Wer wird Nachfolger von Bürgermeister Rolf Fußhoeller im Schwenninger Rathaus? Elf Bewerber gibt es, fünf sind jetzt in der engeren Wahl. Foto: Archiv/Montage: Ulm

Wer wird Nachfolger von Bürgermeister Fußhoeller? CDU und FW verärgert über Indiskretionen. Mit Kommentar.

Villingen-Schwenningen - Handelt es sich tatsächlich um eine gezielte Indiskretion, um den vermeintlichen Favoriten der bürgerlichen Parteien zu demontieren? Kaum sind die Namen der ernst zu nehmenden Fußhoeller-Nachfolger bekannt, liegen teils die Nerven blank. Hinter den Kulissen tobt ein Machtkampf.

Drei Monate bevor der Gemeinderat den neuen Bürgermeister der Stadt VS wählt, gibt es auf der einen Seite große Verärgerung, auf der anderen eher Verwunderung darüber, dass nicht nur die Namen der interessantesten Kandidaten um den Posten im Schwenninger Rathaus bekannt wurden, sondern auch gleich der Verwaltungsmann genannt wurde, auf den sich das bürgerliche/konservative Lager und damit die Mehrheit im Rat fixiert hat.

Während die Bündnisgrünen eher wortkarg und die Genossen mit Erstaunen auf das Durchsickern der Namen reagierten, machten die Bürgerlich-Konservativen aus ihrem Ärger keinen Hehl. Aus diesen Kreisen wurde sogar die Vermutung laut, wie der Schwarzwälder Bote erfuhr, dass damit das Ziel verfolgt werde, den Favoriten zu disqualifizieren. "Wir haben sicherlich keine Informationen heraus gegeben", versicherte Klaus Martin, Stadtrat und Stadtverbandsvorsitzender, nichts anderes war von den Freien Wählern zu hören.

Klaus Martin zeigte sich sehr verärgert, dass über Indiskretionen Namen von Kandidaten bekannt wurden. Und er vermutet, dass aus taktischen Gründen Einzelheiten über Kandidaten bewusst von bestimmten Personen an die Öffentlichkeit gebracht wurden. "Das ist eine Finte von einer bestimmten Stelle", sagte Martin. "Es gibt keinen Favoriten", stellte er weiter klar.

Wolfgang Berweck (FW) zeigte sich ebenfalls verärgert. "Es sind alle stocksauer", beschrieb er die Lage in seiner Fraktion. "Es gibt keine Festlegung auf einen Kandidaten", sagte der Stadtrat im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten. Gestern Abend wollten sich die beiden Fraktionen zusammensetzen und beratschlagen, wie sie weiter vorgehen. Heute wollen sie eine Erklärung abgeben.

Fakt ist, dass wohl elf Männer und Frauen Bürgermeister Rolf Fußhoeller beerben würden. Fünf davon wurden in die engere Wahl gezogen. Gute Chancen werden Detlev Bührer eingeräumt. Der Diplomverwaltungswirt leitet seit bald 15 Jahren das Rechnungsamt in Denzlingen (Kreis Emmendingen) und ist auch für diverse technische Betriebe im Gemeindeverwaltungsverbund Denzlingen verantwortlich. Der 48-Jährige legt vor allem Wert auf gegenseitige Wertschätzung sowie Offenheit und Transparenz, sagte er im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten.

Verschnupft über diese "Vorauswahl" zeigten sich vor allem die Sozialdemokraten, die den Verwaltungsfachmann Bührer nicht für den geeigneten Kandidaten halten. In SPD-Kreisen wird vermutet, dass dieser deshalb die besten Karten habe, "weil er ein CDU-Parteibuch besitzt". Verstimmt ist man auch deshalb, "weil einige Fachleute aus dem technischen Bereich auf der Bewerberliste stehen", so Stadrat Bernd Schenkel. Zum Beispiel Andreas Neureuther, Bauingenieur und Architekt aus Neu-Ulm, der bereits ein Baudezernat geleitet hat. Ebenso auf der Liste: Claudia Baumgartner, Mutter von drei kleinen Kindern aus Pirna, die in Landshut ein Amt für Stadtentwicklung und in Töging ein Bauamt leitete. Vom Fach ist auch Thomas Burzan, der ehemalige Fachbereichsleiter Bauen in Rottweil. Der Fünfte im Bunde ist Joachim Kölz (50), Baubürgermeister aus Bietigheim-Bissingen.

Wer letztlich Nachfolger von Rolf Fußhoeller wird, entscheiden im Übrigen nicht Vertreter einzelner Fraktionen im kleinen Kreis, sondern der gesamte Gemeinderat in einer Sondersitzung im Februar. Und im Rat haben CDU und FW die Mehrheit.

Kommentar: Strategisch

Uwe Klausner

Das kann ja heiter werden für die fünf möglichen Kandidaten, die in VS Bau-Bürgermeister werden wollen. Kaum sind ihre Namen bekannt, beginnt hinter den Kulissen ein Machtkampf zwischen den politischen Lagern. Und SPD-OB Rupert Kubon weiß sich ebenfalls als Stratege zu positionieren, ist aus gut informierten Kreisen zu hören. Alle Seiten wollen ihre Kandidaten durchbringen. Und daher reagieren CDU und FW äußert verärgert. Die beiden Fraktionen versichern, keine Namen an die Öffentlichkeit gebracht zu haben. Die SPD wirft den Bürgerlichen vor, beim vermeintlichen Favoriten neben Qualifikationen auf das Parteibuch zu schielen, was CDU und FW zurückweisen. Den Kandidaten dient das Gerangel nicht. Der Stadt und ihren Bürgern auch nicht, die von der Verwaltung und dem Gemeinderat solide Arbeit verlangen, kein Gerangel und keinen Machtpoker.