24-Stunden-Reportage: Zu Besuch im Klassenzimmer / Wochenplanübungen in der Schwenninger Gartenschule

Von Mareike Bloss

Villingen-Schwenningen. 14 Uhr – während in vielen anderen Schulen in VS der Unterricht schon aus ist, büffeln die ABC-Schützen der Gartenschule in Schwenningen fleißig weiter: Es ist Zeit für die Wochenplanübungen in Klasse 1a, die Lehrer Markus Rombach betreut.

"Leute, es ist Wochenplan, und keine Pause mehr", ermahnt Rombach seine Schülerschar, die gerade aus dem Musikunterricht kommt und sich noch nicht so ganz mit dem Gedanken anfreunden will, jetzt still sitzend ihre Hausaufgaben erledigen zu müssen. Doch den Begriff Hausaufgaben, ihn gibt es in der Ganztagsschule mittlerweile nicht mehr. Wochenplanübungen, so heißt es richtig, erklärt Rombach. Zusammen mit der FSJ-lerin Jasmin Maier betreut er die Erstklässler, hat stets ein offenes Ohr für Fragen und hilft, wenn es irgendwo klemmt.

Allmählich kehrt Ruhe in den Klassenraum ein, die Schüler holen ihre Hefte heraus.

Deutsch, Mathe, Zusatzaufgaben – diese Bereiche umfasst der Wochenplan, den die Schüler der Gartenschule – egal ob Klasse 1 oder 4 – innerhalb der fünf Schultage erledigt und von ihren Eltern als Kontrolle unterschrieben haben müssen. Im Schnitt findet diese neue Form der Hausaufgabenbetreuung eine Schulstunde pro Tag statt.

"Leicht – mittel – schwer – die Kinder sollen jede Übung für sich selber beurteilen, um zu merken, wo es noch hapert", erklärt der Klassenlehrer. Auch die täglichen Aufgaben, die sich die Schüler individuell einteilen können, sind in drei unterschiedlichen Leistungsniveaus gestaffelt, die schwierigste Stufe ist freiwillig zu erledigen. Am Ende gibt es – bei vollständiger Bearbeitung – eine Unterschrift vom Lehrer.

Dennis sitzt an einer Deutsch-Aufgabe – Trennsilben – und ist ruckzuck fertig. "Das war richtig einfach", meint der Sechsjährige.

Diejenigen Schüler, die noch Schwierigkeiten bei den Übungen haben, dürfen sich an den "Helfer-Tisch" setzen und bekommen gezielte Unterstützung von Jasmin Maier.

"Wer diese Übungen fertig hat, darf sich Logico oder Paletti nehmen", ruft der Lehrer in die Klasse, als er merkt, dass die Geräuschkulisse wieder stärker wird. Logico und Paletti – das sind Lernspiele mit Sprach- und Rechenaufgaben, die die Erstklässler im Anschluss an die Wochenplanübungen in Eigenregie bearbeiten dürfen.

Der Wochenplan: Ein Konzept, das mit der Entstehung der Ganztagsschule gekommen ist. Und das mittlerweile auch aufgegangen sei, meint Rombach. "Anfangs war ich wirklich skeptisch, ob es funktioniert. Aber wir merken, dass die Schüler zu mehr Selbstständigkeit erzogen werden und die Aufgaben schnell erledigen. Sie sind immer ganz heiß darauf, die Unterschrift zu bekommen."

Zudem, so der Klassenlehrer, könnten die Eltern, die zur Unterschrift am Ende der Woche verpflichtet sind, somit den Überblick über die Lernerfolge behalten. Trotzdem: Der Pädagoge macht auch deutlich, dass das Erledigen der Wochenplanaufgaben täglich erforderliches Üben von Lesen, Schreiben oder Einmaleins nicht ersetze.

14.30 Uhr: "Es ist mir immer noch ein bisschen laut, so kann sich keiner konzentrieren", sagt Rombach, und ergreift kurzerhand die "Notwaffe": Er holt sein Keyboard heraus und stimmt ein: "Singen ist ‘ne coole Sache". Die Kinder stehen auf, tanzen und klatschen – und sind für den Rest der Stunde ausgepowert.

Dann kommen die Viertklässler Ben, Lance und Sarah herein. Sie sind Paten für die Klasse 1a, besser gesagt: Junior-Lehrer. Dieses Zertifikat tragen sie stolz auf ihrem Namensschild. Wenn irgendwie möglich, schauen die Paten während der Wochenplanübungen vorbei und helfen, wo sie nur können.

"Die Patenschaft für einen anderen Schüler zu übernehmen, das macht richtig Spaß", meint Ben, der einem Erstklässler beim Kreuzworträtsel hilft. Zudem gehören Streitschlichtung und Fürsorge in den Pausen zu den Aufgaben eines "Junior-Lehrers".

Und auch die Erstklässler üben bereits fleißig auf ihre "Junior-Professur" hin: Lenni, der schon lange fertig mit seinem Tagespensum ist, geht zum Helfer-Tisch und fragt seinen Klassenlehrer: "Darf ich den anderen helfen?" "Na klar darfst du helfen. Aber wichtig: Helfen heißt ›nicht vorsagen‹", erklärt der Lehrer.

Dann schaut er auf die Uhr. "Die Stunde ist rum. Jetzt geht es ab auf den Schulhof." Denn auch nach der Wochenplanübung ist heute noch immer nicht Schluss für die Klasse 1a der Schwenninger Gartenschule.