Der Einzige Eingang zur Unterführung am Rösslekreisel, der noch zugänglich ist, befindet sich vor der Stadtbibliothek. Foto: Streck

Unterm Rösslekreisel besteht noch eine intakte Unterführung. Geschichtsträchtige Verbindung am Bahnhof.

Villingen-Schwenningen - Im Schwenninger Untergrund liegt so einiges verborgen. Kaum mehr im Bewusstsein der Bürger ist die zugemauerte Unterführung unter dem Rösslekreisel und, dass die Verbindung vom Bahnhof zur Neckarstraße geschichtsträchtig ist.

Anfang der 80er Jahre gehörten Unterführungen zum Zeitgeist. Damals wurde die unterirdische Verbindung für Fußgänger vom Rössleparkplatz zum Kaufring und unter der Marktstraße zum Muslenplatz gebaut. Unterhalb der Treppe zur Stadtbibliothek war der vierte Eingang in die Tiefe. Als im Jahr 2000 der Rösslekreisel entstand, verlor die Unterführung an Bedeutung und wurde zugemauert. Heute noch sind bei der Stadtbibliothek und beim Modehaus Götz die Eingänge zu sehen.

Der Großteil des Bauwerks habe keine Funktion mehr, sagte Baubürgermeister Rolf Fußhoeller. Lediglich die Zugänge bei der Bibliothek zur Alten Herdstraße hin und beim Modehaus Götz sind Fluchtwege der beiden Häuser. Außerdem bestehe noch ein Kellerraum für das Modehaus, ein Zugang zur Heizung der Bibliothek und ein Trafo der Stadtwerke.

Da das unterirdische Bauwerk nicht marode sei, bestehe keinerlei Handlungsbedarf, so Fußhoeller. Dennoch werde die stillgelegte Unterführung Thema bei der Neugestaltung der Schwenninger Innenstadt sein. Unter dem Treppenabgang beim Modehaus Götz zur Unterführung sei noch die stillgelegte Lüftungsanlage der Stadtbibliothek zu sehen.

Die Bibliothek wird seit einem Jahr mit einer Deckenstrahlheizung versorgt. Da der Abgang baulich in schlechtem Zustand und die Lüftungsanlage nicht gerade ein Blickfang seien, ist an Abriss gedacht.

Die zweite Unterführung in Schwenningen ist beim Bahnhof und führt in den Neckarstadtteil. Sie wurde vor der Landesgartenschau von damals 65 auf 25 Meter verkürzt, verbreitert, hell mit LED-Platten gestaltet und führt direkt vom LGS-Gelände ins Bahnhofsgebäude. 1908 wurde sie nach Abschluss eines Genehmigungsvertrages mit der Reichsbahn von der königlichen Staatseisenbahnverwaltung gebaut, berichtet Ingeborg Kottmann von der Stabsstelle Stadtarchiv. Die Baugenehmigung hing davon ab, heißt es in den alten Unterlagen weiter, dass zunächst der Verlauf des Neckars verlegt werden müsse. Früher floss er unter der ehemaligen Firma Jäckle hindurch.

Bereits vom Mai 1903 gab es eine Vereinbarung zwischen der Eisenbahndirektion Rottweil und der Gemeinde Schwenningen, hat Ute Schulze vom Stadtarchiv herausgesucht. Dieser Text besagt unter anderem, dass die Kosten mit 18 000 Mark veranschlagt wurden und der Betrag von 11 600 Mark von der Gemeinde Schwenningen, der Rest von der Eisenbahnkasse Rottweil zu zahlen ist. Die Hälfte musste Schwenningen zu Beginn, die andere Hälfte nach Beendigung der Arbeiten an die Eisenbahnkasse zahlen. Zudem hieß es: "Die Reinigung und Beleuchtung sowie die künftige Unterhaltung des Durchlasses ist Obliegenheit der Gemeinde, wogegen eine durch eine spätere Bahnhofserweiterung etwa nötige Verlängerung desselben auf Kosten der Eisenbahnverwaltung ausgeführt wird."

Auf diese Vereinbarung nimmt die zwischen der Generaldirektion der Staatseisenbahnen in Stuttgart und Schwenningen 1906/07 Bezug: Die Fußgängerunterführung zwischen Nebengebäude und Verwaltungsgebäude wird der Erweiterung des Bahnhofs entsprechend verlängert.