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Für Schüler, Azubis und Studenten. Gereon Jörn: "Man kann mit allen Menschen auskomen".

Villingen-Schwenningen - Tim* saß weit vorne. Vorlaut, im festen Glauben urkomisch zu sein, der Typ Klassenclown, kurzum: einer, den ein Referent bestimmt besonders schätzt. Und doch: Gereon Jörn, der am Montag zum Auftakt der neuen Lernreihe "Wissen tanken" sprach, stellte an ihm den Inhalt seines Vortrags unter Beweis: Man kann mit allen Menschen auskomen.

Der vorlaute Tim also ist bei all seinem Unterhaltungswert einer von der Sorte Menschmit genügend Potenzial, um einen Vortrag ordentlich zu stören. Gerne mal dazwischen rufen, nerven, auffallen wollen. In Gereon Jörns Farbskala wäre er tiefgelb – extrovertiert und emotional.

Menschen richtig einschätzen zu können, darum ging es im Vortrag des Menschenkenners. Sein Erfolgsrezept ist klar: "Die Kunst ist es, andere für sich zu gewinnen." Diese Rechnung ging gestern schon mal auf. Zum Auftakt der neuen Lernreihe des Schwarzwälder Boten für Schüler, Azubis und Studenten waren gestern Nachmittag ebensolche in die Neue Tonhalle gekommen und hingen für eine prallvolle, inspirierende Stunde an den Lippen des Kommunikationsexperten.

Atemlos unterhielt er das Publikum, hatte es vom ersten Augenblick an gefangen. Auch Tim. Hatte der anfangs offenbar vor allen Dingen Lust daran, den Komiker raushängen zu lassen und selbst eine Show abzuziehen, war er bald Teil von Jörns Show. Und er hatte dennoch seinen Spaß daran, lachte, feixte, ließ sich aufs Korn nehmen und "arbeitete" kräftig mit. Bingo!

"Behandle andere so wie Du behandelt werden willst?" Klar. "Seid Ihr denn völlig wahnsinnig?", herrschte er die Gut-Meinenden an, Gereon Jörn wischte Omas guten Rat mit einem Handstreich vom Tisch. Hochgezogene Augenbrauen, verblüffte Augenpaare blickten den Coach an. "Mit wem kommst Du dann klar? Genau! Mit Menschen, die genauso ticken wie Du selbst." So hatten das die meisten ja noch gar nicht betrachtet. Egal ob der Chef ein Choleriker (rot – zielbewusst, dominant, fordernd), ein Melancholiker (blau – besonnen, analytisch, korrekt), ein Phlegmatiker (grün – aufmunternd, sozial, mitfühlend) oder ein Sanguiniker (gelb – enthusiastisch, umgänglich, auffallend) ist, Jörn gab den Zuhörern nicht nur ein Schema an die Hand, wie sie ihr Gegenüber richtig einordnen können. Er zeigte auch auf, worauf es welcher Sorte Mensch besonders ankommt – und damit, mit welcher Verhaltensweise man hier letztlich Erfolg hat.

Trotz riesigen Inputs artete das Referat nicht in trockene Wissensvermittlung aus – das hätte Tim auch gar nicht klaglos mitgemacht, ebenso wenig wie die übrigen meist jugendlichen Zuhörer. Nein, Jörn sprach ihre Sprache, servierte wohl dosiert Joke um Joke, um dann wieder zum Ernst des Themas zurückzukehren.

Und ganz am Ende, als er einen Exkurs zum Thema Selbstwertgefühl hielt, waren die Lachsalven verstummt. Man hätte die berühmte Stecknadel fallen hören.

Und dann wusste jeder: Egal ob rot, grün, gelb oder blau, reich oder arm, mit iPhone dekoriert oder nicht – "es sagt überhaupt nichts über den Wert aus, den Du als Mensch hast, denn Du bist eine einzigartige Sammlung aus Fähigkeiten und Fertigkeiten, das macht Dich wertvoll."