Oberbürgermeister Kubon bringt Flüchtlingen nicht nur Geschenke, sondern auch Respekt

Von Eva-Maria Huber

Villingen-Schwenningen. Hanan strahlt Oberbürgermeister Rupert Kubon an, als er im Flüchtlingswohnheim in den Erbsenlachen Teddys an die Kinder verteilt. Das Mädchen spürt wohl, dass es nicht nur um Geschenke geht, sondern vor allem um Respekt vor den Menschen hier.

Kaum ist Kubon am Tag vor dem Heiligabend aus seinem Auto gestiegen, wird er nicht nur von Sozialarbeiter Josh Feuerstein, Ansprechpartner für die Flüchtlinge in den Wohnblocks aus den Erbsenlachen, und mehreren kleinen Syrern angesprochen. Eine alte Frau nähert sich der Gruppe und fragt, wo sie denn Kleiderspenden hinbringen könne. "Ich möchte so gerne helfen." Eine anrührende Szene, die im Haus selbst vielfach ihre Fortsetzung fand. "Eine Herzensangelegenheit" ist es für Kubon, sich mit dem Schicksal dieser Menschen aus dem arabischen Raum zu beschäftigen und den Jungen und Mädchen Stofftiere und für die Erwachsenen einen Hiddelesgutschein vorbeizubringen. Trotz anderer Termine ließ er sich für die Gespräche Zeit, sehr viel Zeit.

Schnell war Kubon von den Kleinen umringt, von Saladin mit einem fröhlichen Hallo und von Hanna mit einem herzlichen: "Ich bin Hanan" begrüßt. Selbst geprägt vom "harten Flüchtlingsschicksal" seiner Eltern ("sie wurden nicht gut aufgenommen"), sprach er mit Hilfe von Majd, der ein sehr gutes Englisch spricht, auch über die Perspektiven, Stichwort Anschlusswohnungen, für die Neuankömmlinge. Gemeinsam mit den Wohnbaugesellschaften VS wolle man im Januar ein Konzept erarbeiten, damit ein bestimmter Anteil der Appartements, man sprach von 20 Prozent, für Flüchtlingsfamilien zur Verfügung stehen. "Wie bei den Schulen wollen wir auch in den Wohngebieten keine Ghettoisierung."

Stichwort Schulen: An eine Außenstelle der Südstadtschule ist gedacht, um Flüchtlingskinder gemeinsam mit anderen Gleichaltrigen zu unterrichten. Da die Ècole Romäus nicht besonders stabil gebaut und der Sanierungsaufwand groß sei, lenkt die Stadt nun den Blick zur alten Hebammenschule (früheres Villinger Klinikum). Nicht zuletzt ging es auch um berufliche Perspektiven. Kubon fragte bei jedem Besuch, welchen Beruf der Familienvater habe. Die meisten, bemerkte Feuerstein, haben handwerkliche Fähigkeiten, der eine Schreiner, der andere Elektriker. Während Tee oder arabischer Kaffee den Gästen angeboten wird, zeichnet Kubon mögliche Wege auf, wie die Männer wieder Fuß fassen könnten. "Unsere Technischen Dienste sind überaltert, zudem haben wir offene Stellen."

Vorausgesetzt natürlich, dass das Asylverfahren positiv abgeschlossen und der Integrationskurs absolviert sei. Nicht nur angesichts der demographischen Entwicklung in diesem Land und dem Fachkräftemangel sieht Kubon den Flüchtlingszuzug positiv: "Sie sind für uns mittelfristig ein Segen."