Minara & Co spüren Auswirkungen von längeren Unterrichtszeiten / Besucherzahlen sprechen klare Sprache

Von Andreas Hennings

Villingen-Schwenningen. Wenige Wochen dauert es noch, bis die Freibäder der Region ihre Pforten öffnen. Doch wo früher vor allem Schüler ins kühle Nass sprangen, geht die Zahl der jüngeren Besucher immer weiter zurück. Die Badbetreiber schlagen Alarm.

"Es geht hier um eine enorm wichtige Zielgruppe", sagt Uwe Winter, Geschäftsführer des Minara Hallen- und Freibads in Bad Dürrheim auf Anfrage unserer Zeitung. Das zeigt allein der Blick auf die Besucherstatistik: Im vergangenen Jahr lag die Zahl der Erwachsenen und Schüler mit je rund 20 000 in Bad Dürrheim gleichauf. Doch der Einbruch bei den Kindern und Jugendlichen ist dramatisch: Im Vorjahr waren es 29 100 junge Besucher gewesen. Der Anteil der Altersklasse bis 16 Jahre sank von 36 auf 31 Prozent. Nun könnte man meinen, der verregnete Sommer hätte die Schüler vom Gang ins Freibad abgehalten. Doch Fehlanzeige: Auch im Hallenbad ging ihre Zahl im Zeitraum von Januar bis März um sage und schreibe 18,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zurück. Ist es die zunehmende Belastung durch Ganztagsschulen und G8? Ist es das geänderte Freizeitverhalten von Heranwachsenden? Uwe Winter vermutet eine Mischung aus beidem: "Ich sehe es ja auch an meinen Kindern, die oft nicht mal ins Schwimmtraining gehen können." Schüler hätten eben nicht mehr so oft die Möglichkeit, vor 16 oder 17 Uhr ins Bad zu gehen – wenn überhaupt. Zwar dokumentiert das Minara nicht, zu welcher Uhrzeit die Besucher durchs Drehkreuz gehen. Doch die Tendenz scheint klar: Kinder und Jugendliche kommen im Schnitt später als noch vor Jahren. "Wenn keine Ferien sind, merkt man, dass länger Schule ist", beschreibt Bademeister Florian Mill seine Eindrücke im Minara.

Doch auch wenn keine Schule ist, strömen die jungen Menschen nicht gleich ins Schwimmbad: "Marktforscher sagen schon lange, dass sich das Freizeitverhalten ändert", erklärt Winter. Beispielsweise verbringen Schüler mehr Zeit vor dem Computer, auch die Auswahl an Angeboten von Vereinen werde größer. Mill sieht das genauso: "Früher hat man sich in der Schule fürs Freibad verabredet. Heute geht das übers Handy, und da werden eben auch andere Entscheidungen getroffen." Zudem würden Jugendliche genau vergleichen: Wo gibt’s eine Rutsche? Wo ein Dampfbad? "Ein Sprungturm allein reicht da nicht", sagt Mill.

Ähnliche Erfahrungen machen die ehrenamtlichen Betreiber des Freibads in Tannheim. "Während der Schulzeit kommen unter der Woche erstens weniger Schüler, zweitens kommen diese erst später am Nachmittag", so der Eindruck von Doris Riesle, Vorsitzende des Fördervereins Freibad Tannheim.

Man merke deutlich die Auswirkungen von der häufig längeren Schulzeit. "Wir wissen aber natürlich nicht, ob die Kinder und Jugendlichen überhaupt kommen würden, wenn keine Schule wäre", relativiert sie.

"Nicht sichtbar" sei die beschriebene Tendenz hingegen in den Besucherstatistiken bei Bäder VS, erklärt deren Sprecherin Julia Muth. Auch den Bademeistern des Neckar-, Kneipp- und Hallenbads in der Doppelstadt sei dieses Phänomen nicht aufgefallen, sagt sie auf Anfrage.

Im Minara-Bad zieht man nun in Erwägung, die Öffnungszeiten zu ändern. "Wenn Schüler bis 17 Uhr keine Möglichkeit haben, ins Bad zu kommen, müssen wir reagieren und abends länger öffnen", sagt Winter. Dann sei aber die Frage, wo man die Kosten einspare. "Auch im Zuge unseres Umbaus müssen wir uns jedenfalls intensiv mit dem Thema beschäftigen. Die Hände gebunden sind eher dem Tannheimer Freibad-Team. Laut Doris Riesle sei man aber nicht allein leidtragend: "Für die Schüler selbst wäre es doch eigentlich wichtig, ins Bad und an die frische Luft zu kommen. Ihnen geht viel verloren."