Freizeit: Auch 94-Jährige hält sich mit Samba und Walzer fit
VS-Villingen. "Ich bin ja ums Tanzen betrogen worden" – Ilse Siebert versäumt keinen Tanznachmittag in der Seniorenbegegnungsstätte am Romäusturm. Die 94-Jährige war 17, als der Krieg ausbrach. Um was sie damals gebracht wurde, holt sie inzwischen an jedem Montagnachmittag nach, wenn Christel May und Günter Reisgies zum Tanzcafé der Senioren-Volkshochschule (VHS) laden.
Samba, Cha-Cha-Cha, Walzer und Tango, aber auch Disco werden hier getanzt, jeder, was er möchte, alleine oder als Paar. Mauerblümchen gibt es keine, es gilt immer Damen- und Herrenwahl. "Tanzen ist doch Ausdruck von Lebensfreude und ich finde, die vergnüglichste Art, im Alter fit zu bleiben", sagt Christel May, die von ihrem Tanzpartner temperamentvoll durch den Saal geschoben wird. Sie kommt seit 20 Jahren hierher und vor zwei Jahren übernahm sie die Leitung des Seniorentreffs. Ihre Aufgabe ist es, Teilnehmerlisten zu schreiben, Beiträge einzusammeln (erschwingliche acht Euro für ein halbes Jahr) und den Kontakt zur Geschäftsstelle der Senioren-VHS in Schwenningen zu halten. Der 79-jährige Günter Reisgies unterstützt sie dabei.
Gemeinsam werden Geburtstage ausgerichtet, es wird alljährlich Weihnachten gefeiert und eine Fastnachtsparty veranstaltet. Auch ein Oktoberfest haben die Senioren in ihren Kalender aufgenommen. "Jeder ist jederzeit herzlich willkommen", fährt Christel May fort, "besonders Männer", sagt sie und lacht.
Rund 30 Tänzer verbringen den Montagnachmittag zwischen 14.30 und 17.30 Uhr hier, gerne auch bei Kaffee und Kuchen, vorgehalten von den Bewirtungsdamen des DRK. Manche kommen mit dem Rollator, der hier vorübergehend ausgedient hat, denn: "man kann sich ja am Tanzpartner festhalten", sagt Günter Reisgies schmunzelnd.
Agil zu sein, das eint die tanzenden Senioren: A wie "Andere Leute treffen", G wie "Gymnastik zur Musik und von Kopf bis Fuß", I wie "in jedem Alter" und L wie "lockere Atmosphäre". Mitbringen müsse man nur gute Laune und die Freude an Bewegung zur Musik, sagt Christel May.
