Die Arbeiten für den Deutenberg-Neubau sind im Frühjahr 2016 gestartet. Fotos: Archiv Foto: Schwarzwälder-Bote

Gymnasium am Deutenberg: Neubau und Containerersatzbau werden feierlich übergeben / Zusammenarbeit mehrfach gelobt

Grund zum Feiern gab es am Dienstagabend für das Gymnasium am Deutenberg (GaD) noch pünktlich zum Schuljahresende: Der Neubau sowie der Containerersatzbau wurden von der Stadt übergeben. Damit ist der erste Teil des Megaprojekts geschafft.

VS-Schwenningen. "So sieht Schule aus, wie wir sie uns vorstellen", meint GaD-Schulleiter Manfred Koschek sichtlich erleichtert darüber, endlich an diesem Punkt stehen zu können: im multimedialen Raum im Erdgeschoss des Neubaus. Denn nicht nur ihm, sondern auch vielen anderen Beteiligten des Megaprojekts Sanierung und Erweiterung GaD werden bei der Einweihung die letzten Monate und Jahre durch den Kopf geschossen sein, in denen – mitunter durch stetige Kostensteigerungen – so manch eine Hürde überwunden werden musste.

Trotzdem will der Schulleiter im Beisein von zahlreichen Gästen vielmehr die "produktive und konstruktive Zusammenarbeit" mit den zahlreichen Involvierten – 20 Büros, mitunter bei der Stadt, seien beteiligt – in den Vordergrund stellen: "Das Gebäude ist das Ergebnis dieser Zusammenarbeit."

Mediale Ausstattung

Neben dem "Herzstück", dem Multifunktionsraum, sind unter anderem sechs Klassenzimmer im Neubau untergebracht. "Hier findet 2018 und 2019 das Abitur statt", versichert Koschek. Zwei Jahre wird der Neubau Heimat für die Oberstufe sein, dann kommen die fünften und sechsten Klassen von der Hallerhöhe hinein. Der Schulleiter unterstreicht zudem die vorbildliche mediale Ausstattung, mit der nicht nur der Neubau, sondern auch der Containererweiterungsbau ausgestattet sind. Diese Ausstattung sei eine notwendige Basis für die Bildungsarbeit, wenngleich soziale und personelle Kompetenz eine ebenso wichtige Rolle spielten.

Spürbare Veränderung

Von einer "Bildung 4.0" spricht die Elternbeiratsvorsitzende Petra Krauss, die am GaD eine spürbare Veränderung und Aufbruchstimmung bei Schülern und Lehrern auslöse. Vision, detaillierte Planung, Kommunikation oder Anpassungsfähigkeit sind Begriffe, die die Beiratsvorsitzende mit dem Großprojekt verbindet. "Wir stehen heute am Etappenziel und haben Wunderbares erreicht", fasst sie zusammen.

Für ihn sei der Neubau der schwierigste Part beim GaD-Großprojekt gewesen, gibt Matthias Hotz vom Architekturbüro Hotz Architekten aus Freiburg zu. 2013 hatte sich das Büro in einer Auswahl für die Sanierung des von Günter Behnisch entworfenen Hauptgebäudes qualifiziert, erst später sei die Planung eines Neubaus hinzugekommen. Lässt sich die Schule eines so berühmten Architekten – als Kulturdenkmal – überhaupt sanieren? Wie nähert man sich Behnisch am besten? Mit diesen Leitfragen sei das Büro an die Gesamtplanung gegangen.

Planerische Herausforderung

Behnischs Entwurf zum Hauptgebäude habe durch eine straffe Gliederung sowie die Einfügung in den Vorplatz und in den Schulhof bestochen, berichtet Hotz. So sei die Idee aufgekommen, mit dem Erweiterungsbau ein Gegenüber für das Hauptgebäude zu schaffen, das sich auf den südlichen Vorplatz öffnet und sich dem Pausenhof anschließt.

Farbliche Anpassung

Während Behnischs Variante ein Vollmontagbau ist, sei der Neubau in Kontrast ins Kleinstarbeit mit 70 000 Schindeln bestückt worden. Der Grauton des Hauptgebäudes werde aber in den Schindeln wieder aufgegriffen, erklärt Hotz. Pünktlich zu Beginn der Ferien kann die Sanierung im mittlerweile leergeräumten Hauptgebäude starten. Im Containerersatzbau, der vergangene Woche bezogen wurde, ist ab nächstem Schuljahr die Mittelstufe untergebracht.

