Foto: Markus Diebold

Im "Beethovenbad" geht's feucht-fröhlich zu: Narren tauchen bei Ball in Unterwasserwelt ein.

VS-Schwenningen - Spritzig und feucht-fröhlich war er, der Eröffnungsball der Schwenninger Narrenzunft. Bei ihrem vierstündigen Programm tauchten die Narren zusammen mit dem Publikum in die bunte Unterwasserwelt des Beethovenhauses, in der so einiges Kuriose, Witzige und Fantasievolle hervorkam.

Um Missverständnissen vorzubeugen, betonte Zunftmeister Martin Wittner eingangs: "Unsere Narrenzunft geht sicherlich nicht Baden, sondern bleibt Württemberg!"

Trotzdem: Das Motto war Programm, denn im "Beethovenbad Schwenninge" wimmelte es am Freitag und Samstag nur so von Schwimmflügeln, Seeräubern und Meerestieren. Das Bühnenbild versetzte die Zuschauer auf eine Insel, von der sie die flotten Tanznummern, urkomischen Szenen und die ungehemmte Spielfreude verfolgen konnten. Das eine oder andere Auge blieb da bestimmt nicht trocken, wenngleich die Kommunalpolitik überraschend wenig aufs Korn genommen wurde.

In gewohnter Manier stimmte der Fanfarenzug, dann die Harmonie auf die Fasnet ein. Den ersten Blickfang bildete der Auftritt der Garde: Sie lief erstmals zusammen mit männlichen Tänzern auf.

"Unter dem Meer" verzauberten die Power Kids das Publikum mit einer stimmigen Choreografie – und mit ihren blau-glitzernden Arielle-Kostümen. "Und jeden Tag könnt‘ ich laut johle, ich bin der Herr der Neckardohle", verkündete Kanalarbeiter Jochen Schwillo. Er plauderte munter aus seinem Leben "aus dem Untergrund", bei dem er so manches inspiziert: die Kanalarbeiten am Marktplatz, die fehlenden Parkplätze im Neckarstadtteil oder das "verlotterte" Beethovenhaus.

In die Geheimnisse von Atlantis entführten die Teenie Dancers die Zuschauer, ehe Heike und Ralf Kempter ein Loblied auf ihre Heimat sangen: "Es gibt Rechte, es gibt Schlechte, und es gibt uns Necklemer – und darauf sind wir stolz". Das Publikum stimmte sofort mit ein. Zu den "Fisch Chören" tauchte die Truppe von Markus Stegmann und Sabine Wiebler in die Meerestiefe ab. Mit der Krake Paul als Orakel und einer ausgefallen interpretierten Inszenierung von der "Fischerin vom Bodensee" begeisterten die Akteure einmal mehr.

In die perfekt inszenierte Rolle von "zwei Schachteln am Strand", Jolanda und Cordula, schlüpften Jürgen Wangler und Günther Hermel. Weil sie nicht "politisieren und kubonisieren" wollten, beobachteten sie im schicken Strand-Outfit von ihrem Liegestuhl aus das Treiben. Und hielten "Bruc Cetta", den italienischen Ober und Gigolo, – gespielt von Siegried Zölle – auf Trab. Er schenkte ihnen statt des gewünschten Proseccos das Badewasser der Narrenzunft ein.

Die Meerjungfrauen der Happy Neckar Dancers verbreiteten maritime Stimmung zu den eindringlichen Klängen von Fluch der Karibik. Die Schwantastischen hatten wieder einige Songs im Gepäck, die den einen oder anderen Seitenhieb auf die Kommunalpolitik setzten. So wurde das legendäre "Hulapalu" in eine "Ernst Reiserle"-Version umgetauft: Der Villinger Stadtrat macht sich nachts nach Schwenningen auf und findet: "Das Schwenninger Moos ist so famos."

Stehende Ovationen sind beim Eröffnungsball nicht alltäglich – für den Auftritt von Jörg und Matti Schlenker aber überaus gerechtfertigt: Zur Schwimmbad-Fundsachenversteigerung luden der Auktionator und seine Assistentin Jasmin, die "Helene Fischer der Sturmbühlstraße", die Zuschauer in das "Pfandhaus Reiner Zufall" ein. Was da alles unter den Hammer kam, sorgte für allgemeines Gelächter: eine Badekappe, "Modell Blumen-Schopfer", ein Eishockeyschläger, das "Ruder der Narrozunft", oder 500 Gramm Fußpilz – "den kriegeder im Neckarbad gratis", meinte der Auktionator. Und der Wasserfilter mit einem Kilo Haare, er sei womöglich auf den Besuch von Donald Trump im Hallenbad zurückzuführen: "Guet – schwimme kaaner. Hohl gnueg ischt er glaub." Viel Klamauk, waschechter Schwenninger Dialekt und Pointen, die perfekt saßen: Vater und Sohn hatten mal wieder alles gegeben.

