn Ausschussmitglieder stimmten dem bei drei Gegenstimmen und einer Enthaltung zu.

Für Oberbürgermeister Rupert Kubon ist eine neuerliche Suche jedoch kaum erfolgsversprechend. "Wir werden überall einen formell rechtlichen Konflikt haben, müssten Bebauungspläne ändern. In der Salinenstraße ist das nicht der Fall. Hier handelt es sich ausschließlich um einen emotionalen Konflikt", betonte der Rathauschef. Mindestens ein halbes Jahr müsse für einen systematischen, ämterübergreifenden Suchlauf eingeplant werden, machte Henning Keune vom Amt für Stadtentwicklung deutlich.

Zur Sprache kam selbst wieder ein Neubau am jetzigen Standort in der Turnerstraße. "Dann gehen wir eben dorthin, wo wir schon sind", sagte Bernd Hezel. Allerdings wäre dann die Unterbringung der Obdachlosen während der Bauzeit ein Problem, so Bürgermeister Bührer.

Nun ist also nur klar, dass nichts klar ist. Mit Spannung darf deshalb erwartet werden, wenn das Thema heute im Kultur- und Verwaltungsausschuss sowie kommenden Mittwoch im Gemeinderat auf den Tisch kommt.