Das Besondere im Uhrenindustriemuseum sind die historischen Maschinen, die großteils noch funktionsfähig sind. Foto: Archiv

Thema im Verwaltungsausschuss. Neue halbe Personalstelle erforderlich.

VS-Schwenningen - Die Sorge um den Fortbestand des Uhrenindustriemuseums greift um sich. Zwei Mal wurde das Thema Eingliederung in die Abteilung der städtischen Museen im Amt für Kultur bereits vertagt. Am Mittwoch soll der Verwaltungsausschuss vorberaten.

Am 11. Oktober wurde der Punkt im Verwaltungsausschuss von der Tagesordnung genommen. In der Gemeinderatssitzung eine Woche später wurde das Thema ebenfalls ausgelassen. Offenbar bestand noch einmal Gesprächsbedarf. In den Reihen von CDU und Freien Wählern war keine Bereitschaft vorhanden, Geld aus dem Haushalt für eine neue halbe Stelle im Uhrenindustriemuseum zu genehmigen. Es wurde vorgeschlagen, diese Arbeit ehrenamtlich verrichten zu lassen.

Wenn es im Gemeinderat letztendlich zum Nein für die halbe Stelle käme und damit der Eingliederung in die städtischen Museen käme, wäre das Aus des Uhrenindustriemuseums besiegelt. Mit der Auflösung des Trägervereins, die kurz vor der Verwaltungsausschusssitzung im Oktober beschlossen worden war, gäbe es keinen Ausweg mehr als die Schließung.

Angesichts dieses Szenarios mehren sich die Sorgen vieler Museumsanhänger, dass die weit über die Grenzen der Stadt hinaus bekannte Einrichtung geschlossen wird. Im Jahr 2003 wurde sie mit dem Luigi Micheletti Award des European Museum Council für das beste technische Museum Europas ausgezeichnet.

Ingeborg Kottmann, die ihre Geschäftsführertätigkeit im Uhrenindustriemuseum bis zum Jahresende ehrenamtlich verlängert hat, wird derzeit oft auf die Zukunft des Museums angesprochen: "Viele fragen, das Personal bleibt aber? Frau Silvia Ginosa macht so tolle Führungen für Kinder." Andere sorgten sich um die Struktur des Museums, dass sich auch kurzfristig sogar Führungen für zwei bis vier Personen buchen ließen und keine starren Führungszeiten vorgegeben waren. Eine ältere Dame habe ihr gesagt, dass es drei Dinge in Villingen-Schwenningen gebe, die auch noch nach hundert Kilometern bekannt seien: Der SERC, die Städtische Galerie und das Uhrenindustriemuseum. Für Kottmann ist indes klar: "Das Uhrenindustriemuseum ist die Identität des Ortes."

Bruce Rich, der amerikanische Rechtsanwalt und Buchautor, der jüngst in Schwenningen auf den Spuren seiner Ahnen war (wir berichteten), war begeistert: "Das Uhrenindustriemuseum ist ein TopMuseum". Was hier gezeigt werde, sei gerade in der heutigen Zeit wichtiger denn je – nämlich die Entwicklung der Industrialisierung Schwenningens, beispielhaft für ganz Deutschland. Hier sei zu sehen, dass die Identität der Stadt auf der Geschichte von Migration und Toleranz beruhe.

Als er gehört habe, dass die Schließung des Museums im Raum stehe, konnte er es nicht fassen. Dass ein derart gut gemachtes Museum geschlossen werde, wäre in den USA undenkbar.

Derzeit erhält das Museum einen Betriebskostenzuschuss der Stadt in Höhe von 93.400 Euro, verrechnet im Budget der städtischen Museen sowie einen Zuschuss vom Kreis in Höhe von 30 000 Euro. Zusammen mit Spenden, Sponsoring, Mitgliedsbeiträgen, Einnahmen aus Eintritten und Verkäufen im Museumsshop ergibt sich laut Verwaltungsvorlage ein Jahresbudget von 139 200 Euro. Damit werden hauptsächlich die Personalkosten von 58.000 Euro und die Mietkosten in Höhe von 52.000 Euro bestritten.

Nach dem Ausscheiden der bisherigen Geschäftsführerin Ingeborg Kottmann in den Ruhestand, gebe es kein Personal mehr zur fachlichen und konservatorischen Betreuung der Sammlung und zur Ausstellungskonzeption. Deshalb müsse für diese unverzichtbaren Kernaufgaben mindestens eine halbe Stelle mit einem Kostenaufwand von rund 32 000 Euro pro Jahr neu eingerichtet werden, heißt es in der Vorlage weiter.