Getreu dem Motto "Narrenzunft Ahoi" begab sich das NZ-Ballett auf große Kreuzfahrt. Dann lieferten sich Volker Müller als Ehrenzunftmeister der Schwenninger Narrenzunft und Rolf Rabe als Ehrenzunftmeister der Villinger Narrozunft einen närrischen Schlagabtausch in der Badewanne: Verbal treffsicher wussten sie stets, ihre eigene Zunft zu verteidigen. Vieles drehte sich um das Zähringer Narrentreffen, das laut des Schwenninger Narren nie besser werden könne als das Weißnarrentreffen vor sechs Jahren in Schwenningen. Oder um das Villinger Maskottchen Zähri, "ein roter Adler, der sieht so aus wie ein gerupfter Zollhausgockel mit Sonnenbrand." Trotzdem kamen beide schließlich überein, dass "in der gemeinsamen Stadt jeder von uns eine tolle Fasnet hat."

Nicht nur die Akteure des Männerballetts erwiesen sich schließlich mit Tanzeinlagen zu "Drunken Sailor" als erprobte Seefahrer: Auch die Zuschauer zeigten mit ihrem Applaus, dass sie im "Beethovenbad" mit der Narrenzunft den richtigen Kurs eingeschlagen hatten.

Die Mitwirkenden

Power Kids: Sophia Dengler, Neele Gahre, Paula Hauser, Linda Jauch, Paula Richt, Leonie Rosenauer, Juliane Schill, Franziska Schlenker, Lena Schreib, Noémie Stegmann. Aylin Tan, Dilara Tan, Annalena von Voigt, Lea Wiedmann. Leitung: Jasmin Hugger. Kostüme: Karin Schlenker. Jochen Schwillo als Kanalarbeiter Teenie Dancers: Magali Müller, Laura Ross, Fabienne Stoll, Julia Schäfer, Tanja Blaszczyk, Sophia von Voigt, Mandy Maier, Lena Hangarter. Leitung/Kostüme: Nathalie und Janine Hipp. Die zwei Necklemer: Heike und Ralf Kempter.

Fisch Chöre: Patrick Aichele, Andreas Gasch, Conny Gasch, Marc Grgas, Thomas Karschewski, Elke Kromer, Michelle Kromer, Bärbel und Marianne Noel, Lisa Sauter, Edeltraud und Roland Schlenker, Jürgen Stadler, Ingrid, Markus, Ulrike und Jörg Stegmann, Maja und Engelbert Wiebler. Leitung/Kostüme: Maja Wiebler und Markus Stegmann. Zwei Schachteln am Strand: Günther Hermel, Jürgen Wangler und Siegfried Zölle.

Happy Neckar Dancers: Rebecca Bielert, Alice Gleichauf, Manuela Gula, Kerstin Herzner, Sonja Kuner, Simone Maier, Carola Mink, Bettina Müller, Bianca Rosenauer, Barbara Schlenker, Melanie von Voigt. Leitung/Kostüme: Bianca Rosenauer.

Die Schwantastischen: Raphael Jetter (Gitarre) Bernd Scheuber und Andreas Schlenker (Gesang), Marcel Scheuber (Cajon). Kaasch vergesse: Jörg und Matti Schlenker. NZ-Ballett: Dominique Diana Hirt, Eva Nauditt, Nathalie Hipp, Tina Kehder, Jana Mink, Natascha Kemler, Monika Jauch, Mareike Thiele, Kathrin Papke. Leitung/Kostüme: Dominique Hirt, Eva Nauditt, Susan Hirt. Ezuber: Volker Müller und Rolf Rabe.

Männerballett: Frank Zölle, Stephan von Voigt, Stefan Henseleit, Gordon Herzner, Markus Bösinger, Oliver Kaltenmark, Florian Radlinger, Johannes Hellstern, Christian Rudel, Wilhelm Schäfer. Leitung/Kostüme: Corinna Benz. Moderation: Jessica Jetter und Jonas Schlenker .

Garde der Narrenzunft: Dominique Diana Hirt, Eva Nauditt, Nathalie Hipp, Tina Kehder, Jana Mink, Natascha Kemler, Monika Jauch, Mareike Thiele, Kathrin Papke, Simon Breithack, Jürgen Kik-stein, Dennis Westphal, Oliver Kaltenmark, Max Nauditt, Florian Radlinger und Jens Peter. Leitung: Eva Naudit, Dominique Hirt.

Moosmulle-Tanz: Leitung: Ulrike Irion.

Fanfarenzug: Leitung: Volker Baier.

Harmonie Schwenningen: Leitung: Harald Leibold . Regie und Organisation: Vergnügungsausschuss. Sprecher Ully Hugger.

Licht und Ton: Bernhard Steinel, Stephan Waltz, Werner Zarbock. Kulisse und Requisiten: Nadine und Werner Zarbock. Bühnencrew: Steffen Speck, Alfred Schlenker, Jochen Flaig, Carsten Kromer.