Auch der Architekt lobt die Zusammenarbeit mit allen Beteiligten, wenngleich es "manche turbulente Gemeinderatssitzung" gegeben habe. Dass besonders Schulleiter Manfred Koschek einen nicht unerheblichen Anteil zum Gelingen des Projekts beitragen hat, macht Hotz scherzhaftdeutlich: Nach den Sommerferien werde Koschek seinen Schulleiterposten an den Nagel hängen und beim Architekturbüro als Bauleiter sowie Pressesprecher anfangen, kündigt Hotz gegenüber Oberbürgermeister Rupert Kubon an.

Bildhafte Einstimmung

Dieser vergleicht die Übergabe des Neubaus mit der Ouvertüre einer Oper: Sie sei die Einstimmung auf etwas, was Lehrer und Schüler endgültig in zwei Jahren erleben werden, wenn das 25,8 Millionen teure Großprojekt Sanierung und Erweiterung vollendet ist. Die derzeitige Unterbringung der Schüler sei wie eine Generalprobe. Doch Kubon kann bereits jetzt versichern: "Diese große Oper wird – im Gegensatz zu vielen anderen – mit einem Happy End enden."

 25. März 2015: Nach zähmen Ringen fasst der Gemeinderat den Projektbeschluss, das denkmalgeschützte Gymnasium am Deutenberg für 24,21 Millionen Euro zu sanieren und durch einen Neubau zu erweitern. Das Büro Hotz Architekten aus Freiburg ist für die Planung zuständig. Der Baustart für den Neubau ist für Frühjahr 2016 vorgesehen, die Fertigstellung zum Schuljahr 2016/17. Dann soll auch die Umlagerung der Schüler in einen Containerersatzbau erfolgen.

 Januar 2016: Der Zeitplan muss modifiziert werden: Die Ausschreibung für den Containerersatzbau wird aufgehoben, weil die eingegangenen Angebote zu teuer beziehungsweise nicht rechtlich verwertbar waren. Eine neue Ausschreibung ist erforderlich. Da eine Übersiedlung der Schüler nur zu Beginn eines Schuljahres sinnvoll ist, wird der Containerersatzbau um ein Jahr, zum Schuljahr 2017/18 hin, verlegt. Die Planungen für den Neubau laufen wie gehabt.

 April 2016: Die Baumaßnahmen für den Neubau vis-à-vis zum Hauptgebäude starten wie geplant. Neben einer Bibliothek und einem Multifunktionsraum soll eine neue Medienausstattung mit sogenannten Whiteboards den neuen Lernort prägen. Eine Fertigstellung ist für Frühjahr 2017 vorgesehen.

 Juli 2016: Nächster Rückschlag für das Projekt Neubau und Erweiterung: Die neuesten Berechnungen ergeben eine Kostenzunahme von 2,6 Millionen Euro auf 26,8 Millionen Euro. Im Gemeinderat kommt Kritik auf, sodass es zu keinem Beschluss über die Steigerung kommt. Auch die Container sollen erstmal nicht ausgeschrieben werden. Lehrer und Eltern fühlen sich ausgebremst.

 September 2016: Die Baukommission, in der die Kosten detailliert aufgelistet werden, tagt. Einsparmöglichkeiten gibt es laut Baubürgermeister Detlev Bührer kaum. Bis Dezember soll die neue Ausschreibung der Container laufen.

 Dezember 2016: Der Gemeinderat fasst den Beschluss zur Erhöhung des Budgets um 1,6 Millionen Euro sowie den Projektbeschluss mit neuen Kosten von 25,8 Millionen Euro. Zudem beschließt er die Vergabe für den Containerersatzbau an die Firma Recon aus Österreich. Diese Maßnahme liegt bei 1,9 Millionen Euro, rund 1 Millionen Euro kann im Vergleich zur ersten Ausschreibung eingespart werden.

 Januar 2017: Schulleiter Manfred Koschek lädt zum "Neujahrsempfang" in den vorangeschrittenen Neubau ein. Die Maßnahmen rund um Erweiterung und Neubau liegen im Zeitplan.

 April 2017: Die Firma Recon errichtet auf dem Gelände zwischen Schulverbund Deutenberg und Sportplatz einen zweigeschossigen Ersatzbau aus 200 Containern. Hier sollen die Schüler der Mittelstufe sowie die Verwaltung in den kommenden zwei Schuljahren untergebracht werden.

 Juli 2017: Der Neubau ist fertiggestellt und wird von der Stadt übergeben. Die Oberstufe soll ab dem kommenden Schuljahr hier unterrichtet werden. Auch das Containerdorf ist bezugsfertig. Ab sofort ist der Altbau leer und kann gemäß der Planungen saniert werden.