Die Ausstellung "Bilderwahl" in der Galerie in Schwenningen lockt mit besonderen Gegenüberstellungen. Foto: Simon Foto: Schwarzwälder-Bote

Ausstellung in der städtischen Galerie stellt Kunstwerke in Beziehung

Villingen-Schwenningen (sim). Kann man mit vermeintlich vertrauten Positionen das Publikum in die Galerie locken? Man kann. Zur Vernissage der Ausstellung "Bilderwahl" kamen zwar nicht mehr, aber auch nicht viel weniger Besucher als sonst ins Lovis-Kabinett. So wird Galerieleiter Wendelin Renn mit seiner Prognose recht behalten, dass sich etwa ein Prozent der Bevölkerung für Kunst interessiert. Für die städtische Galerie bedeutet das rund 800 Besucher für die gesamte Laufdauer.

Das Stammpublikum konnte sich nun vorab überzeugen, wie man mit wenig Aufwand eine durchaus sehenswerte Ausstellung zusammenstellen kann. Renn hatte den städtischen Kunstbesitz einer unkonventionellen Inspektion unterzogen. 2500 Kunstwerke sind dort in vier Sammlungen vorhanden: die Sammlung Christian Link, die Sammlung F. G. Lovis Gremliza, die Sammlung Felix Schlenker und die Sammlung Ursula Binder/Rolf Deimling. 50 Werke hat er selbst ausgesucht. Die Qual der Wahl überließ er den Künstlerinnen Gabriela Oberkofler, Brigitte Schwacke, Elfi Schmidt, Amalia Theodorakopoulos und Andrea Zaumseil. Über eine Auslosung wurden den Künstlerinnen jeweils zehn der 50 Kunstwerke zugeteilt. Sozusagen als Grundlage für die Aufgabe. Jedem ihrer zehn zugelosten Kunstwerke mussten die fünf Künstlerinnen ein Pendant aus der fünften Sammlung der städtischen Galerie, den Ankäufen, zuordnen.

Fünf Kuratorinnen, das sind auch ebenso viele unterschiedliche Sichtweisen. Die Spielregeln, die Kombination aus festgelegten und zufälligen Kriterien, schaffen in der Tat eine spannende Bilderwahl. So hat Brigitte Schwacke, die wie ihre Kolleginnen auch schon in der Galerie gezeigt wurde, eine auf den ersten Blick sehr ungewöhnliche Auswahl getroffen. "An der Klosterpforte", eine zwischen Biedermeier und Realismus einzuordnende Winterlandschaft von Edmund Koken aus der Sammlung Link, hat sie in Dialog gesetzt zu Paul Schwers Lichtinstallation "Singen wouw-wouw". Gleißend helle Leuchtstoffröhren und verbogenes Plexi-Glas im Dialog mit subtil abgestufter Hell-Dunkel-Malerei: Das ist der Hingucker im ersten Raum. Technisch und inhaltlich sind das unüberbrückbare Gegensätze, aber formal entsprechen sich die Arbeiten, die in einem Abstand von 150 Jahren entstanden sind, durchaus.

Neben formalen Kriterien, wie auch den "Äpfeln" von Karin Kneffel die von Amalia Theodorakopoulos Werner Gottheins "Seiltänzerin und ihr Clown" zugeordnet wurden, sind es gerade auch die inhaltlichen Aspekte, die die Wahl beeinflussten. So kommuniziert Daniel Spoerries herausragendes "Fallenbild" aus der Sammlung Schlenker mit einem wunderbaren kleinen Stillleben des Trossinger Künstlers Martin Wernert.

Zu ergründen, was sich die Kuratorin bei der Zusammenstellung von Rolf Deimlings "Federkreuz" mit Gabriela Oberkoflers Installation "Hochzeit" gedacht hat, ist jedoch die Aufgabe des Besuchers.

Weitere Informationen: Die Ausstellung ist bis 14. Dezember zu sehen. Dienstag bis Sonntag 10 bis 12 Uhr und 14 bis 17 Uhr.