Sohn und Schwiegertochter von Martin Staritz (von links), Thomas Leonhard, Rupert Kubon, Rolf Schmid, Martin Staritz mit Ehefrau sowie Eike Walter mit Ehefrau in der ersten Reihe bei der "Verabschiedung" im Baden-Württemberg-Saal des Klinikums. Foto: Schück Foto: Schwarzwälder-Bote

Direktor der Klinik für Innere Medizin nutzt Ruhestand für neue Führungsaufgabe in Graubünden

Von Felicitas Schück Schwarzwald-Baar-Kreis. Das Schwarzwald-Baar-Klinikum verabschiedet ihn in den Ruhestand, die Schweiz nimmt ihn mit Kusshand: Martin Staritz ist ein Beispiel für den Fachkräftebedarf im demografischen Wandel. Schon zum 22. September übernimmt er eine Leitungsfunktionim "Heidiland", im "Drei-Männer-Kader" eines "schnuckeligen Krankenhauses" in Savognin im Bezirk Albula des Kantons Graubünden.

Staritz, der nach eigener Auskunft das 65. Lebensjahr bereits überschritten hat, leitete 22 Jahre als Direktor die Klinik für Innere Medizin I, Gastroenterologie imSchwarzwald-Baar-Klinikum.

Gestern Abend wurde er dort in feierlichem Rahmen verabschiedet. "Eine Klinik wie diese lebt von Ihrem ärztlichen Können", bescheinigte Geschäftsführer Rolf Schmid, der demnächst selbst in den Ruhestand geht, dem Mediziner. "Sie haben Ihre Arbeit gerne gemacht, das war der Schlüssel zum Erfolg", so Schmid, der die Teamführung und "hohe Konstanz im Team" des Chefarztes lobte. Nachfolger wird Eike Walter bisher Direktor der Klinik für Innere Medizin IV, Allgemeine Innere Medizin und Altersmedizin am Klinikum.

"Sie sind schon früh dem Charme des Darmes verfallen"

"Sie sind schon früh dem Charme des Darmes verfallen", attestierte Oberbürgermeister Rupert Kubon als einer der beiden alternierenden Aufsichtsratsvorsitzenden des Klinikums dem scheidenden Chefarzt und sprach von einem Bestseller gleichen Titels, der das Fachgebiet von Martin Staritz in "besonderes öffentliches Licht" gehoben habe. Staritz habe das Profil des Klinikums entscheidend geprägt. "Jeder konnte spüren, dass Sie Mediziner aus Leidenschaft sind", so der Oberbürgermeister. Er wisse, dass Staritz eine große Lücke, aber auch ein gut bestelltes Haus im Klinikum hinterlasse.

Thomas Leonhard, Chefarzt für Orthopädie am Klinikum in Donaueschingen, würdigte Martin Staritz in Vertretung des Ärztlichen Direktors des Klinikums. Er habe die Gasteroenterologie zur Blüte gebracht. "Es ist ein Abschied in einer Phase, in der der Mensch noch vital und ideenreich ist", sagte Leonhard und merkte kritisch an, dass ein Abschied dieser Art im 21. Jahrhundert aufgrund der demografischen Entwicklung nicht der gleiche Abschied sei wie ein solcher im 20. Jahrhundert.

Er könne sich nicht vorstellen, dass Staritz nun bis elf Uhr schlafe und sich bis zum Mittag mit dem Lesen mehrerer Zeitungen beschäftige. Dem Nachfolger Eike Walter wünschte Leonhard ein "Goldfischbecken" statt eines "Haifischbeckens".

Martin Staritz, das stellte Pflegedirektorin Christa Dietel klar, sei Tag und Nacht erreichbar und auch im Urlaub im Klinikum präsent gewesen. Trotzdem habe "der Autonarr, der auch mal Traktor fährt" noch Zeit gefunden, Motorrad zu fahren und sich um seine Familie mit inzwischen sechs Enkelkindern, von denen das jüngste die Feier in der Babytragetasche begleitete, zu kümmern.

Mit seinem Bildervortrag vor atemberaubender Bergkulisse und mit Nobelschlitten verdutzte der scheinbare Ruheständler, der eine Führungsaufgabe im Kreisspital in der Schweizer Wintersport- und Feriendestination übernimmt, anschließend regelrecht.Sogar rätoromanisch habe er gelernt, um mit älteren Damen im "Heidiland" flirten zu könne, bekannte er und schreckte mit der Einleitung seines Vortrages, den er ohne Manuskript hielt, auf: "Wissen Sie, wie peinlich das ist, als wenn jemand gestorben wäre. Sie haben es aber hervorragend gemacht." Noch mehr beeindruckte Staritz, als er dann bekannte, seine neue Aufgabe im Schweizer Krankenhaus nur zu 80 Prozent auszufüllen, weil er weil er in den restlichen Zeit seine nach ihm benannte Unternehmensberatung "healthcare-consulting" betreiben müsse.

Nachfolger Eike Walter zeigte sich dankbar für Unterstützung und "die große Aufgabe". Er wolle die Klinik zusammenführen und Klammer zwischen Donaueschingen und Villingen sein. Außerdem wolle er "die Ausbildung der jungen Kollegen" intensivieren. Schließlich betonte er, dass Empathie gegenüber den Patienten im Klinikum wichtig sei. Die Veranstaltung wurde musikalisch hervorragend umrahmt.